Jeden Montag und Donnerstag das gleiche Ritual: Ein Mitglied des Förderkreises betritt das Beratungszentrum, um die Post für den Verein in Empfang zu nehmen und Neuigkeiten auszutauschen.
Häufig folgt ein Kurzbesuch bei der Pressereferentin: Prospekte werden abgeholt, Anregungen gegeben, Besucherzahlen des Museums analysiert. Voraussetzung für den regelmäßigen - wenn oft auch viel zu kurzen - Austausch zwischen dem Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof und dem Betreiber des Ohlsdorfer Friedhofs sind die kurzen Wege: Der Sitz der Hamburger Friedhöfe - AöR - und das Museum, "Residenz" des Förderkreises, liegen nur einen Katzensprung voneinander entfernt.
So förderlich die räumliche Nähe ist, so wichtig scheint mir in der täglichen Arbeit die kritische Distanz zwischen dem Förderkreis und unserem Dienstleistungsunternehmen Hamburger Friedhöfe. Wir sind dem Gebührenzahler verpflichtet, haben uns finanziellen und organisatorischen Zwängen zu beugen - dem Förderkreis liegt die Kultur am Herzen. Daß dies bisweilen zu Reibungen führt, ist unerläßlich. Wir ziehen nicht immer an einem Strang, ergänzen uns aber häufig. Und einig sind wir uns in unserem Engagement für Ohlsdorf.
Was wäre der Ohlsdorfer Friedhof ohne seinen Förderkreis? Er hätte kein Museum, das läßt sich mit ziemlicher Sicherheit sagen und damit wäre auch die Hansestadt um ihr einziges Sepulkralmuseum ärmer. Seit der Eröffnung vor zweieinhalb Jahren wird das ehemalige "Retiradengebäude" durch die 17-köpfige Museumsgruppe betreut. Maßgeblich beteiligt war der Förderkreis auch an seiner Einrichtung und der Ausstattung mit Fotos, historischen Dokumenten und Exponaten.
Die Einträge in das Museumsbuch sprechen für sich: "Ein Lob dem Verein, der so viel bewahrt" ist dort zu lesen. Oder: "Wir bedanken uns für die herzliche und persönliche Betreuung." Besonders imponiert mir die Zuverlässigkeit: Trotz mancher personeller Engpässe blieb das Museum nie geschlossen. Beachtlich auch das Engagement, mit der sich die Betreuerinnen und Betreuer immer wieder auf Sonderthemen einstellen, sei es die Geschichte der Feuerbestattung, Entwürfe für den Friedhof der Zukunft oder die Symbolik der Engel.
Ein anderer Schwerpunkt sind die Führungen. Rund 15.000 Besucher hat der Förderkreis im Laufe seines zehnjährigen Bestehens mit dem Ohlsdorfer Friedhof vertraut gemacht. Anhand von Vorträgen, Ausstellungen, Diskussionen, Messeauftritten schärfte er den Blick für Friedhofs- und Bestattungskultur. Für mich ist das Öffentlichkeitsarbeit pur. Herauszuheben ist die Ausstellung "Tod und Technik", die 1992 anläßlich des 100. Jubiläums des alten Krematoriums an der Alsterdorfer Straße stattfand. Beeindruckend auch die Infostände auf dem Friedhof: Ob im Frühjahr oder Winter - oft trotzten die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Förderkreises Wind und Wetter, erläuterten Sehenswertes und verkauften Bücher, Postkarten und Broschüren.
Oder die Initiative für Grabmalpatenschaften - monatelang durchstreiften Mitglieder der Fotogruppe des Förderkreises den größten Friedhof der Welt, um denkmalschutzwürdige Grabmale abzulichten. Noch heute schmücken die Fotos unseren Grabmalkatalog und helfen, Paten für erhaltenswerte Steine zu finden.
Die Helfer in der Not - auch dies ist eine wichtige Funktion des Förderkreises. "Wie lautet der zweite Wohnsitz des Schauspielers XY?" "Weshalb liegt das Grab des prominenten Adligen so versteckt hinter dichten Bäumen und wird von einem schlichten Holzkreuz geschmückt?" Historie, Hintergründe, Geschichten - immer dann, wenn die Hamburger Friedhöfe - AöR - nicht weiß, ist das profunde Wissen des Förderkreises gefragt: "Versuchen Sie's doch einmal in unserem Museum beim Förderkreis - die können mit Sicherheit helfen!"
In bester Erinnerung ist mir auch die spontane Unterstützung des Förderkreises, als wir uns zum 120. Ohlsdorf-Geburtstag vor Besuchern nicht retten konnten. Ohne den Förderkreis wären wir untergegangen. Sogar Frau Priess, mit über 80 Jahren ältestes Mitglied, mußte eine Gruppe von knapp hundert Geburtstagsgästen über den Friedhof führen... Am späten Abend hatte sie keine Stimme mehr - aber die Besucher waren begeistert.
Laut Umfragen wird die freiwillige, unbezahlte Mitarbeit in Deutschland zunehmend durch "kalkulierte Hilfsbereitschaft" abgelöst. Möge dieser Trend vor dem Förderkreis haltmachen! Wir zumindest sind dankbar, daß wir uns auf den Förderkreis bislang stets verlassen konnten - als Partner, kritisches "Gegenüber" und Initiator unterschiedlicher Projekte. Wir freuen uns auf zehn weitere gemeinsame Jahre!