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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Auf ein Wort

Zur Vorstandswahl am 31. März 2008

Eine Partei hat seit der Wiedervereinigung 300 000 Mitglieder verloren. Der Deutsche Tennisbund sogar 650 000. Die evangelische Kirche meldet im gleichen Zeitraum rund drei Millionen Kirchenaustritte, die Gewerkschaften mussten den Abschied von fünf Millionen Mitgliedern verkraften. Überall in Deutschland laufen den klassischen Institutionen die Mitglieder weg. Soziologen sprechen vom Megatrend der "Desintegration". Die Deutschen wollen sich immer weniger binden. Es triumphieren Individualismus und Wahlfreiheit (so die Optimisten), Egoismus und Vereinsamung (so die Pessimisten), so eine Zeitungsmeldung vom Dezember 2007.

Diese Entwicklung macht auch vor unserem Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof nicht halt. Aus diesem Grunde habe ich als 1. Vorsitzender des Vereins im Hinblick auf die bevorstehende Vorstandswahl 18 "noch nicht so alte" aktive Mitglieder unseres Vereins Mitte Januar 2008 zu einem Findungstreffen eingeladen. Ich werde nämlich nicht mehr für die nächsten zwei Jahre kandidieren. Im Hause von Frau Dr. Behrens kam es zu einer lebhaften Diskussion, etwa nach dem Sinn "quo vadis FOF"? Ich war mit 77 Jahren der Senior dieses Kreises, aber die nachrückende Generation liegt im Lebensalter dicht auf. Unser Ziel, einen jüngeren Kandidaten zu aktivieren, gelang erwartungsgemäß nicht. Dennoch war das Treffen nicht sinnlos. Es zeigte, dass unser Arbeitsgedanke richtig ist: Wir wollen für den Verein eine Zukunft mit alten bewährten, aber auch neuen Ideen, jedoch mit einem verjüngten Vorstand anstreben. Ungern gehe ich aus diesem Ehrenamt. Wir dürfen nicht vergreisen.

Eine Lösung könnte sich abzeichnen, wenn in den Vorstand zusätzliche Beisitzer/innen gewählt werden, die beratend wirken, aber satzungsgemäß kein Stimmrecht haben. Zwei Aktive haben schon ihre Bereitschaft signalisiert. Diese Jüngeren können sich einarbeiten und langsam die Aufgaben der Älteren übernehmen.

Das Findungstreffen brachte von allen Seiten neue Impulse für unsere zukünftige Arbeit. So schlage ich vor, den Vereinsnamen zu erweitern auf "Kultur- und Förderkreis", denn unsere Arbeit befasst sich ja mit Sepulkralkultur, wie wir bei Führungen, Vorträgen, Exkursionen und Restaurierungen stets betonen. Fördern dagegen, heißt im eigentlichen die Arbeit anderer unterstützen zu wollen. Auch über unser etwas altertümliches Logo sollte nachgedacht werden. Und wie wäre es mit einer Schirmherrschaft unseres Vereins durch eine bekannte Persönlichkeit? Die Anregung, unseren Verein auf der Ausstellung "Aktivoli" im Börsensaal der Handelskammer einmal im Jahr vorzustellen, wurde sofort umgesetzt. Hier gibt es die Möglichkeit interessierte neue Mitstreiter anzusprechen. Ich könnte mir auch vorstellen, falls unsere Bemühungen fehlschlagen, den Vorstand nicht verjüngen zu können, in einer Tagungszeitung eine Anzeige zu setzen.

Die intensivierte Zusammenarbeit mit dem Sepulkralmuseum in Kassel verspricht neue Kontakte und Anregungen zu anderen Kulturkreisen. Vor allem das Thema "Historische Friedhöfe" wird stärker nachgefragt. Unsere Exkursionen zielten schon frühzeitig in diese Richtung, nun erhalten wir von dort eine offizielle Verstärkung.

Zum Schluss die uns entgegen gebrachte Wertschätzung: Das Jahr 2007 hat mit der Verleihung des AFD-Lebenszeichens uns deutlich an die Spitze deutscher Förderkreise in Sachen Sepulkralkultur gestellt. Dazu kam der große Vortragserfolg mit Prof. Julius Müller aus Wien und vor allem die Errichtung des Otto-Linne-Denkmals. Nicht jedes Jahr können solche Höchstleistungen erbracht werden, aber wir müssen mit voller und verjüngter Kraft die Zukunft unseres Vereins sichern.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Engel Engel Engel (März 2008).
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