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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Die Urne aus der Alster

1906 verstarb der 76-jährige Louis Wolff in Hamburg.

Sein Leichnam wurde nachweislich im Alten Krematorium eingeäschert und die Asche in eine reichverzierte Urne aus Bronze gefüllt. Symbole der Verbrennung, Flammen und der Vogel Phönix schmücken ihr Äußeres. Eingraviert sind seine Lebensdaten und im Sockel: Guss von P. Stotz Stuttgart. Für die oberirdische Aufstellung war sie konstruiert. Ob sie nun im Kolumbarium des Krematoriums oder im Freien des umgebenden Urnenhains gestanden hat, man weiß es nicht. Aufgelassen und geräumt wurde der Friedhof 1980. Drei Jahre später fand ein Hobbytaucher diese Urne auf dem Grund des Alsterlaufs in Hamburg-Eppendorf, 4 km Luftlinie entfernt vom Alten Krematorium. Auf unbekannte Weise ist sie dorthin gelangt, vielleicht hatte sie zwischenzeitlich Aufnahme in den privaten Räumen eines Hinterbliebenen gefunden und wurde dann aus unerklärlichen Gründen in die Alster geworfen: eine pietätlose Entsorgung oder eine Flussbestattung, die erste in Deutschland?

bronzeurne
"Bronzeurne von 1906" (Foto: Schulze)

Der Taucher schenkte die geborgene Urne dem Museum Friedhof Ohldorf. Hier bereichert sie seit 2001 die Sammlung zeittypischer Urnen.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Urne im Wohnzimmer? (Mai 2003).
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