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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Die Hamburger Maler-Dynastie Speckter

Autor/in: H. Boysen
Ausgabe Nr. 164, I, 2024 - März 2024

Erwin und Otto Speckter waren Söhne von Johannes Michael Speckter, der die Lithographieanstalt Speckter & Co. in Hamburg besaß. Erwin Speckter lebte von 1806 bis 1835 in Hamburg. Er war eigentlich Historienmaler. Da es in Hamburg damals keine Kunstakademie gab, ließen sich die Hamburger Maler zur Vervollkommnung ihrer technischen Fähigkeiten an den Akademien von Kopenhagen, Dresden, Düsseldorf und München ausbilden.

Es wurden auch Studienreisen nach Skandinavien und Italien unternommen. Erwin Speckter wurde durch Carl Friedrich von Rumohr gefördert. Schon 1823 unternahm er eine Reise durch Schleswig-Holstein. Von 1825 bis 1827 studierte Erwin Speckter in München. 1827 reiste er durch die Schweiz und 1830 nach Italien. Er befand sich immer in Begleitung anderer Hamburger Maler. Bis 1834 arbeitete Erwin Speckter in Rom im Kreis der Nazarener. Aus dieser Zeit stammt das bekannte Gemälde "Eine Albanerin", das sich im Besitz der Hamburger Kunsthalle befindet. Es ist die Darstellung einer idealisierten Frauengestalt. Nach seiner Rückkehr aus Italien nach Hamburg widmete sich Erwin Speckter norddeutschen Motiven, zum Beispiel der Darstellung einer Frau in ihrem Haus und Arbeitsumfeld. Er malte auch Landschaften mit Staffage. Im Jahr 2019 gab es in der Hamburger Kunsthalle eine große Ausstellung über die Hamburger Schule des 19. Jahrhunderts, in der viele Bilder von Erwin Speckter zu bewundern waren. Sein Grabmal befindet sich im Freilichtmuseum Heckengarten auf dem Ohlsdorfer Friedhof.
Otto Speckter lebte von 1807 bis 1871 in Hamburg. Er war Lithograph und Illustrator und arbeitete in der Firma seines Vaters. 1834 wurde er dort Teilhaber. 1852 hat er die Firma verkauft. Er wurde zunächst durch Lithographien bekannt. Der Schwerpunkt seiner Arbeit war aber die Illustration von Büchern durch Figurenbilder, Vignetten und Arabesken.


Hans Speckter (W. Riffarth, Public domain, via Wikimedia Commons; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:HansSpeckter.jpg ) (1)

Er illustrierte den "Kleinen Katechismus" Martin Luthers sowie Fritz Reuters "Hanne Nüte" und "Hännchen und die Küchlein". Er erhielt Zeichenunterricht u. a. bei Gerdt Hardorff d. Ä. Im Jahr 1823 reiste er mit seinem Bruder Erwin und Carl Julius Milde durch Schleswig-Holstein und lebte von 1825 bis 1827 auch in Lübeck. 1832 war er Gründungsmitglied des Hamburger Künstlervereins. Nach ihm ist die Otto-Speckter-Straße in Barmbek-Nord benannt. Die Familiengrabstätte auf dem Ohlsdorfer Friedhof befindet sich zwischen Kapelle 2 und der Waldstraße. Hans Speckter, der Sohn Otto Speckters, wurde 1848 in Hamburg geboren und starb 1888 in Lübeck. Er war Illustrator und Genremaler. Seine erste Ausbildung erhielt er von seinem Vater und bei Louis Asher und Martin Gensler in Hamburg. Von 1866 bis 1870 studierte er an der Weimarer Kunstschule und ab 1972 in München. In den Jahren 1876/77 reiste er durch Italien. Die Italien-Bilder sind Höhepunkte seines Schaffens. Seit 1884 war er Lehrer an der Hamburger Mädchengewerbeschule. Er arbeitete auch als Illustrator, Schriftsteller und Rezensent für den Hamburgischen Correspondenten. Auf seine Initiative ist die Gründung des Museums für Hamburgische Geschicht zurückzuführen.

Um 1880 schuf er ein außergewöhnliches Bild, das in der Hamburger Kunsthalle zu sehen ist. Es heißt Auf der Galerie des Hamburger Stadttheaters und ist nur 28x39 cm groß. Es ist ein bedeutendes kulturgeschichtliches Dokument für die Hamburger Theatergeschichte. Von der Aufführung auf der Bühne ist nichts zu sehen. Auf dem Bild zu sehen sind statt dessen die Zuschauer auf der oberen Galerie als Rückenfiguren, die in den erleuchteten Bühnenraum blicken - ein ungewöhnliches Motiv!Hans Speckter schuf auch die Kartons für den Vorhang des Hamburger Stadttheaters. Er illustrierte außerdem das Hausbuch aus deutschen Dichtern seit Claudius. Er war Mitglied des Hamburger Künstlervereins von 1832. Hans Speckter starb 1888 an Schwermut erkrankt in der Staatlichen Lübecker Heilanstalt.


Otto Speckter in seinem Atelier (Otto Speckter, Public domain, via Wikimedia Commons; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Speckter_Otto_in_seinem_atelier…) (2)

Grabmal für Erwin Speckter im Ohlsdorfer Freilichtmuseum Heckengarten (Foto: H. Boysen) (3)

Werke der Speckter-Familie befinden sich im Museum für Kunst und Gewerbe, dem Museum für Hamburgische Geschichte und der Hamburger Kunsthalle. In der Online-Sammlung der Kunsthalle sind sehr viele Werke der Speckter-Familie abgebildet. Schon im Jahr 1907 erschien im Jahrbuch der Hamburger Kunstfreunde ein Beitrag von Alfred Lichtwark mit dem Titel "Die Familie Speckter und Hamburg".


Grabmal der Familie Speckter auf dem Familiengrab in Ohlsdorf (X 21, 134-41); in das Grabmal wurde der historische Grabstein für Otto Speckter eingearbeitet, der auf dem St. Petri-Kirchhof stand (Foto: H. Boysen) (4)
Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Bestattung - alles öko? (März 2024).
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