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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Digital zum letzten Gefecht

Bis zu 1 800 Veteranen der amerikanischen Streitkräfte melden sich täglich für immer ab. Seit einem Kongressbeschluss vor vier Jahren steht ihnen als letzte Ehre des Staates bei der Beisetzung die von einem Hornisten des Militärs geblasene Nationalhymne zu.

Da die Militärkapellen aber nur über 500 Hornisten verfügen, lässt das Pentagon, das US-Verteidigungsministerium, jetzt den Einsatz von batteriebetriebenen Digitalhörnern mit der eingespeisten Melodie erproben. Nunmehr braucht der zu derartigem Dienst abkommandierte Soldat nicht mehr selber spielen können, muss aber, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung dazu schreibt, "bei einigermaßen glaubwürdigem Vortäuschen von Atem- und Blasbewegungen wie ein echter Militärhornist aussehen". Die Interessenvereinigung "Hörner über ganz Amerika", die sich speziell der Ausbildung von Bestattungshornisten widmet, 1 262 von ihnen in allen 50 Bundesstaaten unter Vertrag hat und die bereits mehr als 4 000 Veteranen auf ihrem letzten Weg begleitet haben, kommentiert das Vorhaben mit "abscheulich". Sie fragt, was wohl geschehe, fiele der die Melodie spielende Tongenerator bei einer Trauerfeier aus dem Horn und, Anm. des Chronisten, setzte seine Tätigkeit fern der Instrumentenattrappe unverdrossen fort - zwischen Trauerkränzen auf der Friedhofserde, zum Beispiel.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft 125 Jahre Krematorien in Deutschland (November 2003).
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