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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Von Ohlsdorf nach Oldesloe: Der Grabstein des Unternehmers und Mäzens Friedrich Bölck

Am 16. August 2019 wurde auf dem Evangelisch-Lutherischen Friedhof Bad Oldesloe der Grabstein für den bedeutenden Unternehmer und Mäzen Friedrich Bölck (1877-1940) neu aufgestellt.

Der Grabstein stand zuvor auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. Der neue Standort wurde mit einer Feier auf dem Friedhof eingeweiht, bei der die Oldesloer Stadtarchivarin Sylvina Zander in einer Rede auf die historische Bedeutung Bölcks hinwies. Der Unternehmer war nach seinem Tod bei einem Autounfall südöstlich von Eutin am 27. September 1940 auf dem Ohlsdorfer Friedhof bestattet worden. Nach Ablauf der Ruhefrist drohte die Grabstätte aufgelöst zu werden. Auf Initiative einer Hamburger Bürgerin und auf Vermittlung von Stadtarchivarin Zander kam der Stein dann auf den Oldesloer Friedhof, wo ihm der dortige Friedhofsverwalter Jörg Lelke für die Neuaufstellung eine ansprechend gestaltete eigene Anlage mit Erläuterungstafel gewidmet hat.


Der Bölck-Grabstein auf dem Oldesloer Friedhof mit Friedhofsverwalter Jörg Lelke. Foto: N. Fischer

Erinnerungstafel zum Bölck-Grabstein. Foto: N. Fischer

Der im ostholsteinischen Oldenburg geborene Friedrich Bölck besitzt für Bad Oldesloe und Holstein, aber auch für die deutsche Wirtschaftsgeschichte große Bedeutung. Wie Sylvina Zander in ihrem einschlägigen Beitrag im „Stormarn Lexikon“ (Neumünster 2003) schreibt, war er seit 1907 in der Travestadt mit einem Feinkostgeschäft ansässig. Bald spezialisierte er sich auf den Verkauf von Margarine, wobei er ein auf ganz Deutschland ausgeweitetes innovatives Vertriebs- und Rabattsystem mit Handwagen-Verkäufern entwickelte. Seine Margarine-Vertrieb AG zählte 1924 68 Filialen, Bölck beschäftigte in Spitzenzeiten über 5 000 Mitarbeiter. Für die Stadt Bad Oldesloe stiftete er 1925 den vom Bildhauer Richard Kuöhl gestalteten und auf dem Marktplatz aufgestellten Gänseliesl-Brunnen.
Mitte der 1920er-Jahre weitete er seine Aktivitäten aus und ließ in der Travestadt einen Produktions- und Verwaltungskomplex errichten. Im Auftrag Bölcks gestaltete der Itzehoer Künstler Wenzel Hablik die 300 Quadratmeter große Decke und die Wände des so genannten „Contorsaals“ (heute Turnhalle der Theodor-Storm-Schule). Die lange in Vergessenheit geratenen, weil übermalten, inzwischen aber restaurierten Gemälde von Wenzel Hablik bilden bis heute ein bedeutendes Zeugnis des Expressionismus in Bad Oldesloe.
Bemerkenswert war auch das sozialpolitische Engagement des Radikaldemokraten Bölck, der der SPD nahestand und auch mit der Deutschen Friedensgesellschaft des Reinfelder Pazifisten Paul von Schoenaich zusammenarbeitete. Bölck unterstützte hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche durch Spendenaktionen. 1930 erwarb er Gut Borstel (Kreis Segeberg), um ein Heim für Kinder seiner Mitarbeiter und Kunden einzurichten – letztere konnten im Zuge des Rabattsystems Berechtigungsanteile erwerben. Wegen seiner Nähe zur Sozialdemokratie wurde Friedrich Bölck nach Beginn der nationalsozialistischen Diktatur angefeindet und verfolgt. Sein Vertriebssystem wurde verboten, seine Villa an der Oldesloer Salinenstraße verwüstet. In seinen letzten Lebensjahren wohnte er auf Gut Borstel und in Bad Schwartau.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Kunst in Hamburg (November 2019).
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