Den Älteren in Norddeutschland ist der Name Harry Hermann noch ein Begriff. Sein Unterhaltungsorchester prägte das musikalische Programm des erst Nordwestdeutschen, später Norddeutschen Rundfunks.
Harry Hermann Spitz, so sein richtiger Name, wurde 1899 in Brünn geboren. Nach dem Studium der Musik war er Mitglied der Wiener Philharmoniker; er unternahm auch als Bratschist einer Kammerkonzert-Ensembles ausgedehnte Konzertreisen durch die ganze Welt. Von den Nationalsozialisten verfolgt, emigrierte der jüdische Musiker nach Frankreich, wo er schließlich aufgespürt und bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Häftling eines Konzentrationslagers war. Die englische Besatzungsmacht engagierte ihn danach im Funkhaus Hannover. Von dort nah seine Rundfunkkarriere in der Musikabteilung des NDR, deren Leiter er nahezu ein Jahrzehnt gewesen ist, seinen Lauf. Sein Tod 1961 ist auf die seelischen und körperlichen Folgen der Haft im Konzentrationslager zurückzuführen [Quelle: Hans-Günther Freitag: Von Mönckeberg bis Hagenbeck, Hamburg 1973].
Das schmucklose, vernachlässigte, eingefallene Grab Harry Hermanns auf dem jüdischen Friedhof Ohlsdorf macht deutlich, daß der um die Kultur der Nachkriegszeit verdiente Musiker in Vergessenheit geraten ist. Verschiedene Bitten an den NDR, sich zum hundertsten Geburtstag am 7. März 1999 seines langjährigen Angehörigen an maßgebender Stelle zu erinnern und sein Grab in einen schlichten und würdigen Zustand zu versetzen, hatten keinen Erfolg. Vielleicht findet sich auf diesem Wege die Möglichkeit dazu von anderer Seite. Ein möglicher Anlaß könnte der 10. Juni 2001 sein: Dann jährt sich der Todestag Harry Hermanns zum vierzigsten Mal.