Wohl kaum ein Thema beschäftigt Menschen, die sich mit lebensbedrohlichen bzw. lebensverkürzenden Erkrankungen beschäftigen müssen oder wollen derzeit mehr als die Diskussion um Todeswünsche (und damit auch zum "Assistierten Suizid"). Und kaum ein anderes Thema wird kontroverser diskutiert in Fragen des gesellschaftlichen, institutionellen oder individuellen Umgangs mit diesen Wünschen.
Das Thema wird in zahlreich vorhandener Literatur aus juristischer, ethischer, sozialpolitischer Sicht betrachtet - jedoch nie multidisziplinär vorgestellt. Dieser Diskurs wird mit dem vorliegenden Werk von Kerstin Kremeike, Klaus Maria Perrar und Raymond Voltz in herausragender Weise zusammengefasst. Die Gliederung umfass 4 Abschnitte: Der erste Abschnitt "Klinische Perspektiven" führt in die Thematik des Todeswunsches in der Palliativversorgung ein. Der zweite Abschnitt beleuchtet historische und rechtliche und ethische Perspektiven. Im dritten Abschnitt werden dann Zugänge zu Todeswünschen beschrieben. Den Abschluss bilden dann Überlegungen zum Umgang mit Todeswünschen (u.a. Gesprächsführung, Schulungen, klinische Prävention und Intervention). Das Inhaltsverzeichnis weist insgesamt 61 Themen auf und bietet damit eine enorm große Menge an praxisrelevanten Informationen und Kenntnissen. Somit ist das Buch sowohl als Lehrbuch als auch als Nachschlagewerk nutzbar. Abgerundet werden die zahlreichen Informationen durch über 400 Literaturhinweisen. Das letzte Kapitel wurde dann von den Herausgeber:innen selbst verfasst mit dem thematischen Schwerpunkt "Klinische Präventions- und Interventionsaspekte". Hier wird nochmals darauf hingewiesen, dass es bei den Versorgenden (Angehörige, medizinisch-pflegerisches Personal, ehrenamtlich Tätige u.a.) auf Kompetenz und Wissen im Umgang mit Todeswünschen ankommt. Das Buch will dazu einen Beitrag leisten. Insbesondere mit der aktuellen Diskussion zum Thema "Einsamkeit" korrespondiert das Thema "Todeswünsche". Denn problematisch wird Einsamkeit, wenn das Gefühl der Einsamkeit sich verstetigt und mit einem dauerhaften Leidensdruck einhergeht. Chronische Einsamkeit macht nicht nur unglücklich, sondern ist mit einer Vielzahl an körperlichen und psychologischen Erkrankungen verbunden - bis hin zu einem Todeswunsch. Auch daher ist das Buch so wichtig.
Kerstin Kremeike/Klaus Maria Perrar/Raymond Voltz (Hrsg.), Palliativ & Todeswunsch, Stuttgart 2024.