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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Exkursion zu Friedhöfen in Potsdam und Berlin

Vom 12. bis 14. 9. 2003 fand die diesjährige Studienfahrt des Förderkreises bei herrlichem Altweibersommerwetter wieder in den Osten Deutschlands statt.

Abfahrt Punkt 7.00 Uhr ab Ohlsdorf-Hauptgebäude, Ankunft in Potsdam gegen 11.00 Uhr im 4-Sterne-Hotel Steigenberger-Maxx. Nach dem Essen Führung durch die Friedenskirche und das Mausoleum durch Kustos Klaus Dorst. Seine breit angelegte Führung zeigte ganz den versierten, empfindsamen Kunstgeschichtler: Die Entstehung der Friedenskirche unter Friedrich-Wilhelm IV. und des späteren Mausoleums entwickelte sich vor dem geistigen Auge. Voller Mitgefühl betrachtete man das schöne Männergesicht Kaiser Friedrich III.

Um 16.00 Uhr zum Bornstedter Friedhof. Hier ruhen Adlige, hohe Offiziere und Beamte in enger Nachbarschaft. Viele Namen spiegeln noch heute deutsche Geschichte wider; denn auch Widerständler gegen Hitler haben hier Gedenksteine. Dr. Klaus Arlt führte mit Schwung, Witz und großer Kenntnis und arbeitete dabei die Besonderheit des konservativen Adels- und Offiziersfriedhofs klar heraus.
Ab 19.00 Uhr Abendessen im Krongut Bornstedt in rustikalen Stallgebäuden an langen Tischen mit selbstgebrautem Krongutbier.

Am 13. 9. nach dem Frühstück im Steigenberger quer durch Potsdam und Berlin zum Städtischen Zentralfriedhof Friedrichsfelde, fälschlich "Sozialistenfriedhof" genannt. Die Anlage von 1882 lässt Verwandtschaft zum Ohlsdorfer Friedhof erkennen, ist aber bei weitem nicht so schön. Dipl.-Journalist Wolfgang Gottschalk und Baurat Heinecke begannen mit dem Rondell, um das die Sozialistenführer begraben liegen. Um einen großen Zentralstein mit der Aufschrift "Die Toten mahnen uns" liegen die Anführerinnen und Anführer der sozialistischen Bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts. Rote Nelken zeigen, dass noch immer Lebende an die Thesen und Machtausübung dieser Gruppe glauben. Am Grabe von Käthe Kollwitz aber glaubt man an die Echtheit ihrer Ideale. Ergreifend die selbstgestaltete bronzene Grabplatte: in den großen Händen Gottes ruhen ihr fast kindlicher Kopf und ihre kleine Hand in tiefer Geborgenheit.

Grabmal K. Kollwitz
Bronzeplatte am Grabmal Käthe Kollwitz (Foto: Mauss)

Zurück nach Potsdam zum Mittagessen im Hotel, danach Freizeit, die in verschiedenster Weise genutzt werden konnte: Spaziergänge durch den Park von Sanssouci, Dampferfahrten auf der Havel, Besuch beim Preußenfest auf dem Krongut Bornstedt oder bei den Filmstudios in Babelsberg.

Am 14. 9. Fahrt nach Berlin-Charlottenburg zum Luisenkirchhof III und Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirchhof. Kunsthistorikerin Martina Samulat-Gede hatte ihre Führung unter das Thema Hans Dammann gestellt, aber sie erweiterte mit großem Wissen und plastischen Schilderungen diesen Rahmen. Wir lernten dadurch nicht nur Werke von Hans Dammann, sondern einen Friedhof kennen mit großbürgerlichen Grabmalen vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Besonders beeindruckend die monumentale Mauer aneinander gereihter Großgrabmale auf dem Hügel. Fast erschüttert stand man aber vor der bronzenen Jugendstil-Plastik einer liegenden jungen Frau. Sie schien halb schlafend, halb tot. Es handelt sich um ein Werk des Bildhauers Otto Schlichting (1866 - 1912) aus dem Jahre 1901.

Bronzefigur
Bronzefigur einer liegenden Frau auf dem Luisenkirchhof III (Foto: Meinert)

Nach dieser letzten Friedhofsbesichtigung gab es noch eine kurze Stadtrundfahrt bis zum Brandenburger Tor und anschließend Mittagessen bei "Dal Moro" am Kaiserdamm. Plötzlich eine Idee: bei dem herrlichen Spätsommerwetter soll eine Kaffeepause in der Fontane-Stadt Neuruppin gemacht werden. Dem Entschluss folgte die Tat; denn diese Landstadt ist jetzt wieder sehenswert!

Wie geplant, um 21.00 Uhr Ankunft in Ohlsdorf. Alle waren gelöst und voller großer Eindrücke. Die Exkursion 2003 war wieder ein voller Erfolg.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft 125 Jahre Krematorien in Deutschland (November 2003).
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