Illustrationen Stefanie Duckstein, München 2016, 160 Seiten
Hannah ist 10 Jahre alt. Sie lebt mit ihrer Mutter. Der Vater ist Auslandskorrespondent und berichtet aus Krisengebieten dieser Welt. Der Kontakt zum Vater läuft übers Telefon. Neugieriger als andere Kinder ist sie eine Nachfragerin. Ihr neuestes Thema ist der Tod. Sobald Hannah angefangen hat sich mit diesem Thema zu beschäftigen, überredet sie ihre Mutter mit ihr den Südfriedhof zu besuchen. Dort begegnen Sie einem Friedhofsgärtner namens Florian Tod, ein eigenartiger Mensch, der viel über Friedhöfe, Trauer, Gräber und Menschen weiß. Auf seiner Visitenkarte ist zu lesen: Friedhofsgärtner, Grabsteintexter, Katzenliebhaber. Hannahs Interesse endet nicht auf dem Friedhof, sondern sie hat Fragen zu Gräbern, Bepflanzungen, Grabsteinen, Krematorien und Trauerhallen. Auch stößt sie auf die verschiedensten Bestattungsformen in Europa und anderswo. Parallel entsteht die Sorge um den Vater, der im Libanon unter Beschuss gerät und zeitweise nicht zu kontaktieren ist. Hannah macht sich zusätzlich Gedanken zum Leben. Es werden immer wieder interessante Fragen gestellt wie zum Beispiel die, ob alle Verstorbenen auf dem Friedhof begraben werden oder ob eine Urne auch einfach mit nach Hause genommen werden kann und auf dem Kaminsims stehen darf. In diesem Fall klärt Florian Hannah auf, dass es in Deutschland einen „Friedhofszwang“ gibt im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern wie Holland, Schweiz, Frankreich usw. Auf die Frage, warum wir hier so streng sind, folgt die Antwort, dass der Friedhof ein öffentlicher Raum ist, auf den alle gehen können. So kann jeder, wenn er will, an das Grab einer geliebten Person gehen, was er im Falle eines Streites im Familien- oder Freundeskreis nicht tun könnte, wenn die Urne privat aufbewahrt würde. Viele solcher gestellten Fragen werden zum Teil sachkundig beantwortet, jedoch beginnt hier das Problem des Buches. Hannah wird auf dem Buchrücken als zehnjährig beschrieben. Während des Lesens erscheinen die Fragen, Gedanken und die Fachbegriffe eher geeignet für Jugendliche oder Erwachsene. Dafür ist die Art des Textes, der Geschichte und der Illustration deutlich zu naiv. Das Buch ist für Kinder gemacht, bedient sich aber der Gedanken und Fragen von Erwachsenen. Für Kinder zu konkret, für Jugendliche zu einfach. Auch die sentimentale Beigeschichte mit dem gefährdeten Vater ist keine Bereicherung, die Spannung aufbaut, sondern unnötig ablenkt und unsinnig ist. Der wahrscheinlich gewünschte Effekt, Leben und Tod nah aneinander zu stellen, ist nicht gelungen. Es gibt auch ein politisches Statement, das vom Vater vertreten wird. Auf die Frage von Hannah, wie die Bestattungsrituale der Muslime im Libanon sind, wird ihr erklärt, dass dies alles nicht so einfach ist, da es im Libanon 18 anerkannte Religionsgemeinschaften gibt und jede ihre eigenen Vorstellungen hat, und dass deshalb Kriege und Auseinandersetzungen entbrennen im Namen eines Gottes, der dies bestimmt nicht will. Abgesehen davon, dass diese Antwort nicht kindgerecht ist, ist diese These selbst für Erwachsene viel zu einfach. Leider ist es so, dass die Fragen, die Hannah stellt, für wirklich interessierte Erwachsene zu schlicht und oberflächlich sind und auch so beantwortet werden. Gleichzeitig passen diese nicht in eine kindliche Welt der Fragen und Antworten und bieten somit keine Aufklärung. Über diesen mangelhaften Zustand retten auch die vielen bunten Illustrationen nicht hinweg. Schade.