Die Autorin stellt in diesem Buch die "MagnificentSeven" vor; jene sieben Gartenfriedhöfe, die im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts rund um London eingerichtet wurden, um der desolaten Lage der Bestattungen innerhalb der wachsenden Großstadt Herr zu werden. Nach einer allgemeinen Einführung in das Thema Friedhof geht es zuerst um die horrenden Zustände auf den innerstädtischen Londoner Friedhöfen am Anfang des 19. Jahrhundert. Eindrücklich unterlegt sind die Ausführungen - nicht nur in diesem Kapitel, sondern im ganzen Buch - mit einer Vielzahl von historischen Illustrationen und Fotos, deren ausführliche Beschriftungen einen eigenen zum jeweiligen Kapitel passenden Subtext liefern.
Bevor auf die Ideen eingegangen wird, die zu den neuen Garten- oder Parkfriedhöfen führten, die mit zeitgenössischen Worten als "Orte voller Schicklichkeit und Schönheit" von der Autorin apostrophiert werden, wird die Allgegenwart von Tod und Trauer im viktorianischen 19. Jahrhundert am Beispiel der trauernden Königin verbunden mit den Trauer- und Bestattungsbräuchen der Zeit vor Augen geführt. Die sieben neuen Friedhöfe werden chronologisch mit ihrer Gestaltung und Geschichte im Laufe des 19. Jahrhunderts vorgestellt. In den beiden abschließenden Kapitel wird dann zum einen auf den Verfall im 20. Jahrhundert eingegangen, zum anderen werden die neuen Aktivitäten benannt, mit denen gemeinnützige Vereine und ihre ehrenamtlich arbeitenden Mitglieder, die "Friends of", schon seit den 1980er Jahren dafür sorgen, dass die Friedhöfe neu bewertet und mit ihren Grabmälern und Bauten so gut wie möglich erhalten werden. Dabei ist zugleich gerade in England das Bewusstsein dafür gewachsen, dass diese Orte, die einst außerhalb der Bebauung lagen und inzwischen von der Stadt eingeholt wurden, heute ganz besondere Enklaven für Flora und Fauna bilden. Wer sich für London und seine Friedhöfe interessiert und einen ersten Überblick erhalten will, ist mit diesem Buch sehr gut beraten. Der Autorin gelingt es die geschichtlichen Fakten in lockerem Ton vorzustellen. Anhand der Bilder werden zudem noch viele kleinere, aber eindrucksvolle Geschichten am Rande erzählt. Ein Literaturverzeichnis und eine Liste der Homepages der Friedhöfe vervollständigt das Buch, dem man anmerkt, dass die Autorin sich nicht nur in die historischen Fakten eingearbeitet hat, sondern auch über umfangreiche Kenntnisse der jeweiligen Friedhöfe verfügt und sozusagen mit "Herzblut" ihr Wissen an die geneigten Leserinnen und Leser weitergibt.
Georgia Rauer, Wenn Ewigkeit vergänglich wird: Londons viktorianische Gartenfriedhöfe gestern und heute, Edition Frölich, Berlin 2021, 160 S., zahlreiche farbige Abb.