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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Ein Gedenkort für Chester Bennington

Das vorliegende Foto entstand am 11. März auf dem Ohlsdorfer Friedhof neben einer Bank zwischen Rosengarten und Südteich.

Gedenkort Bennington
Gedenkort für Chester Bennington. Foto: P. Schmolinske

Bilder, Blumen, Laternen, Ewiglichter, kleine Engel und Botschaften sind hier aufgestellt oder abgelegt. Die Bilder zeigen Chester Bennington, Sänger der amerikanischen Band Linkin Park, die ihre Fans besonders unter den Jugendlichen hat. Chester Bennington hatte unter Depressionen gelitten und nahm sich im Juli 2017 im Alter von 41 Jahren das Leben. Bestattet wurde er in der Nähe von Los Angeles. Hiesige Fans suchten nun nach Möglichkeiten, ihrer Trauer nicht nur im Internet Ausdruck zu geben, und es entstand schließlich dieser Gedenkort auf dem Ohlsdorfer Friedhof, der bislang offensichtlich regelmäßig besucht und in Ordnung gehalten wird, wie aktuell auch ein Hinweis zeigt, man möge keine Kerzen anzünden, da sie zu heiß werden.

Was ist an diesem Gedenkplatz so bemerkenswert? Auf jeden Fall die Tatsache, dass er vonseiten des Friedhofs toleriert wird. Da bekanntlich das Platzangebot in Ohlsdorf heute den Bedarf bei weitem übersteigt, ist die Bereitschaft, solch eine Aktion zuzulassen, durchaus positiv zu werten, was natürlich nicht bedeutet, dass dies jetzt in größerem Umfang und auf jeder beliebigen Fläche möglich sein darf. Aber so kommen auch Besucher auf den Friedhof, die sonst keinen persönlichen Bezug haben. Interessant ist er aber auch in Hinblick auf die Diskussion um die sozialen Netzwerke. Ohne den Austausch über so ein Netzwerk wäre dieser Gedenkplatz wahrscheinlich weder entstanden noch würde er in Ordnung gehalten. Aber seine Existenz zeigt, dass das Internet alleine nicht alle Bedürfnisse befriedigen kann. Und vielleicht wird bei denen, die heute hier Blumen oder Bilder ablegen, später einmal die Entscheidung nicht in Richtung einer anonymen Bestattung fallen.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Digital trauern (August 2018).
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