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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Friedhöfe in Australien

Wer hier in Hamburg den Menschen die Schönheiten des Ohlsdorfer Friedhofs erschließen möchte, der kann auch im Ausland an keinem Friedhof vorübergehen.

Ich reiste sechs Wochen durch Australien, bewunderte die uns fremde Natur und die recht "jungen" Baudenkmäler. So oft es möglich war, besuchte ich auch die Friedhöfe. Wer unsere Friedhöfe zum Maßstab nimmt wird enttäuscht sein. Fast alle kirchlichen und kommunalen Friedhöfe waren lediglich Begräbnisfelder ohne jegliche Gestaltung. Es gab keinen Zaun, keine Hecke, kein Wegenetz, keine Brunnen und keine Friedhofskapellen. Es sind einfache Rasenflächen mit Grabreihen. Die älteren Gräber (vor 1914) zeigen wie bei uns Engel- oder Figurenschmuck, die Gräber aus der Zeit zwischen den Kriegen wurden mit Stelen versehen. In der Zeit nach dem 2.Weltkrieg haben sich Liegeplatten durchgesetzt, die in den letzten Jahren hauptsächlich aus Bronze oder Kupferblech bestehen. Eine gewisse Eintönigkeit in Schrift und Symbolik verrät die industrielle Fertigung. Spezielle Urnengräber sind nicht vorhanden, aber auch keine anonymen Gräber. Die Gräber werden meist mit Kunstblumen geschmückt. Die intensive Sonneneinstrahlung läßt diese schnell vergilben, so daß ein ungepflegter Gesamteindruck entsteht. Landauf landab bietet sich das gleiche Bild.

Im Gegensatz dazu gibt es jetzt vereinzelt privat-kommerzielle Friedhöfe, die an unsere Friedhofsgestaltung erinnern. In der Nähe von Sydney fand ich einen Friedhof mit Krematorium namens "Palmdale". Hier finden wir eine hügelig gestaltete Landschaft mit Hainen aus Palmen und europäischen Bäumen, weite Wiesenflächen mit in Rundungen verlaufenden Wegen, mit einem Bach und einer Brücke, mit Blumen- und Buschbepflanzung. Die Erdgräber liegen alle im mustergültig gepflegten, dauernd besprengtem Rasen. Jedes Grab wird mit einer quadratischen Bronzeplatte ca., 50x50 cm belegt. Vasen sind in die Platte eingelassen, eine Erdbepflanzung ist nicht erlaubt, es dürfen zusätzliche Steckvasen benutzt werden. Wenn die Sträuße verwelkt sind, werden sie und die geliehenen Vasen vom Friedhofspersonal abgeräumt. Ein Doppelgrab in unserem Sinne gibt es nicht, ein Ehepartner kann darüber bestattet werden. Alle Gräber sind mit dem Auto erreichbar. Ein doppelspuriger Fahrweg zieht sich deshalb in Einbahnrichtung in vielen sanften Windungen durch das Gelände. Manchmal gibt es am Fahrbahnrand größere Busch- und Blumenanpflanzungen. Zwei Fuß breit vom Wegesrand begrenzen dicke Balken ein Beet. Gleich hinter dem Balken sehen wir kleine Bronzetafeln dicht an dicht in einer Reihe liegen, es sind die "Grabsteine" von Urnengräbern . Auch diese Tafeln sind beschriftet wie die normalen Grabsteine. Gleich dahinter beginnt eine Bepflanzung mit bunten Sommerblumen, dahinter kommt eine Buschreihe von Oleander, Hibiskus oder Hydrangea in einer Farbenvielfalt wie sie bei uns unbekannt ist. Ein persönlicher Blumenschmuck ist bei den Urnengräbern nicht vorgesehen. Ein anonymes Urnenfeld suchte ich auch hier vergeblich.

Auf diesem vorbildlich gepflegten Friedhof gibt es allerdings eine strenge Friedhofsordnung. Hier sind Blumen aus Seide, Kunststoff oder Holz nicht erlaubt. Ebenso keine Bilder oder Pflanzen in Töpfen und Schalen. Die ganze Anlage wird mustergültig gepflegt, die in den Rasen verlegten Platten werden nach dem Rasenschnitt von den Gärtnern abgefegt. Leider ist das kein Friedhof für alle, man muß schon etwas Geld haben, das Sozialamt zahlt hier nicht.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Gemeinschaftsgrabstätten (Mai 2000).
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