In der vorigen Ausgabe unserer Zeitschrift stand ein schönes Zitat von Perikles: "Ein Volk wird danach beurteilt, wie es seine Toten bestattet".
Viele von uns versuchen, wenn sie reisen, die Lebensweise der Menschen in ihrem Land zu verstehen und besuchen dazu auch, wenn möglich, die dortigen Friedhöfe.
Als wir bei der letzten Sitzung über das Thema "Internationale Bestattungskultur" diskutierten, holte plötzlich Herr Schoenfeld aus den Museumschätzen ein Heft mit dem Titel: "Wege in die Ewigkeit: Tod und Sterben im Kulturvergleich", von der Zentralen Informations- und Beratungsstelle (ZIB) des Deutschen Roten Kreuz in Berlin 1997 herausgegeben - eine für Christen, Soziologen, Geographen, gerne Reisenden, Lesenden oder sonst Interessierte einfach faszinierende Broschüre, die auf 60 Seiten mit z.T. farbigen Photos im Vergleich zur Europa Einblicke in verschiedenen Ländern der anderen Kontinente vermittelt.
In diesem Heft findet man u.a. zwei Berichte aus dem zur Zeit bei uns in Ohlsdorf hochaktuellem Westafrika ("Ghana: Ein Cadillac für die letzte Ruhe" und "Togo: Kein Fest ohne Beteiligung der Ahnen") oder einen anderen aus Mittelamerika ("Zucker-Skelette und Marzipanschädel: Totenfest in Mexiko"), wovon wir letztes Jahr sowohl durch die Ausstellung "Megastadt Mexiko" im hamburgischen Museum für Völkerkunde als auch durch den Vortrag "Totentag in Mexiko" von Dr. Antje Kelm gehört hatten. Neben guten Literaturhinweisen erfährt man in dieser Broschüre auch einiges über Traditionen und Umgang mit dem Tod bei Buddhisten, Muslimen und nomadischen Völkern. Kein Zweifel, dass diese Betrachtungen nach drei Jahren immer noch aktuell sind.
- Titelseite Nr. 71
Grabmal für einen Priester an der Atlantikküste in Westafrika (Foto: Behrens)
Auch wir vom Förderkreis wollen in dieser Ausgabe unserer Zeitschrift Einblicke in andere Kulturkreise mit zwei Berichten aus Europa - Griechenland und Frankreich - vermitteln, und durch einige Reisebetrachtungen aus den westafrikanischen Ländern Benin und Togo erweitern, die gleichzeitig einen ergänzenden Hintergrund zu den demnächst ausgestellten bunten Särgen aus Ghana in unserem Museum geben sollen. Wer aber nie in diese Länder fahren wird, sei getröstet: eine Reise nach Föhr zu den Friedhöfen mit den "sprechenden Steinen", nach Süddeutschland mit den schönen schmiedeeisernen Kreuzen oder einfach nach Kassel zum Museum für Sepulkralkultur reicht, um die großen Unterschiede der Traditionen schon innerhalb Deutschland zu erfahren.
Seit Anfang Oktober 2000 besitzt der Friedhof eine Skulptur, die sicher zu einer kontroversen Meinungsbildung anregen wird: "Die Grablegung Christi" von Gloria Umlauft-Thielicke. Die großflächig gehaltene Eisenskulptur steht (liegt?) an der Mittelallee in Höhe der deutschen Soldatengräber. Die Künstlerin wird ihr Werk in der nächsten Ausgabe unserer Zeitschrift vorstellen. Wird es dann schon vorweg genommene Lesermeinungen geben, die veröffentlicht werden können?
Kurz vor Redaktionsschluss erlebten wir zusammen mit wohl 2000 Besuchern den gelungenen Tag der "Ohlsdorfer Begegnungen", einen Informationstag des Friedhofs und goldenen Oktobertag zugleich. Informationen, Ausstellungen, Vorträge und Führungen über den Friedhof als Ort der Trauer und des Gedankens, aber auch als Ort der Erbauung und stillen Erholung wurden angeboten und in unerwartetem Umfang angenommen. Der Förderkreis war natürlich dabei, hat die Aktion mit getragen und wird bei künftigen Veranstaltungen sicher nicht fehlen.