Mit dem Sterben als komplexem, aber wichtigen und unvermeidbaren Teil des Lebens beschäftigt sich das Buch des Medizinwissenschaftlers und Psychoonkologen Werner Schweidtmann. Er stellt darin sein biopsycho-soziales Verständnis des Sterbeprozesses vor und zeigt auf, wie professionell Begleitende durch gute und sensible Kommunikation dazu beitragen können, dass dieser Prozess gelingt.
Denn, so der Autor: Händchenhalten allein reicht in einer qualifizierten Sterbebegleitung nicht aus. Und sensible Kommunikation mit Sterbenden ist etwas, das man lernen kann - und muss.
Das Buch umfasst sieben Kapitel. Im ersten verdeutlicht Schweidtmann, dass Sterben nicht nur das Ende von Organfunktionen beschreibt, sondern auch den Zusammenbruch der eigenen Welt mit allen Bezügen, Beziehungen und Identitäten. Eine professionelle Sterbebegleitung kann sich deshalb nicht nur auf die medizinischen Aspekte des Sterbens beschränken,sondern muss auch die psychischen sowie sozialen Aspekte mit im Blick haben. Im zweiten Kapitel wird die Auseinandersetzung mit dem eigenen Sterben, die für die Betroffenen auch mit großer seelischer Belastung verbunden ist, thematisiert. Dies wird anhand verschiedener Patientenbeispiele sehr anschaulich und sensibel beschrieben. Im dritten Kapitel geht es um den angemessenen Umgang mit Wahrheit. Stellt man den Sterbenden und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt, erübrigt sich nach Einschätzung Schweidtmanns jedoch diese Frage.
Der Umgang mit emotional belastenden Situationen kann sehr unterschiedlich sein. Er hängt von der Situation selbst und dersubjektiven Wahrnehmung sowie den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu ihrer Bewältigung ab (zum Beispiel durch Resilienz). In den Kapiteln vier und fünf beleuchtet der Autor dazu die Erkenntnisse der der Coping-Forschung sowie der Persönlichkeitspsychologie. Das Kapitel sechs
beschäftigt sich mit den Angehörigen. Denn auch diese bedürfen der professionellen Begleitung. Im abschließenden siebten Kapitel geht es um eine gute Sterbebegleitung. Eine zentrale Voraussetzung ist nach Einschätzung des Autors die sensible Kommunikation, die den Sterbenden und seine Wünsche und Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt.
Das Buch ist so wertvoll, da Werner Schweidtmann seine langjährige Erfahrung in der Begleitung von Schwerkranken und Sterbenden mit Erkenntnissen aus den Humanwissenschaften, der Coping-Forschung und der Persönlichkeitspsychologie verknüpft.
Werner Schweidtmann, Sterben - das Schwierige im Leben. Hilfen und Hinweise für die Begleitung am Lebensende. Verlag Kohlhammer 2022, 188 Seiten