An dieser Stelle zunächst ein Rückblick in die 1970er-Jahre: Das Volkslied "Hoch auf dem gelben Wagen" wurde 1973/74 in der Bundesrepublik ungewöhnlich populär und erreichte hohe Platzierungen in der Hitparade. Grund war, dass es vom damaligen Bundesaußenminister und späteren Bundespräsidenten Walter Scheel in einer Fernsehshow zu Wohltätigkeitszwecken gesungen wurde. Was weniger bekannt ist: Walter Scheel hatte die letzte Strophe ausgelassen. Sie beschäftigt sich nämlich mit dem Tod, wenn es heißt: "Sitzt einmal ein Gerippe hoch auf dem Wagen vorn/ Trägt statt der Peitsche die Hippe [=Sense], Stundenglas statt Horn / sag ich: ade nun ihr Lieben, die ihr noch bleiben wollt / Ich wär' ja so gern noch geblieben/ aber der Wagen, der rollt ...".
Konnte man damals - vielleicht - noch von einer Tabuisierung des Todes sprechen und glaubte, der Bevölkerung derart existentielle Themen nicht zumuten zu können, so hat sich dies in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Allenthalben sind im öffentlichen Raum, in Stadt und Land, ganz unterschiedliche Erinnerungsorte und -anlagen entstanden, die sich Tod und Trauer widmen. Die bekanntesten sind sicherlich die Unfallkreuze am Straßenrand, zu den eindrucksvollsten zählen die "Himmelsbäume" in Wyk auf Föhr (siehe dazu den Beitrag unter "Aktuelles"). An den Küsten von Nord- und Ostsee hat sich schon seit Jahrhunderten eine spezifisch maritime Erinnerungs- und Gedenkkultur entfaltet - ihr ist das Titelthema dieses Heftes gewidmet.
Unser Redaktionsmitglied Christine Behrens hat uns mitgeteilt, dass sie leider aus der Redaktion der Zeitschrift ausscheiden muss. Das bedauern wir sehr, haben aber immerhin die Hoffnung, ab und an noch etwas aus ihrer "Feder" hier veröffentlichen zu dürfen. Seit 1998 war sie als Autorin nur für die Zeitschrift aktiv. Die stolze Zahl von mehr als 80 Beiträgen von ihr ist in dieser Zeit erschienen und so manche fremde Friedhofskultur hat sie uns und unseren Lesern nahegebracht. Wir danken Christine Behrens für ihre bereichernde Mitarbeit.