Schon seit dem Mittelalter gibt es in Hamburg Grabstätten, die von Gemeinschaften speziell für ihre Mitglieder erworben und unterhalten worden sind. Die älteste heute noch bestehende ist die Grabstätte der "Kasse von Achten" auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Sie geht auf die 1492 gestiftete "Schiffer-Gesellschaft" zurück, die 1624 in die "Cassa der Stücke von Achten" überging. Letztere wurde gegründet um Geld zu sammeln, mit dem christliche Seeleute aus der Sklaverei freigekauft werden konnten.
Im Ämtersteinmuseum des Ohlsdorfer Friedhofes stehen weitere 54 Grabmale von Brüderschaften und Ämtern - so hießen in Hamburg die Zünfte -, die gemeinsam für die Bestattung ihrer Angehörigen sorgten. Weitere 36 noch laufende und eine als Reihengrabstätte umgestaltete Grabstätte von Genossenschaften waren in den 1980er Jahren noch dem Friedhof vorhanden.
Neben der Bestattung und der Vorhaltung einer gemeinsamen Grabstätte sorgten die Gemeinschaften im Mittelalter vornehmlich für das spirituelle Wohlergehen der Seelen der Verstorbenen im Jenseits, indem sie die dafür notwendigen Gebete und Messen ermöglichten. Die Reformation entzog ihnen diese spirituelle Grundlage. Trotzdem blieben darüber hinaus Brüderschaften und Ämter mit eigenen "Totenladen" bestehen. In diese Laden, d.h. Sterbekassen zahlten die Mitglieder regelmäßig einen gewissen Betrag ein, mit dem die Begräbniskosten abgedeckt wurden. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts gingen zahlreiche Sterbekassen aufgrund der neuen Gesetzgebung zur Krankenversicherung ein oder wurden von den neuen Krankenkassen übernommen. Damit gaben sie dann oft auch ihre genossenschaftlichen Grabstätten auf.
Das Genossenschaftsgrab als solches war allerdings in der ersten Begräbnisordnung des Ohlsdorfer Friedhofes noch fest verankert und wurde erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts nicht mehr im Friedhofsgesetz aufgeführt. Am Ende des 19. Jahrhundert entstanden zudem neue Gemeinschaftsformen, die auf diese Grabform zurückgriffen. So brachte es der neue Beruf der Krankenschwester mit sich, dass die Frauen enge Gemeinschaften bildeten, die auch im Tod vereint blieben. Daneben sorgten fromme Wohnstiftungen, wie das Heerleinstift, dafür, dass ihre Bewohnerinnen nicht nur zusammen lebten, sondern auch danach einen gemeinsamen Ruheplatz fanden. Die in Hamburg in der Minderheit lebenden Katholiken haben sich zur katholischen Bruderschaft zusammengeschlossen, die eine große Grabanlage auf dem Friedhof unterhält, und auch Ausländer, die in Hamburg lebten und leben, haben Vereine ins Leben gerufen, die auch für eine gemeinsame Bestattung ihrer Mitglieder sorgten und sorgen.
Im 20. Jahrhundert entstand durch einen Feuerbestattungsverein eine weitere gemeinsame Anlage, auf der die Urnenbestattung seiner Mitglieder in Ohlsdorf möglich war. Diese große Anlage ist lange wieder in Vergessenheit geraten. Dagegen besteht die Grabstätte, die 1936 von der christlichen Deutschen Seemannsmission als Ruhestätte für in Hamburg gestrandete Seeleute erworben wurde, noch heute, geschmückt mit dem damals aufgestellten originalen Schiffsanker und einem großen Holzkreuz.
Das Bedürfnis nach gemeinschaftlicher und gemeinnütziger Bestattungsvorsorge ist seit dem Ende des 20. Jahrhunderts offenbar sogar wieder im Wachsen begriffen. 1995 wurde der gemeinnützige Verein Memento e.V. mit dem Ziel gegründet, eine eigene Grabstätte für an Aids Verstorbene vorzuhalten. Inzwischen kümmert sich der Verein um drei gemeinschaftliche Grabstätten auf dem Ohlsdorfer Friedhof und auch auf anderen Friedhöfen gibt es ähnliche Initiativen.
1997 haben sich Gemeindemitglieder der Hauptkirche St. Michaelis im Verein Gemeinschaftsgrabstätte St. Michaelis e.V. zusammengeschlossen und ein historisches Familiengrab erworben. Anlass war der Wunsch eine christliche und solidarische Gemeinschaft ins Leben zu rufen, deren Mitglieder sich schon im Leben, aber eben auch im Tod und darüber hinaus beistehen. Auf einer Sandsteinplatte vor dem historischen Grabmal steht als Credo zu lesen: "Gemeinsam wollen wir leben, im Sterben einander beistehen und im Tod bei einander bleiben." Die Namen der Verstobenen werden auf großen Tafeln mit Geburts- und Sterbejahr festgehalten. Beim Tod eines Mitgliedes wird gemeinsam Abschied genommen und am Ewigkeitssonntag wird der Verstorbenen jährlich in einer Andacht an der Grabstätte gedacht. Diesem Vorbild sind weitere Kirchengemeinden gefolgt, so dass heute außerdem gemeinsame Gräber der Kirchengemeinde Ansgar Hamburg Langenhorn, der Hauptkirche St. Petri und der St. Markus-Kirche Hoheluft sowie der anglikanische Gemeide St. Thomas à Becket auf dem Ohlsdorfer Friedhof bestehen.
Der Verein Garten der Frauen e.V. hat im Sommer 2001 neben einer eigenen Grabstätte für seine weiblichen Vereinsmitglieder auch eine Gedenkstätte eröffnet, auf der alte Grabsteine bedeutender Frauen aufgestellt worden sind. Die Grabstätte hat inzwischen eine gewisse Berühmtheit erlangt, so dass sie schon erweitert werden musste. Wer dort eine Grabstelle erwirbt, wird gleichzeitig Mäzenin für den Erhalt der historischen Grabsteine.
Grabstätten von gemeinnützigen Zusammenschlüssen haben also eine lange Tradition auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Heute listet die Friedhofsverwaltung insgesamt 73 Gemeinschaftsgrabstätten auf dem Friedhof auf, wobei die Anlagen für Kriegs- und Revolutionsopfer, Soldaten und Widerstandskämpfer ausgenommen sind. Darunter ist zum Beispiel auch eine Grabstätte für die Mitglieder der "Stifterfamilie" der Haspa Hamburg Stiftung, die seit Oktober 2018 "zwischen dem Wasserturm von 1898, den der Heinz Fitzer Stiftungsfonds der Haspa Hamburg Stiftung restaurieren ließ, und dem 'Garten der Frauen` liegt." Vor dem frisch restaurierten historischen Grabstein ist eine Infostelle angebracht, die auf die bestatteten "Wohltäter" hinweist.
Heute dienen gemeinsame Gräber nicht mehr wie im Mittelalter der Sorge um das Seelenheil der Toten und um deren ehrliche Bestattung als angesehene Mitglieder der städtischen Gesellschaft. Heute bildet eine immer stärkere Isolation des Einzelnen in der gegenwärtigen Gesellschaft die Grundlage, auf der die Sorge um und damit verbunden die Vorsorge für die eigene Bestattung erwächst. Sie ist verbunden mit einer gewissen Selbstvergewisserung des Einzelnen als Mitglied einer - oft selbstgewählten - Gemeinschaft, aber auch mit der Bindung und Stärkung des Zusammenhaltes dieser Gemeinschaften. Das betrifft natürlich auch den Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof, in dem erwogen wird, eine gemeinsame Grabstätte zu erwerben.
Fotos: 1-2: Barbara Leisner, 3: Von Emma7stern - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1$4918527); 4: Website der Haspa-Hamburg-Stiftung: https://www.haspa-ham-burg-stiftung.de/ueber-uns/unsere-grabstaette