6. Dezember 2006, Ohlsdorfer Friedhof, Kapelle 4
"Liebe Trauergemeinde, liebe Freunde vom Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof!
Betroffen sind wir, wenn wir von dem Tod eines Menschen hören, natürlich, sehr betroffen sogar, wenn wir diesem Mensch nahe standen; hinzu kommt tiefe Trauer, wenn wir ihn mochten. Und wir mochten ihn sehr "unseren" Herrn Corpus, ja, ich möchte fast sagen, wir liebten ihn – auf unsere Weise... Wir, das sind seine Freunde vom Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof, dem er bis zuletzt so viel Kraft und fast seine ganze Freizeit widmete. Ich spreche ganz sicher im Namen aller Mitglieder, wenn ich behaupte: Er war so etwas wie eine Institution. Dabei übertreibe ich nicht: er war immer da, wenn wir ihn brauchten, und wir brauchten ihn oft und immer und immer wieder. Ob Museumsbetreuung (ich fand, Herr Corpus war unser Museumsdirektor) oder auch nur das Auf- und Abräumen vor und nach unseren Vorträgen, es war ein Phänomen: Immer war Herr Corpus zur Stelle.
- Heinz Corpus * 28.5.1915 † 23.11.2006 (Foto: Privat)
Noch vor wenigen Monaten, anlässlich einer Friedhofsführung, konnte Heinz Corpus beobachtet werden, wie er vor einer Gruppe 16-jähriger Schülerinnen seine Erklärungen abgab, und wie diese seinen ruhigen, sachlichen Worten folgten und sich eifrig Notizen machten so, als gäbe es keinen Altersunterschied von über 75 Jahren. Immer sicher in der Aussage, freundlich im Ton und von großem Fachwissen geprägt waren seine Führungen: Ich als alter Friedhofskenner konnte noch so manches von ihm lernen. Gerade das war ja das faszinierende an ihm: Im Herzen war er jung geblieben, trotz der 92 Lebensjahre und genauso versah er seine Aufgaben: verbindlich und mit fröhlichem Herzen – aber auch gefestigt im Widerstand, wenn er historische Begebenheiten oder fachliche Abläufe im Museum anders sah als sein Gegenüber. Es war ein langes, erfolgreiches und arbeitsreiches Leben, auf das wir hier bei dieser Trauerfeier zurückblicken, und das mit großer Fassung und Würde getragene Leid durch den Tod seiner Frau darf dabei nicht unerwähnt bleiben. Und wie er sich immer für andere sorgte. So will ich nicht versäumen, seinen Einsatz für die Kriegsgräber seiner ehemaligen Kameraden zu erwähnen, der mich, der ich selbst den Vater im Kriege verloren habe, aufrichtig und stets berührte. Dieser unermüdliche, hilfsbereite und offenherzige Einsatz für andere hat uns alle an Sie, Herr Corpus, so sehr gebunden. Sie fehlen uns, als Mensch und Freund, als Mitarbeiter und Mitdenker. So verneige ich mich still vor diesem außergewöhnlichen Menschen, mit dem wir ein gutes Stück des Weges gemeinsam gehen konnten. Danke lieber Herr Corpus, dass Sie bei uns waren, wir alle sind bei Ihnen auf Ihrer letzten Reise."