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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Assistierter Suizid. Hintergründe, Spannungsfelder und Entwicklungen von Angelika Feichtner und Ulrich Körtner


Das Thema ist seit dem Urteil des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Februar 2020 zur Aufhebung des § 217 des Strafgesetzbuches zur Strafbarkeit der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung vom 3. Dezember 2015 wieder sehr aktuell. Das Gericht hatte das 2015 beschlossene Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung für nichtig erklärt und betont, dass die Freiheit, sich das Leben zu nehmen - als Ausdruck des Rechts auf selbstbestimmtes Sterben - auch die Freiheit umfasse, "hierfür bei Dritten Hilfe zu suchen und Hilfe, soweit sie angeboten wird, in Anspruch zu nehmen". Insbesondere wegen gesetzlicher Änderungen in Österreich haben sich die Herausgeber:innen dazu entschlossen, das Thema ausführlich zu beleuchten. Ebenso werden internationale Regelungen und Erfahrungen beschrieben. Der Band besteht aus vier Teilen mit insgesamt 38 Beiträgen. Im ersten Teil werden allgemeine Grundlagen des assistierten Suizids dargestellt und es erfolgt eine Annäherung an die Motive und Ursachen für den Wunsch nach suizidalem Handeln. Der zweite Teil beleuchtet den assistierten Suizid aus verschiedenen Perspektiven. Ein wichtiges Thema, das in einigen Beiträgen behandelt wird, ist die Rolle von Palliative Care in Bezug auf assistierten Suizid. Insbesondere Verbände und Vereine des Palliativ- und Hospizwesens lehnen die Beihilfe grundsätzlich ab. Dennoch entbindet dies nicht von der Verantwortung zu entscheiden, ob sie todkranke Menschen begleiten bzw. eine Begleitung vermitteln. In Deutschland wird häufig betont, dass es den Wunsch nach Suizid bzw. Suizidbeihilfe weniger geben würde, gäbe es eine gute palliative Versorgung. Dem widersprechen allerdings Erfahrungen etwa aus Australien und Kanada, die im dritten Teil ausgeführt werden. Auch die meist unzureichende Rolle der Pflege bezüglich des assistierten Suizids wird thematisiert. Der vierte Teil beschließt den Band mit zwei sensiblen und eindringlichen Erzählungen von Psychotherapeutinnen, die schwerstkranke Frauen mit und ohne assistierten Suizid begleiten. Das Buch ist sehr lesenswert und eine Empfehlung für jeden, der sich zu diesem Thema ein differenzierteres Bild machen möchte.

Angelika Feichtner, Ulrich Körtner u. a. (Hrsg.), Assistierter Suizid. Hintergründe, Spannungsfelder und Entwicklungen, Wiesbaden 2022.

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