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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Relikt eines Unglücksschiffes: Das Steuerrad der "Primus"

Im Buxtehude Museum für Regionalgeschichte und Kunst befindet sich ein Relikt des Dampfschiffes "Primus": das Steuerrad. Neben dem Steuerrad ist dort in einem Schaukasten auch ein Modell des Schiffes zu sehen. Der Name der "Primus" ist eng mit der Stadt Buxtehude verbunden. Zugleich steht er für die Katastrophe vom 21. Juli 1902, als das Schiff auf der Niederelbe vor Nienstedten unterging und 101 Menschen in den Tod riss. Es war die Ausflugsfahrt eines sozialdemokratischen Arbeitergesangvereines aus Hamburg-Eilbek, die mit einem der schwersten Schiffbrüche auf der Niederelbe endete (siehe ausführlich dazu den Aufsatz von Barbara Leisner: Der Untergang der "Primus", in: Ohlsdorf- Zeitschrift für Trauerkultur, Nr. 105, II/2009, online: https://www.fof-ohlsdorf.de/thema/2009/105s10_der-untergang-der-primus…).

Neben einem nahe der Unglücksstelle am Elbufer befindlichen Gedenkstein und einer Gedenktafel in Eilbek erinnert vor allem die große Begräbnis- und Gedenkanlage für die Primus-Opfer auf dem Ohlsdorfer Friedhof an die Katastrophe. Sie wurde vom damaligen Friedhofsdirektor Wilhelm Cordes gestaltet.


Steuerrad des Dampfschiffes "Primus" (Foto: Buxtehude Museum) (1)

An dieser Stelle soll nur kurz auf die Geschichte des Unglücksschiffes und den Bezug zu Buxtehude eingegangen werden. Die "Primus" konnte immerhin auf ein langes Leben zurückblicken. Sie wurde 1839 in Großbritannien gebaut. Als erstes Dampfschiff aus Stahl verkehrte sie zunächst ab 1841 zwischen der damals noch selbstständigen, zum Königreich Hannover gehörenden Stadt Harburg und Hamburg-St.Pauli. Ab 1853 verkehrte sie mit 60 Sitzplätzen als Fähre über die Elbe und Este zwischen Hamburg und Buxtehude. In der Zeit vor Eröffnung der Eisenbahnstrecke zwischen Harburg und Stade/Cuxhaven (1881) hatte der Wasserweg auf der Niederelbe eine große verkehrstechnische Bedeutung. Kurz nach der Katastrophe vor Nienstedten im Juli 1902 wurde die schwer beschädigte "Primus" geborgen und anschließend auf einer Werft wieder instandgesetzt. Ab 1903 fuhr das Schiff weiter - noch bis 1909 und nun allerdings unter dem neuen Namen "Buxtehude".


Postkarte "Primus", verschickt 12.12.1902 (Archiv Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof) (2)

Literaturhinweis:
Jutta Kurbjuhn-Schöler: Eine Sammlung erzählt Geschichte(n). Aus dem Fundus des Buxtehuder Museums, in: Stader Jahrbuch 2017, S. 203–222, hier S. 217–218.

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