Nicht ohne Grund nimmt der Gesetzgeber die Störung der Totenruhe ernst und hat diesem Delikt im Strafgesetzbuch den gebührenden Platz zugewiesen.
Ist dieses Verbrechen für sich selbst jenseits jeder Diskussion, so gewinnt es noch an Schärfe, wenn es an jenen Ruhestätten verübt wird, die in den Gefühlen einen besonderen Platz einnehmen. Gemeint sind die Gräber von Kindern.
Ausgerechnet sie sind auf dem Friedhof Ohlsdorf, der diesbezüglich bislang nicht in den Schlagzeilen erschien, das Ziel unglaublich roher Missetäter geworden. Entsetzt mussten Angehörige der Anlage nahe der Kapelle 1, in der mehr als 30 Kinder bestattet sind, feststellen, dass die - wie es im Heft 74 von Ohlsdorf heißt -"auffallend schöne Marmorstatue" in Gestalt eines schützenden Engels abermals brutal beschädigt worden ist.
- Marmorengel auf der Kindergrabstätte(Foto: Schulze)
War bereits zuvor schon das Antlitz der Figur mit Gewalt entstellt worden, haben sich der oder die Täter anschließend - wohl um die vergangene Weihnachtszeit herum - die Arme, Hände und das in der rechten Hand gehaltene Blumengebinde vorgenommen und sie ruiniert. An der rechten Seite des Engels zu einem Häufchen aufgeschichtete Marmorsplitter der verschandelten Teile verstärken das Entsetzen der Besucher.
- Details der Zerstörung (Foto: Schulze)
In seiner Verzweiflung hat der Vater eines dort ruhenden Kindes mit einem Aufruf an der Engelfigur seinen und den Schmerz der weiteren Angehörigen Ausdruck gegeben. Unfähig, den Wahn oder die Wut des oder der Schänder zu erahnen und zutiefst verletzt, appelliert er an dessen oder deren möglicherweise noch vorhandenen Rest von Respekt für die Gefühle anderer, endlich mit den Schandtaten aufzuhören.
- Appell eines Vaters
In selbstverständlicher Solidarität mit den Angehörigen und gemäß seiner in der Satzung festgelegten Verantwortung für die Sepulkralkultur will sich der Förderkreis Ohlsdorf um eine Restauration der Figur bemühen und dafür auch die Kosten übernehmen.