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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Tier-Tod: Bestattungen, Friedhöfe und Grabmale für Tiere. Ein Tagungsaufruf

Die rituelle Bestattung von Tieren, die Anlage von dauerhaften Gräbern und die Setzung von Grabmalen für Tiere reicht weit in die Menschheitsgeschichte zurück. Eine reiche Blüte erlebte die Tierbestattung im alten Ägypten. Im frühen Mittelalter wurden wohlhabende und adelige Verstorbene unter anderem mit ihren Hunden beigesetzt. In englischen Landschaftsgärten der Frühen Neuzeit finden sich eindrucksvolle Grabmonumente, die für Tiere errichtet wurden. Pferdebestattungen sind aus europäischen Adelshäusern überliefert und britische Offiziere ließen ihre Hunde auf eigenen Friedhöfen beisetzen.

Ein echter Boom indes zeichnet sich in Europa seit etwa 1900 ab, als die ersten öffentlichen Tiernekropolen entstehen. Bestattungsunternehmen für Haustiere, Krematorien, Grabsteine, (virtuelle) Gedenkstätten und Friedhöfe für die gefiederten oder vierbeinigen Lebensgefährten des Menschen werden in Deutschland seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts gegründet. Der Bundesverband der Tierbestatter etablierte sich im Jahr 1998.

Aufs Ganze betrachtet ist die Tierbestattung gleichwohl eine Marginalie in der Kulturgeschichte des Todes, die bei weitem nicht die wissenschaftliche Aufmerksamkeit erregt hat wie andere Themen der Sepulkralkultur. Aufgrund des tiefgreifenden Wandels im Verhältnis zwischen Mensch und Tier hat das Thema im 20. Jahrhundert jedoch neue Aktualität erhalten. Dieser Wandel bietet auch für Bestattungsunternehmen attraktive Chancen zur Entwicklung neuer Dienstleistungsangebote. Denn die in der traditionellen Bestattungskultur klar gezogenen Grenzen zwischen Human- und Tierbestattung werden durchlässig. Schon heute treten kommunale Friedhöfe nicht genutzte Flächen für die Beisetzung von Tieren ab. Auch die gemeinsame Bestattung in einem Grab mit dem verstorbenen tierischen Lebensgefährten bietet eine mögliche Perspektive für die Nutzung öffentlicher Friedhöfe, die mit dramatisch wachsenden Brachflächen zu kämpfen haben.

Die 13. Konferenz der Reihe "Sterben, Tod und Jenseitsglaube" der Schwabenakademie Irsee setzt sich zum Ziel, Tierbestattungen und Tiernekropolen seit der Vor- und Frühgeschichte zu behandeln. Sie will das Thema nicht als isoliertes Phänomen erörtern, sondern in seinen vielfältigen Bezügen einerseits zur Beisetzung von Menschen, andererseits zum Wandel der Bestattungskultur im 21. Jahrhundert. Gerade vor dem Hintergrund der für Bestattungsunternehmen sich abzeichnenden Umbrüche, von denen auch andere, diesem Gewerbe zugeordnete Branchen betroffen sind, kommt dem Thema "Tier-Tod" besondere Bedeutung zu.

Vorgesehen sind noch nicht publizierte Beiträge von maximal 30 Minuten mit anschließender Diskussion von 15 Minuten. Thematisch wird der Fokus weit gestellt: sowohl empirische Analysen der aktuellen Trends als auch kulturhistorische Studien können berücksichtigt werden.

Arbeitstitel, maximal einseitige Projektskizze und Kurzbiografie sind einzureichen bei der Schwabenakademie Irsee bis 1. September 2013. Das Tagungsprogramm wird Mitte September 2013 aus den vorgeschlagenen Beitragsthemen erstellt und publiziert. Die Konferenz findet statt von Freitag bis Sonntag, 23. bis 25. Mai 2014. Eine Publikation der Tagungsergebnisse in der Reihe "Irseer Dialoge: Kultur und Wissenschaft interdisziplinär" (W. Kohlhammer Verlag) ist vorgesehen.

Kontakt: Dr. Markwart Herzog, Direktor Schwabenakademie Irsee, Klosterring 4, 87660 Irsee
Tel. 0049 (0)8341 906-661, Fax 0049 (0)8341 906-669
www.schwabenakademie.de, E-Mail: [email protected]

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Gruftbestattungen (August 2013).
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