Die Benennung von Pflanzen mit einem botanischen (lateinischen) Namen erfolgt nach festgelegten, internationalen Regeln.
Oft sagen sie etwas über die Beschaffenheit, Herkunft, Ähnlichkeit oder Verwendung aus, manchmal werden auch Personen damit geehrt, deren Namen latinisiert oder bei Pflanzensorten in einfache Anführungszeichen gesetzt werden. Bei einigen Gehölzen auf dem Friedhof steht ihre Namensgebung in enger Beziehung zu Hamburg, sie sollen hier vorgestellt werden.
Im Ohlsdorf-Führer von Benrath (1901) wird auf eine Form des Abendländischen Lebensbaumes, Thuja occidentalis versmannii, aufmerksam gemacht. Wörtlich heißt es dort: Im gärtnerischen Betrieb des Zentralfriedhofs ist eine neue, hervorragend schöne Varietät auf dem Gebiet der Koniferenzucht erzielt worden, die Thuja Versmannii, nach dem Vorsitzenden der Kommission für die Verlegung der Begräbnisplätze, Herrn Bürgermeister Dr. Versmann, benannt. Es ist eine winterharte, schöne Pyramide mit aufrechten Zweigen und hellgrünem, kräftigem Laub, die für die Landschaftsgärtnerei sehr wertvolle Eigenschaften hat. Das Urexemplar, von dem zahllose Vervielfältigungen gewonnen sind, steht am Wege in Quadrat U 10.
Da Botaniker es mit der richtigen Herkunft einer Pflanze und ihrer Benennung sehr genau nehmen, wurde diese Lebensbaumform später in Th. occ. wagneriana umbenannt. Sie entstand nämlich nachweislich zuerst in der Leipziger Baumschule Karl Wagner. Am ursprünglich beschriebenen Standort ist das Exemplar nicht mehr zu finden. Die vergebliche Suche im Planquadrat U 10 entschädigt das Auffinden einer Scheinzypresse aus den Anfängen des Friedhofs. Mit fast zwanzig Metern Höhe und einem Stammumfang von zweieinhalb Meter bedrängt dort das über 100 Jahre alte Exemplar die Grabstätte Schaumann.
Der Name Ohlendorff steht in Hamburg u.a. für den Inspektor des 1820 begründeten Botanischen Gartens, Johann Heinrich O. (1788-1857), für seinen berühmten Sohn, dem Freiherrn Heinrich von O. (1836-1928) - er ließ sich auf dem Friedhof ein monumentales Mausoleum errichten - sowie für die Baumschule J. H. Ohlendorff & Söhne, die in der zweiten Hälfte des 19. Jh. mit je einem Betrieb in den Stadtteilen Hamm und Volksdorf vertreten war. In latinisierter Form wurde dieser Familienname für die Lebensbaumform, Thuja occidentalis ohlendorffii, verwendet. Eine ungleichmäßig und strauchig wachsende Form, etwa 1 m hoch, mehr interessant als schön. Vor 1887 bei Ohlendorff in Hamburg in Kultur entstanden, so die Beschreibung in einem Fachbuch.
Den gleichen Namensursprung gibt es auch bei der Zwergfichte, Picea abies ohlendorffi. Sie wird bis zu 2,5 m hoch, hat einen breitkugeligen Wuchs und wurde 1904 von der Baumschule SPÄTH/Berlin verbreitet. Es gibt keinen Hinweis, ob beide Gehölzformen heute noch auf dem Friedhof zu finden sind.
Anders verhält es sich mit einer andern Form der Fichte, Picea abies "Helene Cordes". Sie trägt den Namen der Ehefrau des Friedhofsdirektors Cordes. Diese Sorte wurde vor 1898 in der Baumschule FRAHM/Elmshorn (später Timm & Co.) gefunden. Mehrere ausgewachsene Exemplare stehen noch in Bl 53, einst als doppelreihige Alle und markante seitliche Begrenzung der großen Wiese gepflanzt. Ob die ähnlichen Fichten in unmittelbarer Nähe auf der Böschungsoberkante des Z-Teiches auch dieser Form zuzuordnen sind, sollten Dendrologen in Erfahrung bringen. Bemerkenswert ist, dass eine Gehölzform aus der Cordeszeit im streng architektonischen Linneteil des Friedhofs in Reihen gesetzt Verwendung fand. Die bis zu 6 m hohe "Cordesfichte" hat einen gedrungenen Wuchs mit aufwärts gerichteten Zweigspitzen, die schleppenden Äste reichen bis auf den Boden.
Auch der Name des Garten- und Friedhofsdirektors Otto Linne ist in einer Sortenbezeichnung der Nachwelt erhalten geblieben. Der Rosenzüchter Peter Lambert (1860-1939) hat sich u.a. mit der Züchtung öfterblühender Strauchrosen, den sog. Lambert-Rosen oder "Lambertiana"-Rosen, befasst. Eine davon nannte er 1934 "Gartendirektor Otto Linne". Der Rosenkatalog aus jener Zeit beschreibt sie kurz und knapp: Die etwa 80 cm hohe Strauchrose blüht sehr dankbar in großen Dolden. Die gut gefüllten Blüten haben eine dunkel- bis karminrosa Farbe. Das lederartige Laub ist glänzend und gesund. Im heutigen Europa-Rosarium in Sangershausen ist sie noch zu bewundern. Ein Rosarium, dass auf Anregung des Vereins Deutscher Rosenfreunde bereits um 1900 von Lambert eingerichtet wurde, um alte vom Aussterben bedrohte Rosensorten zu sammeln und zu erhalten. Für Hamburg hat es sich gelohnt: Man könnte von dort Reiser zum Veredeln bekommen und diese Sorte auf dem Friedhof als vegetabiles Denkmal an den ersten Gartendirektor dieser Stadt (wieder) heimisch werden lassen.