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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Christine Aka: Unfallkreuze. Trauerorte am Straßenrand.

Münster u.a. 2007, 300 Seiten, zahlreiche, teils farbige Abbildungen

Kreuze am Straßenrand zählen zu jenen öffentlichen Ausdrucksformen individueller Trauer, die wie nur wenige andere den neuen Umgang mit Tod und Erinnerungskultur insgesamt repräsentieren. Zudem findet das Thema in den Medien erheblichen Widerhall. Nach der vor einigen Jahren erschienenen, sich auf einen hessischen Landkreis beziehenden Studie von Andrea Löwer ("Kreuze am Straßenrand. Verkehrstod und Erinnerungskultur". Frankfurt am Main 1999) legt Christine Aka mit ihrer Habilitationsschrift nunmehr eine umfassendere Studie zu diesem Phänomen vor. Die Münsteraner Volkskundlerin führt in die Problematik ein, indem sie einige der mit den Kreuzen verbundenen Tragödien erzählt. Anschließend reflektiert Christine Aka das Phänomen unter den Aspekten von Brauch- und Ritualforschung bzw. performativer Akte und ordnet es forschungshistorisch ein. In den folgenden Einzelkapiteln bereitet sie ihr u.a. durch zahlreiche Gespräche mit Beteiligten gewonnenes empirisches Material systematisch an Hand unterschiedlicher Kategorien auf, wie Ort, Ritual, Trauer, Erinnerungsgegenstände, symbolische Kommunikation. Dabei bettet Christine Aka ihre Analysen kompetent in den Kontext der allgemeinen Sepulkral- und Erinnerungskultur ein, etwa im Abschnitt über den "Trauerort Friedhof". Abschließend kann sie feststellen, dass "die Markierung des Unfallortes an sich als Brauch die allgemeine gesellschaftliche Anerkennung schon so gut wie errungen hat" (S. 237). Damit hat sich innerhalb relativ kurzer Zeit eine neue Ausdrucksform der Sepulkral- und Erinnerungskultur in Deutschland wie auch anderen Ländern etabliert. Die ausführliche Bibliografie ist zugleich eine Fundgrube für aktuelle Literatur zum Thema des neuen Umgangs mit Tod, Trauer und Erinnerung.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Der Bildhauer Arthur Bock (November 2007).
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