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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Die letzte Ruhestätte von Jan Fedder

Jan Fedder (*14. Januar 1955 in Hamburg) wuchs auf St. Pauli auf und hatte Zeit seines Lebens einen besonderen Bezug zum schillernden Leben auf dem Kiez.

Schon früh entdeckte er seine Liebe zur Schauspielerei, spielte im Kinder- und Jugendtheater Klecks, aber später auch in klassischen Stücken von Shakespeare und Goethe im Ernst-Deutsch-Theater.


Das Grabmal von Jan Fedder, ein Patenschaftsgrabmal auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Sein besonderes Talent war die Darstellung von typisch norddeutschen Charakteren. 1992 gab er seinen Einstand als Streifenpolizist "Dirk Matthies" in der Serie "Großstadtrevier", die den Polizeialltag in Hamburg im Hafenbereich thematisiert, eine Figur, die ihm auf dem Leib geschrieben war und die er bis zu seinem Tod verkörperte. Auch in der Serie "Neues aus Büttenwarder", die das Landleben mit Situationskomik aus der Beziehung zweier "Freund/Feinde" schildert, spielte er seit 1997 eine der beiden Hauptrollen. Er wirkte aber auch in Kinofilmen wie 1981 in "Das Boot" sowie in verschiedenen Fernsehproduktionen nach Motiven von Siegfried Lenz mit und wurde für die Darstellung in "Der Mann im Strom" mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. In der dreiteiligen Serie "Der Hafenpastor" konnte er wieder seine Liebe zum Kiez ausleben und spielte einen Pastor mit großem Herzen und einem Hang zu kreativen Problemlösungen. Jan Fedder engagierte sich 2007 als ehrenamtlicher "Bootschafter" bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Erholung fand er auf seinem Bauernhof in Ecklak in Nähe des Nord-Ostsee-Kanals, wo er ungestört seine Sammelleidenschaft für Oldtimer und andere schöne Dinge ausleben konnte.


Das Grabmal des Überseekaufmanns Heinrich E. Breuer (historische Postkarte)

Mit seiner unnachahmlichen norddeutschen Art war Jan Fedder weit über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt und sehr beliebt. Er starb am 30. Dezember 2019 nach verschiedenen langwierigen schweren Erkrankungen. Der Abschied am 14. Januar 2020 – es wäre sein 65ster Geburtstag gewesen – glich einem Staatsbegräbnis mit einer bewegenden Trauerfeier im Michel und einem letzten Weg über die Reeperbahn, wo viele Fans ihm die letzte Ehre erwiesen. In der Davidwache war ein Kondolenzbuch ausgelegt und der Norddeutsche Rundfunk übertrug live im Dritten Fernsehprogramm. Die Beisetzung erfolgte nach einigen Tagen auf dem Friedhof Ohlsdorf in der Nähe von Kapelle 2 (Grablage U 22) direkt an der Kapellenstraße im engsten Familienkreis.


Briefkasten für die "Post für Jan Fedder"

Bei der Grabstätte handelt es sich um eine Patenschaft. Die Statue wurde 1899 von Xaver Arnold für den Überseekaufmann Heinrich E. Breuer (1810 – 1899) erschaffen. Auf dem Felsen steht eine Trauernde, die händeringend über dem Kreuzsockel mit nach vorn gesteckten Armen lehnt. Sie ist mit einem langen Gewand bekleidet, ein Überwurf bedeckt dem Kopf. Das Grabmal steht auf einer großen Grabfläche, die von einem kunstgeschmiedeten Gitter eingefasst ist. Nachdem einige Fans von Jan Fedder direkt auf das Grabfeld gelaufen waren, wurde ein verschlossener Torbogen mit künstlicher Rosendekoration, die ein wenig an den Kiez erinnert, aufgestellt. Vor dem Gitter steht ein schmiedeeiserner Briefkasten, der "Post für Jan Fedder" aufnimmt und regelmäßig geleert wird. Nachdem erst ein schlichtes Holzkreuz aufgestellt wurde, ziert die Grabstätte jetzt wieder der historische Grabstein mit neuer Frontplatte mit dem Spruch "Liebe ist unsterblich", darunter ein Herz über einem Hamburgwappen mit goldenem Tor und einem Anker.

Zwei weitere früh verstorbene "Kollegen" aus dem "Großstadtrevier" sind ebenfalls auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt. Die Schauspielerin Mareike Carrière (26.07.1954 – 17.03.2014) spielte als "Ellen Wegener" die erste Streifenwagenpartnerin von "Dirk Matthies" (Grablage BM 69, 511a). Kay Sabban (26.07.1952 – 06.08.1992) spielte den Motorradpolizisten "Neithardt Köhler" (Grablage R 23,107).

Fotos: Britta Heitmann

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Tod um 1800 (August 2020).
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