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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Ehrenanlage und Mahnmal

Die Ehrenanlage für die jüdischen Gefallenen des 1. Weltkriegs - Lage B 12

Gleich rechter Hand vom Eingang und durch eine Hecke vom übrigen Friedhof abgegrenzt, liegt das Grabfeld der im 1. Weltkrieg gefallenen Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Hier wurden die Toten zunächst nicht nach einem einheitlichen Plan bestattet. Nach Kriegsende schrieb die Deutsch-Israelitische Gemeinde einen auf die jüdischen Architekten Hamburgs beschränkten Wettbewerb aus. Ausgewählt wurde schließlich der Entwurf der Architekten Fritz Block und Ernst Hochfeld.

Im Zentrum der Anlage steht ein Pfeiler, der sich nach unten leicht verjüngt. Er trägt auf dem halbkugelförmigen oberen Abschluss einen bronzenen Lorbeerkranz. Die Inschrift in Hebräisch und Deutsch lautet "Dem Andenken der im Kriege 1914 -1918 Gefallenen geweiht". Darum gruppieren sich 86 Grabsteine. Sie haben, von wenigen Ausnahmen abgesehen, eine einheitliche Form und sind mit einem Lorbeerzweig verziert. An beiden Seiten des Ehrenfriedhofs sind außerdem große, schlichte Stelen aufgestellt, welche die Namen von etwa 430 weiteren jüdischen Soldaten tragen, die nicht hierher überführt wurden. Leider sind einige Stelen im unteren Bereich schon so verwittert, dass nicht mehr alle Namen lesbar sind.


Blick auf die Ehrenanlage für die deutschen Gefallenen des Ersten Weltkriegs mit jüdischem Glauben (1)

Das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus - Lage A 14 / B 14

Ebenfalls beim Eingang, gegenüber der Aussegnungshalle, befindet sich seit 1951 das Mahnmal für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Die freistehende Urne enthält Asche und Erde aus dem Konzentrations-und Vernichtungslager Auschwitz. An der Wand dahinter stehen unter den Jahreszahlen 1933-1945 und dem Davidstern in hebräischer und deutscher Sprache die Worte aus dem Buch Jeremia "Ungestillt rinnt die Träne um die Erschlagenen unseres Volkes" (Jer. 8, 23). Gestaltet wurde die Anlage von dem jüdischen Architekten Felix Ascher (1883-1952), der zusammen mit dem Architekten Robert Friedmann die 1931 eingeweihte Synagoge des Israelitischen Tempelverbandes in der Oberstraße entworfen und ausgeführt hatte.

Auch an vielen anderen Stellen auf dem Friedhof weisen Grabsteine auf Gettos, Konzentrations- und Vernichtungslager hin. Zum Teil sind es Gedenkinschriften. Auf kleineren Grabflächen (z.B. M 1, 124 -134), aber auch in "Streulage", wurden Urnen mit Aschen von knapp 70 Frauen und Männern bestattet, die in Konzentrationslagern und Haftstätten der Justiz ums Leben gekommen sind. Angehörige, Freundinnen und Freunde der Opfer haben die Überführung auf den jüdischen Friedhof veranlasst.


Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus (Fotos: P. Schmolinske) (2)
Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft 140 Jahre jüdischer Friedhof Ilandkoppel (Januar 2024).
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