Der Katholische Friedhof liegt an der Augsburger Hermanstraße und ist daher auch als Hermanfriedhof bekannt. Er gehört zu den ältesten erhaltenen Begräbnisplätzen in Deutschland, die außerhalb der Stadttore angelegt wurden. Geweiht im Jahr 1600 gehört er in jene Epoche, aus der beispielsweise auch der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts angelegte Stadtgottesacker Halle/Saale stammt. Die Anlage mit ihren rund 10.000 Gräbern wird vom Katholischen Friedhofsverband Augsburg verwaltet.
Hygienisch motivierte Kritik an den meist überbelegten Kirchhöfen hatte im 16. Jahrhundert mehrfach zu Friedhofsverlegungen geführt. Neben dem Stadtgottesacker in Halle/Saale zählen die Nürnberger Vorstadt-Friedhöfe St. Johannis und St. Rochus zu den bekanntesten und frühesten Beispielen. Diese Verlegungswelle des 16. Jahrhunderts markiert den Beginn neuzeitlicher Friedhofskultur. Später wurden die damals noch vor den Stadttoren angelegten Begräbnisplätze von der städtischen Bebauung eingeholt. Lange Zeit hatte die Sepulkralforschung diese ersten Friedhofsverlegungen vor allem in protestantischen Städten verortet. Aber neuere Untersuchungen belegen, dass auch katholische Friedhöfe frühzeitig aufgrund der hygienischen Probleme außerhalb der Städte angelegt wurden.
Der Katholische Friedhof von Augsburg wurde vor dem Gögginger Tor angelegt. Heute ist die Anlage viereinhalb Hektar groß und liegt im Bahnhofsviertel der Stadt. Sie beherbergt auch Gräberfelder für Ordensgeistliche und Priester sowie für die "Maria Ward-Schwestern" (Congregatio Jesu).
Prachtvolle historische Grabstätten befinden sich an der umlaufenden Mauer. Damit übernahm der Augsburger Katholische Friedhof ein Gestaltungsprinzip, das seit der Frühen Neuzeit zu einem Paradigmenwechsel in der Belegung geführt hat. Noch auf den mittelalterlichen Kirchhöfen hatten die Gotteshäuser eine architektonische Mitte gebildet, und der soziale Rang der Grabstätten definierte sich über die Nähe zum Kirchengebäude. Auf frühneuzeitlichen Anlagen, wie Halle/Saale und Augsburg, wurden nun die umlaufenden Mauern zu einem bisweilen mit Wetterschutz durch Arkaden oder ähnlichem versehenen, privilegierten Begräbnisort. Seit dieser Zeit gibt es viele Beispiele von Friedhöfen, die vornehme Grabstätten an der Mauer kennen.
Auf dem Augsburger Friedhof befindet sich auch eine architekturhistorisch bedeutsame, denkmalgeschützte Kapelle: St. Michael ist eine Filialkirche von St. Moritz und wurde 1605 - also schon kurz nach Einweihung der Anlage - errichtet. In der Folgezeit musste sie wegen teils kriegsbedingter Zerstörungen und Beschädigungen mehrfach neu gebaut werden. Das heutige Erscheinungsbild geht weitgehend auf das Jahr 1712 zurück.
Diese Kapelle ist reich geschmückt, u.a. mit einem 1772 von Johann Joseph Huber angelegten Deckenfresko mit dem "Jüngsten Gericht". Huber war ein in Augsburg geborener und wirkender spätbarocker Freskomaler, der später katholischer Direktor der Reichsstädtischen Kunstakademie in Augsburg wurde. Nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg konnte das 350 Quadratmeter umfassende Deckenfresko im Jahr 2002 rekonstruiert werden. Huber zeichnet ebenfalls für die Kreuzwegstationen verantwortlich. Auch von Hubers Lehrer, dem seit 1713 in Augsburg wirkenden Kunstmaler Johann Georg Bergmüller, gibt es in der Kirche zwei Werke: die Monumentalgemälde "Sieg des Todes über die Stände" und "Die Auferstehung Christi". Bergmüller wurde auf dem Katholischen Friedhof im Jahr 1762 auch bestattet, jedoch ist seine Grabstätte nicht erhalten geblieben.
Eine besondere Grabstätte ist Sybilla Freifrau von Leonrod (1814-1881) gewidmet. Sie war bis zu dessen neuntem Lebensjahr Erzieherin des bayrischen Königs Ludwig II. Dieser blieb ihr auch später persönlich verbunden und stiftete das neogotische Grabmal. Es trägt die Inschrift:
"König Ludwig II.
der treuen Pflegerin seiner Kinderjahre
Freifrau Sybilla v. Leonrod geb. Meilhaus
geb. den 20 August 1814
gest. den 29. April 1881."
Eine eindrucksvolle Grabanlage ist frühverstorbenen Kinder gewidmet, den sogenannten "Regenbogen-Kindern" (anderswo als "Sternenkinder" bekannt). Die einzelnen Gräber sind mit bunten, gerahmten Glasstreifen versehen. Die Erläuterungstafel verweist mit folgenden Sätzen auf die besondere Emotionen, die mit einem allzu früh abgebrochenen Leben verbunden sind: "Hier ist ein Ort, an dem der Schmerz, die Trauer über den Tod eines geliebten Kindes einen Platz haben darf. Über dem Grabfeld strahlt der Regenbogen auf. Er ist Symbol für Zuversicht und Hoffnung. Viele Geschichten erzählen davon, dass dort, wo er auf die Erde trifft, ein Schatz zu finden ist. So erinnern die Glasstreifen an den Schatz, den die Eltern und Angehörige verloren haben. Gleichzeitig zieht der Regenbogen unseren Blick nach oben. Es ist ein Gut, das geliebte Kind im Himmel glauben zu dürfen."
Fotos: Norbert Fischer