Die Kunst, durch Schmieden Eisen zu formen und damit Friedhofsbauten zu schmücken, hat auch auf dem Ohlsdorfer Friedhof seinen Niederschlag gefunden.
Der Architekt und Friedhofsdirektor Wilhelm Cordes (1840-1917) war es, der vor etwa hundert Jahren mit seiner Vorliebe zum Historismus auf „alte“ Schmiedekunst zurückgriff, um den Friedhofseingang repräsentativ zu gestalten.
- Modell von Teilen der Fußgängerpforten (Foto: Archiv)
Die verbindenden Elemente des von ihm entworfenen Gebäudeensembles sind seit 1911 außerordentlich reich geschmückte, wuchtige Einfahrtstore mit einem anschließenden fast 700 Meter entlang der Fuhlsbüttler Straße verlaufenden Zaun.
- Schmiedeeiserner Zaun im Winter (Foto: Behrens)
Bereits 1894 hatte Cordes die ersten Überlegungen dazu angestellt, denn er beantragte eine Einzäunung, die „besonders kräftig [sein müsse], und, weil zur Abgrenzung nach der öffentlichen Straße hin dienend, auch nicht völlig schmucklos hergestellt werden [könne]“. 1902 legte er dann sein ausgearbeitetes Konzept „Projekt für den künstlerischen Schmuck des Einganges zum Ohlsdorfer Friedhof“ vor. Wie eine Selbstverständlichkeit präsentiert sich noch heute die Frontseite des Friedhofs in ausgewogener Form und bildet den stilvollen Auftakt zum Eingang des Friedhofs. Weniger auffällig als die markanten Tore sind Details, die es zu entdecken gilt. Dazu zählen vor dem Gebäude die kandelaberartigen Leuchten, auf der Rückseite die Stützelemente des auskragenden Glasdaches oder jene an den oberen vier Gebäudeecken, dort wo das Wasser aus der Regenrinne in die Fallrohre übergeleitet wird.
- Schmiedeeiserne Stützelemente für die Regenrinnen (Foto: Schulze)
An der Herstellung der Schmiedekunstarbeiten war im wesentlichen die Firma Ed. Schmidt & Sohn beteiligt, eine Kunstschlosserei, die in Hamburg viele öffentliche Aufträge erhielt und Jahre zuvor u.a. das Portal des Hamburger Rathauses fertigte. Weitere künstlerisch ausgeführte Schmiedearbeiten sind die nunmehr geschlossenen Tore am Nebengang Ilandkoppel und Kleine Horst sowie das Tor am Eingang Seehof (vormals Nebeneingang an der Fuhlsbüttler Straße).
- Modell von Teilen der Fußgängerpforten (Foto: Archiv)
Um die Entwürfe zur „Ohlsdorfer Schmiedekunst“ auszuarbeiten, hat sich Cordes vermutlich an bewährte Vorbilder gehalten. So sind im Planarchiv des Friedhofs Zeichnungen und Abbildungen von Schmiedearbeiten in der Würzburger Residenz zu finden. Dort wirkte ab 1733 der Tiroler Johann Georg Oegg, er galt als König der Kunstschmiede, und ab 1767 sein Sohn Anton. Ob der Oegg’sche Stil in Ohlsdorf seinen Niederschlag gefunden haben könnte, müsste noch untersucht werden. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang festzuhalten, dass hundert Jahre nach Cordes nunmehr auf dem Ohlsdorfer Friedhof eine Ausstellung über Tiroler Schmiedekunst zu sehen ist.
Auf dem Friedhof selbst sind weitere Objekte aus jener Zeit zu finden, deren Entwürfe ebenfalls Cordes zuzuschreiben sind, vermutlich aber in der friedhofseigenen Schmiede angefertigt wurden. Es sind die hohen und niedrigen Hinweisschilder, von denen es 1985 nachweislich noch einhundert Exemplare gegeben hat. Die wenigen, die es heute noch gibt, weisen auf besondere Friedhofsanlagen hin.
- Hinweisschild (Foto: Schulze)
Ein sehr filigranes Gebildes einer Kunstschmiedearbeit aus dem 19. Jahrhundert ist die Brücke auf dem Weg zum Rosengarten. Aus nächster Nähe kann der Betrachter erkennen, wie auf kunstvolle Art Eisen an Eisen geschmiedet wurde, um den nötigen Halt, aber auch um das Entzücken des Auges zu gewinnen. Die Brücke stammt aus der im Jahr 1889 ausgerichteten Hamburger Gewerbe- und Industrieausstellung in den Wallanlagen.
- Schmiedeeiserne Brücke über den Südteich (Foto: Schulze)
Nach Ausstellungsende erhielt sie ihren Platz auf dem Friedhof und überbrückte zunächst den Südteich in der Wegeachse, die vom Cordesbrunnen über die Cordes-Allee nach Süden auf die Teichinsel führte. In den 1950er-Jahren erhielt sie ihren heutigen Standort.