Wer seine Grabstelle mit Blumen und Bodendeckern kräftig aufhübschen möchte, dem bieten sich in Ohlsdorf viele verschiedene Möglichkeiten.
Da sind zunächst die Angebote der acht Friedhofsgärtnereien auf dem Friedhof selbst. Sodann werben freie Gärtnereibetriebe vor den Friedhofstoren mit attraktiven Musterbepflanzungen um die Kunden. Und schließlich bleibt es jedem Nutzungsberechtigten unbenommen, die Bepflanzung und gärtnerische Pflege der Grabstelle in Eigenregie zu übernehmen.
Wer sich für die erste dieser drei Varianten entscheidet, ist natürlich erst einmal alle Sorgen los. Alljährlich werden im Wechsel Stiefmütterchen und Eisbegonien gepflanzt, soweit es nötig ist, auch regelmäßig begossen, und rechtzeitig vor dem Frost wird alles mit Tannengrün abgedeckt. Man braucht sich um das Gärtnern nicht mehr zu kümmern, sondern nur noch um das Bezahlen der Rechnung.
Zwar bieten die Friedhofsgärtnereien als Alternative zu den Stiefmütterchen auf Wunsch auch andere Arten wie Primeln, Tulpen, Narzissen oder Hyazinthen an. Aber wegen der sehr kurzen Blühperiode dieser Arten wird von diesem Angebot nur selten Gebrauch gemacht.
Wenn man die gärtnerische Pflege seines Grabes bezahlt, neigt man naturgemäß dazu, genau darauf zu achten, ob auch alles gut und richtig gemacht worden ist, was man bezahlt hat. Da können sich dann schon mal erste Momente der Unzufriedenheit einstellen, wenn Blumen welken, weil nicht genügend gegossen worden ist oder Schnecken und Graugänse die Blütenpracht angeknabbert haben, was allerdings kaum den Friedhofsgärtnern angelastet werden kann. Auch fragt man sich vielleicht, ob man die gleichen Pflanzungen von Stiefmütterchen, Eisbegonien usw. nicht selbst ebenso gut aber billiger herstellen könnte und ob man selbst nicht gar durch Auswahl anderer, schönerer Blüten eine individuellere, persönlichere Gestaltung seiner Grabstelle erreichen könnte.
Bei diesen Überlegungen fallen einem vielleicht wieder die prächtigen Musterpflanzungen der Gärtnereien vor den Friedhofstoren in Bramfeld, Klein Borstel und an der Fuhlsbüttler Straße ein. So etwas möchte man doch auch gern haben. Es dürfte allerdings auch beträchtlich teurer werden. So wählt man vielleicht erst einmal den Ausweg über die gärtnerische Eigenleistung. Der Rechnungsbetrag für die Friedhofsgärtnerei kann so gespart werden, und für neue Möglichkeiten einer individuelleren Grabgestaltung sind Tür und Tor geöffnet. Allerdings eröffnen sich zugleich die Möglichkeiten, kolossale Fehler zu machen. Auch wenn man zu Hause Besitzer eines Gartens ist, verfügt der Hobbygärtner nicht über das Knowhow, das ein Gärtnermeister im Laufe seines Lebens angehäuft hat.
Die Eigenleistung beginnt mit der Materialbeschaffung: Die Stiefmütterchen kann man sowohl direkt beim Erzeuger, den landwirtschaftlichen Betrieben in den Vier- und Marschlanden, bei den Blumenständen auf den Wochenmärkten, bei Baumärkten als auch bei Gärtnereibetrieben rings um den Friedhof kaufen. Wie trifft man die richtige Wahl? Wo stimmen Preis und Qualität? Die Suche nach dem besten Schnäppchen kann auf jeden Fall Zeit und Nerven kosten und Geld, das man ja eigentlich sparen wollte. Aber dafür hat man nun zumindest die individuelle Blütenauswahl, kann statt der Standard-Stiefmütterchen die Schweizer Riesen oder die tollsten Hybriden und Neuzüchtungen pflanzen.
Allerdings, Schnecken, Wühlmäuse und Graugänse machen keinen Unterschied bei ihrer Nahrungssuche zwischen selbst gepflanzten und friedhofsseitig gepflanzten Stiefmütterchen. Auch die selbst gepflanzten und regelmäßig gewässerten Blütenpflanzen können zum Totalausfall geraten. Vor den Trümmern einer ehemals üppigen Blütenpracht auf dem Grabe der verstorbenen Anverwandten stehend, beginnt die Suche nach einer alternativen Bepflanzung für die nächste Wachstumsperiode.
Anregungen hierzu kann man bei den Gärtnereibetrieben vor den Friedhofstoren finden. Statt mit Stiefmütterchen und Eisbegonien sind auf einigen Musterbeeten zum Beispiel Flächen mit Buchsbaum und verschiedenen Varianten von Euonymus gestaltet. Dass von diesen teilweise prächtigen Musterbeeten eine verkaufsfördernde Faszination ausgeht, liegt jedoch nicht in erster Linie an den in den Beeten verwendeten Spezies, sondern an der professionellen Gärtnerarbeit, vor allem aber an der täglichen Pflege durch das Fachpersonal vor Ort und damit einer Pflegefrequenz, die der private Kunde auf dem Friedhof kaum gewährleisten könnte.
Wer nicht ein- bis zweimal wöchentlich nach seiner Grabbepflanzung schauen will, für den könnte deswegen eine Pflanzung von flach wachsenden Koniferen Aussicht auf einen dauerhaft gefälligen Grabschmuck mit niedrigem Erhaltungsaufwand bieten. Aber auch diese Variante ist nicht ohne Tücke. Welcher noch so ambitionierte Hobbygärtner ahnt schon, wie sich das Wachstum einzelner Arten im Laufe der Zeit entwickelt. Die flach wachsende Kiefer wächst zwar flach über dem Boden, aber sie streckt ihre Äste manchmal dummerweise in die falsche Richtung aus. Wieder andere ursprünglich ganz flach aussehende Art entwickelt unerwartet doch einen übermäßigen Drang nach oben und stört das beabsichtigte flache Erscheinungsbild. Hilft regelmäßiger Rückschnitt mit der Gartenschere nicht, muss vielleicht doch alles wieder raus und durch andere Bodendecker ersetzt werden.
Wie groß das Ausmaß der Ahnungslosigkeit vieler Hobbygrabpfleger hinsichtlich der Wachstumsdynamik ihrer Pflanzen sein kann, kann man allerorten auf dem Friedhof sehen. Häufig sind zum Beispiel nach Errichtung einer Grabstele auf einem zweistelligen Grab rechts und links neben den Stein zwei niedliche 30 cm hohe Thuja, Eiben oder Scheinzypressen eingepflanzt worden. Nach zehn Jahren überragen diese Koniferen jeder friedhofseigenen Bepflanzungsrichtlinie spottend den Grabstein um ein Mehrfaches, verdecken die Inschrift des Grabmals und werfen lange Schatten auf benachbarte Stellen. Es ist wohl doch ratsam, vor der gut gemeinten Tat den Rat eines Fachmanns zu suchen und auch zu befolgen.