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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Budapest: Friedhof und Sepulkralmuseum Kerepesi

Im August 2002 besuchten meine Frau und ich die außerordentlich beeindruckende ungarische Hauptstadt Budapest und mit ihr den in Ungarn hoch geehrten Friedhof Kerepesi mit seinem beneidenswert reichhaltigen Sepulkralmuseum.

Bedeutende Ungarn des 19. Jahrhunderts sind auf diesem Ehrenfriedhof beigesetzt. Man errichtete ihnen große Mausoleen oder eindrucksvolle Grabmonumente. Der Begründer der ungarischen Loslösung von Österreich, Lajos Kossuth (1802-1894), wird als Staatsgründer eines neuen Ungarn hoch geehrt. Sein Mausoleum von 1912 ist innen mit sehenswertem feinschimmernden Jugendstilmosaik ausgeschmückt. Ähnlich das Mausoleum von Ferenc Deák (1803-1876). Dieser Politiker realisierte 1867 den "Ausgleich" genannten Versöhnungspakt zwischen Ungarn und Habsburg-Österreich und schuf damit die Basis für ein selbstständiges, wohlhabenderes Ungarn. In diesem Ensemble steht auch frei der Sarkophag des Balladen-Dichters Arany Janos (1817-1882). Obwohl die Friedhofsanlage geometrisch starr gegliedert ist, spürt man doch wegen der vielen eindrucksvollen Grabmonumente die Ehrerbietung, die das ungarische Volk diesem Ort entgegenbringt.

Das Sepulkralmuseum allein ist eine Reise nach Budapest wert und das zweitgrößte in Europa nach Kassel. Der auch deutsch sprechende Museumsleiter Emil Hargettai verwaltet in einem eigenständigen, sehr gut gepflegten zweistöckigen Bau ein unerwartet reichhaltiges Museum. Vor diesem Ausstellungshaus sind, wie auch vor dem Museum Friedhof Ohlsdorf, bemerkenswerte Grabsteine des 19. und 20. Jahrhunderts in einem Rasenareal aufgestellt (Abb. 1).

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Museum Kerepesi (Foto: Mauss)

Im Erdgeschoss finden sich vielfältige Ausstattungsgegenstände für bäuerliche Beerdigungen der Karpatenlandschaften: hölzerne Gesichts-Grabstelen, die an Steinplastiken der Osterinseln im Pazifik erinnern, geflochtene Weidenkorbsärge oder ein Mehrfachsarg mit Klappboden zur Entsorgung der Leiche im offenen Grab.

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Ausstellungsraum (Foto: Mauss)

Im weiträumigen, 400 qm großen Obergeschoss dann Ausstattungen städtischer Totenfeiern - eine Aufbahrung mit gold- und silberbestickten schwarzen Trauerbehängen und schimmernden Messingleuchtern (Abb. 2). Mehrere pompöse, von Pferden zu ziehende Leichenwagen und große Prachtsärge vervollständigen diese Sammlung (Abb. 3), die auch mit deutschsprachigen Zusatztexten beschildert ist.

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Prachtsärge (Foto: Mauss)
Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Armenbegräbnisse (November 2002).
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