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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Das Mausoleum Kretschmer

Um das im Jahre 1906 im Auftrag des Freiherrn Charles von Schröder (1826-1909) errichtete "Mausoleum Kretschmer" (ehemals von Schröder) und das den Bau umliegende Grundstück gepflegt zu halten, sind seit Beginn des Jahres zwei privat engagierte Grabpfleger regelmäßig im Einsatz, die für die Pflege und Bepflanzung der Außenfläche sowie die Sauberhaltung des Innenraumes zuständig sind.

Innenansicht
Innenansicht des Mausoleums Kretschmer. Foto: M. Wassenberg

Nachdem die zu dem Mainsandsteinbau gehörenden Seitenkuppeln bereits zum größten Teil saniert wurden, sind die Planungsarbeiten zur anstehenden Wiederherstellung seiner imposanten Hauptkuppel in vollem Gange. Bei der Entscheidung des für die Kuppel zu verwendenden Baumaterials spielen Erfahrungen aus der Vergangenheit eine wesentliche Rolle: Die ursprüngliche Kupfereindeckung der Kuppel wurde in den Kriegsjahren von Metalldieben entwendet, was eine massive Beschädigung der darunter liegenden Betonkuppel zur Folge hatte. Die jetzigen Feuchtigkeitsschäden im Mausoleum sind das Resultat des Kupferdiebstahls. Auch in der Gegenwart sind Metalldiebe auf Friedhöfen keine Seltenheit. Erst im März dieses Jahres wurden auf dem Ohlsdorfer Friedhof etliche Bronze- und Kupferplatten von Gräbern gestohlen.1 Für 100 Kilogramm Kupfer kann ein Dieb zurzeit rund 480 Euro, für Messing 300 Euro und für Bronze gar 650 Euro erlösen.2 Für den jetzigen Eigentümer Klausmartin Kretschmer kommt eine Kupferkuppel von daher nicht in Betracht. Er sieht indes zwei Möglichkeiten der Kuppelsanierung: Bei dem Einsatz eines Mehrkomponenten-Werkstoffs würde der Hohlraum zwischen der inneren und äußeren Kuppelschale aufgeschäumt werden; anschließend würde die äußere Kuppelhülle von den Resten der jetzigen Bitumeneindeckung befreit und neu beschichtet werden.

Kapitelle
Säulen-Kapitelle im Mausoleum Kretschmer. Foto: M. Wassenberg

Das vom Eigentümer favorisierte, aber aufwendigere Alternativ-Verfahren bedeutet die Neuanfertigung einer Kuppel aus ausschließlich hochwertigem Beton. Die heutige Entwicklung von Beton benötigt keine zusätzliche Eindeckung von Kupfer oder Metall. Beton kann heute bereits wasserundurchlässig hergestellt werden, wie es etwa für Tiefgaragen der Fall ist (so genannter WU-Beton). Zudem kann Beton in fast jeder Farbe eingefärbt werden. Bei diesem Verfahren würde die Kuppel in acht Segmenten vorgefertigt und innerhalb weniger Tage mit einem Telekran vor Ort montiert werden. Zuvor müsste die bisherige Kuppel vorsichtig abgetragen werden, ohne dass der sehr wertvolle Intarsienmarmorfußboden beschädigt würde. Weil es sich bei einer Kuppel um die aufwendigste Form von Betonformenbau handelt, die heute nur noch bei sakralen Bauten zu finden ist, gibt es wenige Firmen, die die Fertigung dieser speziellen Form beherrschen, was eine sorgfältige Auswahl der die Arbeiten Ausführenden bedeutet. Bezüglich des Verfahrens ist zu diesem Zeitpunkt noch keine finale Entscheidung gefallen, da diese nicht alleinige Angelegenheit des Eigentümers ist, sondern mit dem Denkmalschutzamt abzustimmen ist. Welches Verfahren am Ende auch gewählt werden wird: In jedem Fall muss eine Haltbarkeit der neuen Kuppel über einen Zeitraum von 100 Jahren gewährleistet sein.

1 http://www.bild.de/regional/hamburg/hamburg-aktuell/kupfer-klau-friedho….
2 http://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/Metalldiebe-stoeren-die-To…

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Mausoleen (August 2012).
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