Die Vielfalt kultureller und religiöser Praktiken im Umgang mit Tod, Bestattung und Trauer ist spätestens seit dem Aufschwung globaler Migrationsbewegungen ein wichtiges Thema in Forschung und Praxis geworden. Vor allem muslimische Bestattungen und Gräberfelder rückten dabei zunächst in den Vordergrund.
Ein geöffneter Sarg steht in der Trauerhalle eines Berliner Krematoriums, in ihm ein über siebzigjähriger Verstorbener. Rechts und links von ihm sind je drei große Kerzenständer aufgestellt. Hinter dem Ensemble befindet sich eine Bühne mit Redner*innenpult, auf der erzählt, aber auch gesungen und rezitiert wird. In den Stuhlreihen vor dem Sarg sitzen laut weinende Menschen, vor ihnen ist Technik zum Livestreamen der Abschiednahme aufgebaut.
"Sie residieren an den Hängen der beiden sich landschaftlich sanft erhebenden Hügelketten, zwischen denen die Wart eingebettet ist. Sie sehen von dort herunter auf all das in den Jahrhunderten Gewachsene, auf den Verkehr, auf die Geschäftigkeit des Alltags, auf die großen und kleinen Hoffnungen der Menschen und deren stets unwägbares Geschick." Diese Sätze leiten ein Sammelwerk über die sechs Friedhöfe sowie einige Gedenkstätten in Oberwart ein, einer Kleinstadt von rund 8.000 Einwohner im Burgenland.
Der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg umfasst ausgewiesene Bereiche für verschiedene religiöse und kulturelle Gruppen, darunter auch die Baha'i-Gemeinschaft. Ein kleines Gräberfeld der Baha'i-Gemeinschaft liegt hinter der Kapelle 13 in Grablage Bo 72. Dieser Bereich ist für die Bestattung von Bahá'í-Anhängern vorgesehen und folgt den spezifischen Bestattungsbräuchen und -praktiken des Bahá'í-Glaubens.
Das Oberhaupt der Serbisch-Orthodoxen Kirche, Patriarch Porfirije Peric aus Belgrad, besuchte im Juni 2024 den Ohlsdorfer Friedhof und segnete das serbisch-orthodoxe Grabfeld für aktive Gemeindemitglieder. "Mit dem Grabfeld sind die Menschen, die seit Jahrzehnten hier wohnen, endlich auch auf diese Weise angekommen."
Am 20. Juni dieses Jahres wurde das neue Kolumbarium "Die Eiche" in Lübeck eröffnet, das hier schon vor zwei Jahren vorgestellt wurde (Ausgabe Nr. 158, III, 2022 - September 2022). Die Initiatoren Peggy Morenz und Michael Angern feierten die Eröffnung mit Freunden und Partnern.
Der Umgang mit dem Tod erscheint im kulturellen oder religiösen Kontext als ein wandelbares gesellschaftliches Konstrukt und veränderte sich im Laufe der letzten Jahrtausende, Jahrhunderte und Jahrzehnte ebenfalls in seiner Darstellung und (Er-)Forschung. Gerade durch die fortschreitende Digitalisierung, neue Forschungsmethoden und neue handwerkliche Techniken, ist das Themenfeld der Sepulkralkultur ein sich ständig wandelnder Forschungsbereich.
Die Konferenz-Videos der Fachtagung "Vom Grab zum Grün. Zur Transformation historischer Friedhöfe" am 1./2. Februar 2024 in Berlin sind auf YouTube in einer Playlist verfügbar.
Transformationen, sie geben Auskunft über Mechanismen der Erzeugung und Einhegung von Ungleichheiten und legen nahe, dass eine Korrespondenz zwischen der gesellschaftlichen und der subjektiven Ebene der Verarbeitung von Todesfällen existiert.
Der landeseigene Friedhof Ruhleben im Berliner Ortsteil Westend (Ortslage Ruhleben) ist ein seit 1952 bestehender Parkfriedhof mit einer Größe von 13,9 Hektar. Auf seinem Gelände befindet sich das seit 1975 betriebene Krematorium Ruhleben.