Dieses großformatige Buch ist für Freunde der Grabmalkultur ein echter Lese- und Schaugenuss. In Text und Bild werden über achtzig Grabplastiken vorgestellt, die auf verschiedenen Dresdener Friedhöfen stehen. Sie sind chronologisch nach dem Lebensalter ihrer Schöpfer angeordnet, wobei sich unter die insgesamt fünfzig im Text genannten Künstlern mit Clothilde Schilling, Julie Genthe und Jenny von Bary-Doussin (Doussin-Ott) immerhin drei Bildhauerinnen mischen.
Eine kenntnisreiche Einleitung führt in die Entwicklung der Grabmalkunst ein und gibt einen Überblick über die Werke, denen die nachfolgenden Seiten gewidmet sind. Ein abschließender Beitrag von Astrid Nielsen befasst sich mit den Denkmalen für die Gefallenen und das Erinnern an den Ersten Weltkrieg in Dresden. Der heutige Umgang mit den Kunstwerken wird schließlich von Beatrice Teichmann mit einem Aufruf zur Übernahme von Grabmalpatenschaften thematisiert.
Zwischen diesen Polen werden die gezielt ausgesuchten Grabmalplastiken in Wort und Bild vorgestellt. Dazu hat der Autor großartige Fotos beigesteuert, denen man anmerkt, dass Tages- und Jahreszeit mit ihren jeweiligen Belichtungsverhältnissen genau abgepasst wurden, um die einzelnen Skulpturen, die Grabmale in ihrer Gesamtheit und ebenso die liebevoll ausgesuchten Details an ihren angestammten Plätzen leuchten zu lassen.
Die Texte informieren ausführlich sowohl über die Künstler und Künstlerinnen, wie über die Bestatteten. Dazu kommt eine kenntnisreiche Einordnung der Werke in die zeitgenössische Kunstentwicklung und speziell in die Grabmalkunst. Natürlich werden in diesem Buch hauptsächlich in Dresden ausgebildete und/oder vor Ort lebende Bildhauer vorgestellt. Wie überall haben die Auftraggeber und Auftraggeberinnen die örtlichen Künstler bevorzugt. Doch erhält man zugleich einen guten Überblick über die wichtigsten deutschen Zentren der Bildhauerkunst um 1900 und ihre Protagonisten. Insgesamt ist dieses Buch über die Grabskulptur in Dresden eine echte Bereicherung auf dem Feld der sepulkralen Kultur- und Kunstgeschichte.
Andreas Dehmer, Aux Morts. Grabskulptur in Dresden 1880-1930. Regensburg 2020, zahlreiche Farbabbildungen.