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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Warteschleifen über Hamburg oder wie ich zum Förderkreis kam

Als neues aktives Mitglied im Förderkreis möchte ich mich Ihnen vorstellen: Mein Name ist Cornelia Zieger, und vor fast 26 Jahren wurde ich in Saarbrücken geboren.

Auch dort gibt es einen alten Parkfriedhof, den ich als kleines Kind neugierig erkundete.

Vor allem aber hatte ich das Glück, dass meine Eltern aus Themen wie Sterben, Tod und Bestattung nie ein Geheimnis machten und mich in die Bewältigung von Trauerfällen in der Familie aktiv einbezogen. So war mir der Gedanke an derlei Schattenseiten des Lebens nie fremd oder gar unheimlich.

Später, im Laufe meines Jura-Studiums, fand ich einen neuen Zugang zu dem altbekannten Thema: Inmitten der für mich sonst trockenen Materie suchte ich nach einem besonderen menschlichen Bezug. So wählte ich Familien- und Erbrecht als Schwerpunktgebiet. Das verhalf mir mit zu einem guten Examen - aber hatte ich gefunden, wonach ich suchte?
Unmittelbar nach der Prüfung verschlugen mich familiäre Gründe nach Hamburg. Der Empfang war rau, aber herzlich, musste ich doch gleich erfahren, dass ich als "Quiddje" auf Ohlsdorf nur in der zweiten Reihe liegen würde. Ohlsdorf? Das musste dann wohl ein Friedhof sein...

Etwas verlegen ob dieser Bildungslücke warf ich einen Blick in den Baedeker und machte mich endlich auf den Weg. Zunächst etwas befremdet über den regen Busverkehr, war ich dann doch erfreut, auf so bequeme Weise das riesige Areal erkunden zu können. Schon bald war ich aber so "erschlagen" von den vielen Eindrücken, dass ich mich in Richtung Ausgang bewegte, wenn auch mit dem festen Vorsatz, bald wiederzukommen.

Da fiel mein Blick auf das kleine Museum, und schließlich siegte die Neugier. So stieß ich auf den Förderkreis und deckte mich erst mal mit Literatur ein. Genügend Zeit zum Lesen würde ich ja haben - in Hamburg muss man sehr lange auf eine Referendarstelle warten. Genügend Zeit auch für die Frage: Wie geht es für mich weiter?

In dieser Zeit erfuhr ich von dem Aufgabenbereich der Trauerbegleitung und beschloss, eine dahingehende Ausbildung zu absolvieren. Schnell wurde mir aber klar, dass es zumindest sehr schwierig ist, innerhalb eines klassischen juristischen Berufs diese große menschliche Verantwortung gebührend wahrzunehmen. Ich würde mich also entscheiden müssen.

So kam ich auf ein Berufsfeld zurück, das mich schon länger fasziniert hatte: die Arbeit in einem Bestattungsinstitut. Recht bald hatte ich ein Unternehmen gefunden, dessen Philosophie meinen Vorstellungen sehr nahe kommt. Allerdings muss ich mich auch hier zumindest noch für einige Zeit gedulden. Grund für trübe Gedanken? Erst mal schon. Aber nicht lange, denn es gibt ja immerhin den Förderkreis, und da freut man sich doch bestimmt über tatkräftige HelferInnen...

So wurde ich also aktives Mitglied und bin auf der Suche nach einem passenden Betätigungsfeld. Nicht nur durch die vielen Bücher und das Archiv, sondern vor allem auch durch die netten und aufschlussreichen Gespräche mit den MuseumsbetreuerInnen habe ich schon einiges gelernt, was mir sonst wohl verborgen geblieben wäre. Besondere Freude bereitet mir der Umgang mit den BesucherInnen, die oft ihre ganz eigenen Geschichten mitbringen. Mit ihren recht unterschiedlichen Reaktionen auf unsere Ausstellungsstücke und den vielen Fragen und Anmerkungen bereichern sie mich zusätzlich.

Ich bin glücklich darüber, eine so vielseitige und spannende Aufgabe gefunden zu haben. Vor allem tut es gut, mit ganz verschiedenen Menschen in dem Interesse an Friedhofs- und Bestattungskultur verbunden zu sein. Es würde mich sehr freuen, wenn meine Zeilen auch Ihr Interesse an einer aktiven Mitarbeit geweckt haben sollten - es lohnt sich auf jeden Fall.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Armenbegräbnisse (November 2002).
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