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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Internationale Friedhofstagung der ASCE 2021

Am 11. und 12. November 2021 fand die jährlich stattfindende, wissenschaftliche Konferenz der Europäischen Friedhofsgesellschaft (ASCE - Association of significant cemeteries) unter dem Thema "Friedhofstourismus" online statt. Der Ohlsdorfer Förderverein ist Mitglied und war diesmal mit einem eigenen Referat von Dr. Barbara Leisner vertreten.

Die Tagung war in Sessions gegliedert, die unter verschiedenen Oberbegriffen zusammengefasst waren. In der ersten ging es um die kulturelle Bedeutung von Friedhöfen. Zur Einstimmung gab es einem Kurzfilm über den Highgate Cemetery, der auch im Intenet veröffentlicht ist (https://vimeo.com/483086155 ). Dr. Ian Dungavell, der Hauptgeschäftsführer des "Friends of Highgate Cemetery Trust" beantwortete danach die Frage, was einen "bedeutenden" Friedhof überhaupt ausmacht, mit der eingängigen Forderung "Wenn ein Friedhof eine Geschichte zu erzählen hat, muss er bedeutsam sein!". Aus Belgien wurde dann die Dynamik zwischen der ersten, zweiten und dritten Funktion von Friedhöfen beleuchtet, während eine Soziologin und Gerontologin aus den USA über "Memento Mori: Die Bedeutung historischer Friedhöfe in der Bildung zum Tod" sprach.

In den beiden folgenden Sessions ging es um um die Entwicklung der einzigartigen Geschichte des eigenen Friedhofs. Im ersten Teil gab es Beiträge aus Neapel, Wien und Belgrad, wobei letzterer zeigte, wie der Friedhof als "Open Air Museum" in der Europäischen Museumsnacht eine große Zahl von Menschen angezogen hat und daraus ein Bildungsprogramm entstand ist. In zweiten Teil folgten aus England der Bericht eines Repräsentanten einer auf Kultur spezialisierten Beratungsfirma zur Zukunft und Interpretation des Brookwood Cemetery in London; aus Dresden Informationen zur Herstellung von Dokumentarfilmen über Friedhöfe und aus der Türkei Erläuterungen zur Erhaltung besonderer historischer Grabmale in Kuşadası (http://www.kusadasikulturelmiras.com).

Am Freitag ging es dann in der ersten Session um "Friedhofsmuseen, zur Vervollständigung der 'Freilufterfahrung' " mit einem Beitrag aus Rumänien über die Gestaltung der Europäischen Museumsnacht auf dem berühmten Bellu-Friedhof in Bukarest. Ein Verleger berichtete darüber, wie Friedhofsführer beschaffen sein sollten und betonte, dass es wichtig ist von den jeweiligen Gegebenheiten auszugehen um das auch finanziell - beste Ergebnis zu erzielen. Dann kam der Beitrag über die Freiluftmuseen und das Friedhofsmuseum auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

Die zweite Session stand unter dem Thema der Arbeit mit Agenturen zur Tourismusförderung: Aus Serbien wurde über den alten Friedhof von Rajacke Pimnice als Reiseziel berichtet. Aus der französischen Region Auvergne-Rhône-Alpes wurde die Aktion "Friedhofsfrühling" vorgestellt. Julie Rugg, Friedhofsforscherin in England, thematisierte die Frage nach einer Balance zwischen Friedhofstourismus und einem Tourismus zum sepulkralen Kulturerbe, ein Begriff, der auch das Thema des immateriellen sepulkralen Kulturerbes einschließt.

Entsprechend widmete sich die dritte Session dem Thema, wie Tourismus und Bestattungswesen in Einklang zu bringen sein könnten. Die Koordinatorin des Jüdischen Erbes in Europa sprach darüber, wie man auf jüdischen Friedhöfen die Besuchererfahrung mit dem Respekt für die Heiligkeit des Ortes verbinden kann. Aus Athen kam ein Beitrag über die Herausforderung Friedhofstourismus auf einem historischen Friedhof, der noch genutzt wird, zu fördern. Dieses Thema wurde anschließend auch aus einem anderen Blickwinkel am Beispiel der Friedhöfe in Barcelona dargestellt.

Ausführlichere Kurzporträts der Vorträge und der Vortragenden finden sich - auf Eng-lisch - unter: https://highgatecemetery.org/uploads/Cemetourism_full_programme.pdf

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Gemeinnützige Bestattungskultur (März 2022).
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