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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Aufruf zur Gründung eines Dachverbandes der "Friedhofsfreunde"

In Ohlsdorf hat sich Anfang Februar eine Gruppe zusammengefunden, in der die Gründung eines Dachvereins für alle Vereine und Initiativen, die sich für die Friedhofserhaltung einsetzen, diskutiert wurde.

Jetzt ruft die Initiativgruppe mit dem folgenden Brief, den alle Gruppierungen – soweit ihre Adressen bekannt sind – auch direkt erhalten werden, dazu auf, aktiv zu werden. Wer sich angesprochen fühlt, möge sich auf jeden Fall unter der angegebenen E-Mail-Adresse melden!

"Sehr geehrte Damen und Herren,

wir haben als Freunde unserer jeweiligen Friedhöfe viele Gründe, uns für diese einzusetzen: als Orte der Begegnung mit der Geschichte unserer Stadt und ihren wichtigen Persönlichkeiten und der örtlichen Kulturgeschichte, aber auch mit Flora und Fauna und natürlich jeweils auch als Ort persönlicher Erinnerung und Gedenkens.

Wir setzen uns nachdrücklich ein für das Prinzip der Friedhofsbestattung, wir wissen aber auch, dass die traditionelle Friedhofkultur im Wandel ist, neue Bestattungsformen vermindern die Flächenbedarfe, mit größerer wirtschaftlicher Unabhängigkeit erhöht sich auch der betriebswirtschaftliche Druck auf die Verwaltungen, so erzeugt der Erhalt besonderer, aber "verlassener" Grabmale, die an sich denkmalwürdig sind und den Charakter der Anlage bestimmen, Kosten, die schwer zu schultern sind. Wir merken, dass unsere Friedhöfe als Geschichtsorte in der Gesellschaft weniger Beachtung finden, und bei kommunalen Friedhöfen in Zeiten von Wohnungsmangel sogar begehrliche Blicke auf scheinbar ungenutzte Flächen fallen.

Die Unterzeichner dieses Schreibens haben den Eindruck, dass es in diesen Zeiten sinnvoll ist, dass die aktiven Freundes-/Förderkreise in Deutschland sich über die Landesgrenzen hinaus zum gegenseitigen Nutzen vernetzen und austauschen sollten über Erfahrungen und Strategien zur Stärkung unserer Friedhöfe. Dabei können Vorstände von Freundeskreisen in der Öffentlichkeit freier notwendige politische Prozesse anstoßen als die oft weisungsgebundenen Friedhofsverwaltungen. Mit solchem Rollenspiel haben wir in Hamburg gute Erfahrungen gemacht.

Zu welchen Themen könnten wir uns austauschen? Hier einige für uns aktuelle Komplexe:

1. Friedhofsentwicklung bei zurückgehenden Flächenbedarfen
2. Denkmalschutz für erhaltenswerte Grabmale und Friedhöfe als Gartendenkmale
3. Patenschaften für abgelaufene Grabmale als wichtiges Mittel, engagierte, kulturaffine Menschen an unsere Friedhöfe zu binden – aber dafür ist die Klärung der Eigentumsverhältnisse an aufgegebenen Grabmalen notwendig…
4. Friedhöfe als Parkflächen, besinnliche Orte der Erkundung von Flora und Fauna
5. Erschließung des Friedhofs als Kulturort, Führungen, örtliche Erklärungen über QR-Code und Informationen über das Handy
6. Vernetzung angesichts der aktuellen Diskussionen um neue Bestattungsgesetze und Friedhofssatzungen, hier sind zivilgesellschaftliche Aktivitäten zu entfalten
7. Erfahrung mit Mitgliederwerbung und Fundraising
8. Erfahrungen bei der Verwendung der eingeworbenen Mittel.

Wer sind "wir"? Dieser Brief ist das Ergebnis eines Treffens von Aktiven um den "Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e.V." (FOF) in Hamburg anlässlich einer Veranstaltung, in der Olaf Ihlefeldt, der Vorsitzende des Fördervereins des Stahnsdorfer Friedhofs über seine Arbeit berichtete. Dabei wurde uns deutlich, dass ein bundesweiter Austausch für unsere Arbeit sehr nützlich, erhellend und auch politisch gewichtig sein kann. In Hamburg für Ohlsdorf kann der FOF einige Erfahrungen und Erfolge verzeichnen, so mit der aktiven beratenden Teilnahme an dem aus Bundesmitteln geförderten Veränderungsprozess zu "Ohlsdorf 2050". Außerdem haben wir ein Abkommen mit dem Denkmalschutzamt, das die Expertise unseres Vereins (mit einer Aufwandsentschädigung für diesen) und der Verwaltung des Friedhofs nutzt, um denkmalwürdige Grabmale zu identifizieren und unter Schutz zu stellen. Wir sind sicher, dass es sehr viele Erfahrungen im Kreise der deutschen Fördervereine gibt, auf die sich andere Vereine beziehen können, wenn sie mit ihren Friedhofsverwaltungen und den zuständigen Gremien "darüber" diskutieren.

Sind Sie an einem solchen Austausch interessiert? Haben Sie von besonderen Erfolgen zu berichten oder suchen Sie Anregungen für bestimmte Fragen?

Die Unterzeichner sind bereit, als Initiativkreis für eine denkbare Arbeitsgemeinschaft von Friedhofsförderkreisen in Deutschland eine erste Koordinationsphase zu übernehmen, ggf. bis hin zu einer förmlichen vereinsrechtlichen Konstruktion. Die Korrespondenzarbeit könnte vorläufig die (hochgradig datenschutzbewusste!) Geschäftsstelle des FOF übernehmen. Wir haben hier in Hamburg dabei die moralische und fachliche Unterstützung der Verwaltung des Ohlsdorfer Friedhofs und des Landesdenkmalschutzamtes. Wir sind so mutig, uns sogar für eine mittelferne Zukunft eine Wochenendtagung vorstellen zu können.

Für die Kommunikation haben wir schon mal eine Email-Adresse eingerichtet, über die Sie Ihr Interesse bekunden und Ihre Anregungen senden können: [email protected]

Wir sind gespannt auf alle Reaktionen!

Mit freundlichen Grüßen,

gez. Dr. Reinhard Behrens, Theda Dessaules, Jan Gawryluk, Hella Häusler, Olaf Ihlefeldt (Vors. Stahnsdorf), Michael Karbenk (Vors. FOF), Andreas Morgenroth"

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft 150 Jahre Südfriedhof Kiel (Juni 2019).
Erkunden Sie auch die Inhalte der bisherigen Themenhefte (1999-2024).