1897 erschien der erste gedruckte Führer über den Friedhof Ohlsdorf, verfasst vom Friedhofsdirektor Wilhelm Cordes anlässlich der Allgemeinen Gartenbau-Ausstellung zu Hamburg. Der Herausgeber war die Friedhofsdeputation (die Friedhofsbehörde in Hamburg). Für heutige Verhältnisse war er noch ein kleines Büchlein, das sich aber immer noch zu lesen lohnt, denn es erschließt dem Leser die Grundzüge der Gestaltungsideen eines Mannes, dessen Wirken tief in der Kunstauffassung des Historismus und in romantischen Naturvorstellungen verankert war. Mit einem Reprint dieses Friedhofs-Führers macht der Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e.V. zu seinem 20jährigen Bestehen im Jahr 2009 seinen Mitgliedern ein Geschenk.
- Der erste Ohlsdorfführer aus dem Jahre 1897 von Wilhelm Cordes
Foto: P. Schulze
Mit der Erweiterung des Friedhofs kamen in den folgenden Jahren weitere ergänzende Auflagen auf den Markt: 1901, 1903 und 1905 bearbeitet von H. Benrath, Chefredakteur des Hamburger Correspondenten und ein Freund Cordes. 1908 und 1914 bearbeitete ihn dann Max Schumm. Auch als im gleichen Jahr J.A.W. Gast und dann 1926 Otto Erich Kiesel und August Holler eigene Arbeiten veröffentlichten, blieb das Erscheinungsbild der aktualisierten Führer annähernd unverändert: trotz zunehmenden Umfangs ein kleines Büchlein mit einfachen Beschreibungen der Anlagen, Angeboten für Rundgänge und Hinweisen auf besondere Gräber sowie das Abdrucken von Friedhofsgebühren. Das gilt auch für den 1901 im Verlag von C. Boysen erschienenen und von Otto Mau bearbeiteten Führer durch den Friedhof zu Ohlsdorf-Hamburg, der auch noch einen Werbeteil, u. a. mit einem Text – wohl vom Bildhauer Caesar Scharff – über den Plastischen Grabschmuck auf dem Friedhof enthält.
Erst als Alfred Aust zur Internationalen Gartenbauausstellung 1953 in Hamburg seinen Friedhofsführer schrieb, kamen ausführlicher beschriebene Spaziergänge hinzu. Es wurde auch näher auf das Wirken der Friedhofsdirektoren Wilhelm Cordes und Otto Linne eingegangen. 1964 erfolgte eine 2. verbesserte Auflage, die aber bald vergriffen war. Wiederum zu einer Gartenbauausstellung, die IGA 73 in Hamburg, schrieb Hans-Günther Freitag den Wegweiser zu denkwürdigen Grabstätten auf dem Ohlsdorfer Friedhof Von Mönckeberg bis Hagenbeck. Die dazu ausgegebenen Karten hat der Verfasser eingerichtet. Das 100jährige Bestehen des Friedhofs 1977 war dann Anlass, dass Michael Goecke und der Verfasser das Thema wieder aufgriffen und einen, wenn auch bescheidenen, aber aktuellen Ohlsdorf-Führer veröffentlichten. Die 36seitige Broschüre Hauptfriedhof Ohlsdorf im Wandel der Zeit wurde 1977 und 1989 von der Bau- bzw. Umweltbehörde in großer Auflage herausgegeben und interessierten Friedhofsbesuchern kostenlos überlassen. Der Verfasser arbeitete an dieser Broschüre mit.
Der Beginn ausführlicherer und umfassender Ohlsdorf-Publikationen ist dann 1990 gewesen. Das Ergebnis des Forschungsprojektes "Erfassen, Erschließen und Erhalten des Gesamtkunstwerkes Ohlsdorfer Friedhof" wurde für die Öffentlichkeit in dem zweibändigen Werk Der Hauptfriedhof Ohlsdorf – Geschichte und Grabmäler vom Denkmalschutzamt Hamburg dokumentiert. Die Verfasser sind Barbara Leisner, Heiko Schulze und Ellen Thormann. Dieses grundlegende Werk fand 1993 durch den Ohlsdorf-Führer mit 14 ausführlich beschriebenen Spaziergängen von Barbara Leisner und dem Verfasser eine praktisch zu handhabende Ergänzung, erschienen ebenfalls im Christians Verlag. Trotz der hohen Auflage von 7.000 Exemplaren war er bald vergriffen. In dem Führer von 1994 über alle Hamburger Friedhöfe von Barbara Leisner und Norbert Fischer war auch der Ohlsdorfer Friedhof mit dem Kapitel Centrale für die Toten – der Ohlsdorfer Friedhof vertreten.
Da der Ohlsdorf-Führer von 1993 bald auch wieder vergriffen war, verlegte der Christians Verlag 2000 eine weitere Veröffentlichung des Verfassers: Der Friedhof Ohlsdorf. Umfassender als in vorhergehenden Arbeiten wird hier auf die geschichtliche Entwicklung, auf bestimmte Themenbereiche und auf die Grabmalkunst eingegangen. Absolut neu sind in diesem Führer die Auflistungen von etwa 600 Gräbern bekannter Persönlichkeiten, hinzu kommen jene auf dem Althamburgischen Gedächtnisfriedhof mit einem Lageplan, der endlich das Auffinden von Gräbern hier möglich machte. Auch dieser Ohlsdorf-Führer war schnell wieder vergriffen. Um der ungebrochenen Nachfrage nach einem handlichen Nachschlagewerk über den Friedhof nachzukommen, veröffentlichten der Verfasser und Mitautoren nunmehr bei der Edition Temmen/Bremen bereits 2006 ein weiteres Werk: Der Ohlsdorfer Friedhof – Ein Handbuch von A bis Z. In rund 700 Stichworten werden alle Aspekte des Parkfriedhofes lexikalisch behandelt und mit zahlreichen Querverweisen versehen, sowie 180 hier bestattete Prominente porträtiert. Eine aktualisierte Neuauflage wird im September 2009 der Öffentlichkeit vorgestellt.
- Der aktuelle Ohlsdorfführer, erschienen 2006, von Helmut Schoenfeld
Foto: P. Schulze
Inzwischen erschienen auch ganz spezielle Ohlsdorf-Führer: In der Schrift Revier Blutbuche würdigt 1989 Ernst Lütcke in Reportagen jene Polizisten, die im gleichnamigen Ehrenhain bestattet sind. 1992 begab sich Herbert Diercks auf Spurensuche von Naziherrschaft und Widerstand auf dem Friedhof, hat sie zusammengetragen, die Hintergründe beleuchtet und im Ergebnisse-Verlag von der Willi-Bredel-Gesellschaft herausgeben lassen. Mit dem gleichen Thema befasste sich 2005 Ursel Hochmuth in ihrem Buch Niemand und nichts wird vergessen. In einer ausführlichen Dokumentation des Ehrenhains der Hamburger Widerstandskämpfer wird an eine Gedenkstätte erinnert, die für den antifaschistischen Widerstand gegen NS-Herrschaft und Krieg von Bedeutung ist. 1997 verlegten Rita Bake und Brita Reimers ihr Buch Stadt der toten Frauen – Frauenporträts und Lebensbilder vom Friedhof Ohlsdorf im Dölling und Galitz Verlag. Seit Juli 2009 liegt von Rita Bake eine Dokumentation über: Der Garten der Frauen – ein Ort der Erinnerung mit historischen Grabsteinen von Gräbern bedeutender Frauen und eine letzte Ruhestätte für Frauen vor.
Auf ein spezielles Friedhofsthema gerichtet und im eigentlichen Sinne kein Ohlsdorf-Führer, aber diese hilfreich ergänzend, ist die Schriftenreihe des Förderkreises Ohlsdorfer Friedhof e.V. Bisher erschienen sind:
Bd. 1: Schwarzburg: Das Mausoleum der Familie Hoefele, 1991
Bd. 2: Schoenfeld: Ohlsdorf im Wandel der Jahrhunderte – eine Kulturlandschaft wandelt sich zum Kulturdenkmal, 1991
Bd. 3: Jordan: Parkdenkmalpflege auf Friedhöfen, 1991
Bd. 4: Fischer u.a.: Tod und Technik, 100 Jahre Feuerbestattung in Hamburg, 1992
Bd. 5: Leisner u.a.: Das Mahnmal für die Opfer des Bombenkrieges, 1992
Sonderheft: Lohff: Garten zwischen Melancholie und Zuversicht – Monumente auf dem Ohlsdorfer Friedhof, 1992
Bd. 6: Marheinecke/Schoenfeld: Der Petroleumkönig und sein Mausoleum, 1994
Bd. 7: Happe u.a.: Vom Gottesacker zum Reformfriedhof, 1994
Bd. 8: Thormann, Leisner, Schoenfeld: Massenhaft Engel, Galvanoplastiken, 1997
Bd. 9: Samulat-Gede: Der Bildhauer Hans Dammann, 2003
Bd. 10: Mauss/Zinnow: Johannes Brahms – Menschen aus seinem Hamburger Umkreis und ihre Gräber auf dem Ohlsdorfer Friedhof, 2003
Bd. 11: Behrens: Glaube, Liebe, Hoffnung – Christliche Botschaften auf dem Ohlsdorfer Friedhof, 2006
Nicht unerwähnt bleiben sollen zwei persönliche Ohlsdorf-Führer, die auch in der Bibliothek des Förderkreises geführt werden: Holger Hansmann schrieb 1956 im Rahmen einer schulischen Jahresarbeit einen solchen. Er besuchte damals als 17jähriger die Klasse T 9a der Technischen Oberschule von-Essen-Straße und wohnte in enger Nachbarschaft zum Friedhof. Mein Ohlsdorf-Buch hieß die letzte Publikation von Jens Marheinecke, die er 2001, kurz vor seinem Tod, im Selbstverlag herausgab. Auf 256 Seiten hat er mit sechs Wanderungen sein Wissen über den Friedhof dokumentiert. Weitere seiner Ohlsdorf-Publikationen sind: Ein Waisenknabe wird zum Petroleumkönig – Der Lebensweg des Wilhelm Anton Riedemann, 1995 und 2000; Trauer, Hoffnung, Glaube – Botschaften Ohlsdorfer Kunstwerke, 2001; Egino Weinerts Kreuzweg, 1998; Wenn Grabsteine erzählen, 12 Hefte zu kunsthistorischen Wanderungen auf dem Ohlsdorfer Friedhof, 1995.
Festzustellen ist, dass bei den Veröffentlichungen der letzten 20 Jahre die Autorenschaft überwiegend bei Mitgliedern des Förderkreises Ohlsdorfer Friedhofs e.V. liegt. Ein Beweis für die Kompetenz dieses Vereins in Angelegenheiten von Kultur- und Denkmalpflege auf Friedhöfen. Der Verein nimmt sein 20jähriges Jubiläum im September 2009 zum Anlass, einen großen Teil der erwähnten Ohlsdorf-Führer im Museum des Friedhofs auszustellen.