Die alljährlich vom Förderkreis durchgeführten abendlichen Führungen anlässlich des Jahrestages der Friedhofseröffnung am 1. Juli 1877 führten diesmal nicht nur zu Rosengarten und Steinkreisen, zu Nordteich, Stillem Weg und Millionenhügel, sondern boten den zahlreichen Teilnehmern erstmalig auch die Gelegenheit, einen Blick ins Innere des ehemaligen von Schröderschen Mausoleums zu werfen.
Während viele der am Nordrand des Friedhofs gelegenen kleineren Mausoleen äußerlich einen guten Zustand zeigen, weil sie bereits vor Jahren erfolgreich in Patenschaften vergeben werden konnten, machte das direkt am Westring schräg gegenüber von Kapelle 7 gelegene Mausoleum von Schröder seit Jahren einen sehr beklagenswerten Eindruck und drohte völlig zu verfallen, weil die Familie von Schröder keinerlei Erhaltensmaßnahmen mehr unternahm.
Glücklicherweise konnte mit Klausmartin Kretschmer (Eigner zahlreicher historisch interessanter Baulichkeiten wie der Roten Flora, der Oberhafenkantine, der Riverkasematten und des ehemaligen Alten Krematoriums an der Alsterdorfer Straße) im Jahre 2009 ein Investor gefunden werden, der bereit war, eine Patenschaft für das immer noch imposante Bauwerk für die nächsten 100 Jahre zu übernehmen. Damit der mächtige und für die Bestattungskultur Nordeuropas wichtige Bau der Nachwelt erhalten bleibt, werden von dem Investor jetzt aufwändige Restaurierungsarbeiten vorbereitet.
Für die Teilnehmer der abendlichen Friedhofsführungen am 1. Juli 2010 war das normalerweise verschlossene Gebäude ausnahmsweise geöffnet worden. Julia Wachsmann vom Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e.V. erläuterte den Besuchern die Baugeschichte des Mausoleums und die geplanten Sanierungsarbeiten. Pastor Frank Michael Wessel konnte die Motive der zahlreichen farbigen Glasfenster sowie die Symbolik des reichen bildhauerischen Schmucks an den Säulenkapitellen im Innenraum des Mausoleums erklären:
- Das ehemals von Schrödersche Mausoleum in einer historischen Aufnahme. Bäume und Büsche direkt am Gebäude wurden inzwischen entfernt, weil die Wurzeln die Fundamente beschädigten. Foto: Dia-Archiv Förderkreis
Das Mausoleum ist ein achteckiger Zentralbau aus rotem Mainsandstein mit einer Nutzfläche von 200 qm. Über dem 17,6 m im Durchmesser großen Unterbau erhebt sich ein von sechs Säulen und zwei Pfeilern gestützter Tambour, der von einer Kuppel aus Eisenbeton überwölbt ist. Bauherr war Freiherr Charles von Schröder (4.8.1826 – 13.6.1909), Sohn des wohlhabenden Kaufmanns und Bankiers Freiherr Johann Heinrich von Schröder (8.12.1784 – 28.6.1883), an den heute noch das Schröderstift in der Schröderstiftsstraße in Hamburger-Eimsbüttel erinnert. Der Entwurf des Mausoleums stammt von dem Architekten Edmund Gevert. Die zahlreichen noch erhaltenen Glasgemälde wurden von der Firma Gerstner & Werner aus Görlitz angefertigt. Sie zeigen, wie Pastor Wessel erläuterte, über dem Eingang eine Kreuzigungsszene und auf der genau gegenüberliegende Seite ein Bild von der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem. Weitere Bilder stellen Jünger Jesu und Propheten dar. Einige der Bilder sind allerdings auch stark beschädigt oder fehlen völlig. Viel Arbeit wartet also auf die Restauratoren! Die Sanierung des gesamten Bauwerks wird voraussichtlich erst im Jahre 2013 abgeschlossen sein.