Die Tradition der Genossenschaftsgräber reicht in Hamburg bis ins 15. Jahrhundert zurück. Ämter (=Zünfte), Korporationen, Sterbekassen und Bruderschaften gewährleisteten ihren Mitgliedern mit dem Ankauf und der Anlage gemeinschaftlicher Grabstätten schon zu Lebzeiten, einst auch im Tode vereint zu sein.
Diese Sterbekassen, auch Totenladen genannt, sind damit als eine Art Vorläufer der heutigen Sozialversicherung anzusehen. Ihre Selbstverwaltung wurde durch die "Todtenladen-Deputation" überwacht. Mit Inkrafttreten des Reichsgesetzes über das private Versicherungswesen erlosch 1901 die fast hundertjährige Funktion dieser Aufsichtsbehörde. Das Genossenschaftsgrab war auf den alten Friedhöfen in der Regel mit einem aufwendig gestalteten Monument gekennzeichnet. Viele von ihnen sind nach Ohlsdorf gebracht und im Grabmal-Freilichtmuseum der Ämtersteine an der Kapellenstraße der Nachwelt erhalten worden.
Nach Auflösung der alten Friedhöfe wurde die Tradition der Genossenschaftsgräber in Ohlsdorf weitergeführt, aber auch heute noch finden sich Gemeinschaften für diese Idee zusammen. Der Friedhof weist 52 solcher Gemeinschaftsgrabstätten mit fast 8.000 Grabstellen auf. Die meisten sind noch jene des alten Typs. Einige von ihnen bestehen zwar nicht mehr, aber ihre bemerkenswerten Grabmale markieren immer noch den alten Platz. Die folgende Übersicht mit einer Kurzbeschreibung gibt den heutigen Stand wieder. In Klammern werden das Jahr des Graberwerbs und bei einem erhaltenswerten Grabmal die Katalognummer des im Christians Verlag 1990 erschienen Standardwerkes über die Grabmäler des Friedhofs vermerkt; sind sie mit einem * versehen, werden sie vom Verfasser in seinem soeben erschienenen Buch "Der Friedhof Ohlsdorf" ausführlicher beschrieben.
August-Heerlein-Stiftung (1904) AB 27-28, reichverzierter Pfeiler mit davorsitzender Frauengestalt (Kat. Nr. 371)
Bahà’i - Gräber (1982) Bo 72 im nordwestlichen Bereich, Grabsteine oft mit persischen Schriftzeichen *
Bürsten- und Pinselmacherinnung, Sterbekasse der (1884) V 14, Obelisk auf hohem Postament (Kat. Nr. 164)
Casse der Stücke von Achten (1885) U 15-16, hohe, spitzbogige Ädikula aus rotem Sandstein mit einem abgetakelten Segelschiff in der Nische *
Chinesischer Verein (1929) Bp 68, helle Stelen und Namensplatten mit roten Inschriften *
Corporation der Klempner (1885) S 10-11, sich verjüngende Stele auf hohem Sockel (Kat. Nr. 168)
Deutsch-Baltischer Friedhofsverein (1959) D-E 21 am Friedhofszaun, roter Gedenkstein in Form eines stilisierten Kreuzes *
Deutsche Seemannsmission Hamburg, gen. Seemannsfriedhof (1923) Bi 58, Stockanker *
Diakonissen- und Krankenhaus Bethesda (Elise-Averdieck-Krankenhaus) (1934) AA 34, hohes schlichtes Steinkreuz (Kat. Nr.1087)
Diakonissenhaus Bethlehem, Mutterhaus in Hbg.-Volksdorf (1929) Y 19, schlankes Kreuz
Diakonissenhaus Ebenezer (1926) AC 35, hohes Steinkreuz auf gestuftem Sockel
Diakonissenhaus Elim (ehem. Siechenhaus) (1902) B 15, dunkle polierte Stele
Diakonissenhaus Elim (1923) P 29, hohes Steinkreuz auf abgerundetem Sockel
Diakonissenhaus Elim (1964) U 32, mächtiges Steinkreuz
Diakonissenmutterhaus Elim (1991) R 27-28, hohes Metallkreuz
Ev. Stiftung Alsterdorfer Anstalten, (1947/ 1973) Br-Bs 69, hohe kreuzförmige Stele
Friseurhandwerk, Kranken- und Sterbekasse für das (1894) L 14, Granitstele liegt flach (Kat. Nr. 237)
Geschwister-Scholl-Stiftung (1961) Bn-Bo 73, Granitobelisk mit Bronzetafel *
Hamburger Waisenhaus (1902) / Jugendamt Hamburg (1934) D 15-16, rotes Grabmal mit Goldschrift
Heinrich-Schmilinsky-Stiftung (1896) M-N 21, großer Findling
Iranisch-islamische Gemeinde (1997) Bo 72, Grabsteine mit arabischen Schriftzeichen *
Iranisch-mohammedanische Gemeinde (1941) X 19, Grabsteine mit arabischen Schriftzeichen *
Islamisches Gräberfeld (1997), Grabsteine mit arabischen Schriftzeichen *
Japanische Kolonie in Hamburg (1944) AA 4, quadratische Stele, waagerecht unterteilt
Johannes Loge „Phönix zur Wahrheit“ (1931) Bh 59, aus Felsblock herausragender Mann (Kat. Nr. 1061)
Katholischen Bruderschaft, Sterbekasse der (1998) X 20, überlebensgroße Figurengruppe vor einem Findling (Kat. Nr. 354, ehemals Scharlach) *
Katholische Grabfelder (1930?/1967) Bk 69 - Bm 70, kreuzförmige Stele mit Kruzifix aus dem Jahr 1886, Granitkreuz mit bronzenem Kruzifix (Kat. Nr. 393), Hochkreuz mit stilisiertem Kruzifix *
Kindergemeinschaftsgrabstätte (1997) T 5, Marmorfigur (Kat. Nr. 587, ehemals Froebel) *
Kindergemeinschaftsgrabstätte (1999) M 25, Trauernde als Galvanoplastik (Kat. Nr. 460, ehemals Moser), vor säulenförmigem, ehemaligem Mustergrabmal *
Kloster St. Johannis, Conventualinnen vom, ev. Damenstift (1898) AC 10, Granitstele auf Sockel
Krankenpflegerinnen Deutschlands sowie der Säuglings- und Wohlfahrtspflegerinnen, Berufsorganisation der/Agnes Krollverband (1929) Bi 58, hohes Kreuz auf gestuftem Sockel, erhabene Inschriften
Löwengrabstätte (1999) T 25, zwei steinerne Löwen flankieren einen aufrechten Findling *
Memento-Gemeinschaftsgrabstätte (1995) K 10, farbiges Mosaik in halbkreisförmiger Grabmalnische (Kat. Nr. 260, ehemals Storm) *
Memento-Gemeinschaftsgrabstätte (1997) AE-AD 15, schwarze Stele mit Blindenschrift vor einem Stahlrahmen *
Rauhes Haus, Grabgemeinschaft (1919) AF 43, hohes Granitkreuz auf Sockel
Rauhes Haus Neuer Grabgarten, Grabgemeinschaft (1938?) AF 44, viele aufrechte Stelen
Schlosserinnung, ehemalige (1900) D 14-D 15, schmiedeeisernes Eingangstor und rotes Postament mit obeliskartiger Bekrönung aus Schmiedeeisen (Kat. Nr. 302) *
Schweizer Gebräbnisstätte (1899) L 14-15, roh behauene Ädikula mit bronzener Reliefplatte (Kat. Nr. 291) und schmiedeeisernes Hinweisschild *
Schwestern des Albertinen-Hauses (Diakonissenhaus Siloah) (1918) M 21, großes Granitkreuz
Schwestern des Diakonissenhauses Bethanien (1941) X 17-18, helles Kreuz auf breitem Sockel
Schwestern des Diakonissenhauses Jerusalem (1918) M 21, Ädikula
Schwestern des Marienkrankenhauses aus den Orden des Heiligen Borromäus und der Heiligen Elisabeth (1930?/1967) Bl 68, kreuzförmige Stelen rechts vom Hochkreuz *
Schwesternschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (1946?) J 17, liegende Platten
Schwesternschaft DRK Hamburg e.V. (Schlump) (1958) H 22-23 , hohes schlankes Kreuz
Schwesternschaft in den Alsterdorfer Anstalten (1941) Z 17-19, kreuzförmige Stele
Schwestern-Verein Hamburger Staatskrankenanstalten, (1896) M 21, felsartig behauener roter Sandsteinblock mit Nische (Kat. Nr. 256)
Schwestern vom Rothen Kreuz vom Vereinshospital (1897) L 14, Granitstele mit rotem Kreuz
St. Michelis-Gebeine (1906) D 16, dunkles Kreuz auf felsartigem Sockel (Kat. Nr. 6) *
St. Michalis-Gemeinschaftsgrabstätte (1998) S 7, hohes Kreuz auf barockisierendem Sockel (Kat. Nr. 367, ehemals Döhner) *
Tapezierverein von 1810 (1889) X 15-16, Stele auf hohem Postament mit Reliefmedaillon, einst bekrönende Säule liegt davor (Kat. Nr. 193)
Volks-Feuerbestattungsverein (1939) Bg 59, Mittelsäule eines Brunnens mit Reliefs lodernder Flammen