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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Zur Flussbestattung in der Donau: Das Beispiel Krems in Niederösterreich

Autor/in: Doris Denk
Ausgabe Nr. 135, IV, 2016 - Dezember 2016

Die Donau als Sehnsuchtsort

Die Donau ist mit über 2800 Kilometern der zweitlängste Fluss Europas. Sie verbindet zehn Länder und kulturell ganz unterschiedliche Regionen. Im Einzugsgebiet der Donau leben rund 83 Millionen Menschen.

Menschen, die an der Donau oder mit der Donau leben, fühlen sich ihr meist sehr verbunden, von ihr angezogen. Für viele ist sie Sehnsuchtsort. Einen geliebten Menschen nach dem Tod der Donau zu übergeben, kann für die Hinterbliebenen etwas Tröstliches sein. Wasser gilt als Element des Lebens, und so lebt der Tote für sie im Fluss weiter.

Donau
Blick auf die Donau in der Wachau. Foto: Stadtverwaltung Krems

Seit ungefähr 20 Jahren gibt es einen Wandel im Umgang mit Sterben und Tod. Die Gründe dafür sind die geänderten Lebensumstände. Wir sind mobiler geworden. Diese Mobilität brachte einen Innovationsschub in die Bestattungskultur. Individualität und perfekte Inszenierung spielen eine wichtige Rolle. Voraussetzung für die neue Bestattungskultur ist die Kremierung. Sie macht eine flexible Wahl des Beisetzungsortes möglich, wie beispielsweise die Bestattung in der Donau.

Gesetzlicher Rahmen

Die Donaubestattung ist seit 2007 rechtlich erlaubt. Es gibt in Österreich kein einheitliches Gesetz, jedes Bundesland regelt die Bestattung für sich. In Niederösterreich ist es erlaubt, eine Urne außerhalb eines Friedhofes in Naturbestattungsanlagen und in Gewässern beizusetzen: Niederösterreichisches Bestattungsgesetz, §17 (2) besagt: "Die Beisetzung oder Verwahrung einer Urne oder Aschenkapsel außerhalb eines Friedhofes oder einer Naturbestattungsanlage bedarf, unbeschadet der zivilrechtlichen Zustimmung des Eigentümers oder Verfügungsberechtigten, einer Bewilligung jener Gemeinde, in der die Urne oder Aschenkapsel beigesetzt oder aufbewahrt werden soll. Die Bewilligung ist zu erteilen, wenn die beabsichtigte Beisetzung oder Aufbewahrung nicht gegen den öffentlichen Anstand verstößt. (3) Für die Bewilligung der Beisetzung einer Urne oder Aschenkapsel in einem Gewässer ist die Gemeinde zuständig, in deren Gebiet sich der für die Beisetzung vorgesehene Bereich des Gewässers befindet." In Österreich gibt es mehrere Bestattungsunternehmen, die die Donaubestattung anbieten.

Die Donaubestattung in Krems (Niederösterreich)

Krems ist eine Kleinstadt mit rund 25.000 Einwohnern 70 Kilometer westlich von Wien. Die Bestattung Krems ist ein kommunaler Anbieter, der vier verschiedene Bestattungsarten anbietet:
o Erdbestattung
o Urnenbestattung im Trauergarten
o Diamantbestattung (noch nie angenommen)
o Donaubestattung (seit 2012)
o In Vorbereitung: Baumbestattung
Die Stadt Krems bietet ideale Voraussetzungen für die Donaubestattung. Da ist vor allem ihre direkte Lage an der Donau und inmitten der beliebten Urlaubs- und Ausflugsregion der Wachau. Krems und Wachau sind wegen ihrer unverwechselbaren Kulturlandschaft mit den Weinterrassen UNESCO-Weltkulturerbe und eine hervorragende Kulisse für Flussbestattungen. Vor Ort gibt es eine enge Verbundenheit mit dem Fluss – von Einheimischen und wiederkehrenden Gästen. So liegen die Gründe für die Donaubestattung im Allgemeinen im besonderen Bezug zum Fluss, in Naturverbundenheit und auch darin, dass keine Folgekosten für Grabpflege entstehen.

Denkmal
Denkmal für Donaubestattungen auf dem Friedhof Krems. Foto: Stadtverwaltung Krems

Zeremonie

Die Trauerfeier wird auf einem historischen Schiff (oder einer Fähre) mit bis zu 80 Personen und Start in Krems durchgeführt. Die Fahrt führt donauaufwärts bis Rossatz ( ca. 7 Kilometer, ca. 40 Minuten Fahrzeit). Nach einer individuell gestalteten Trauerfeier wird die Urne in Rossatz der Donau übergeben. Dabei werfen die Trauergäste Blumen vom Deck aus in die Donau. Die Urne besteht aus einem wasserlöslichen Material (Zellulose) und hat auf dem Boden drei Löcher, damit sie nicht auf der Wasseroberfläche bleibt, sondern sich schnell mit Wasser füllen kann.

Urne
Das Urnengefäß für Donaubestattungen. Foto: Stadtverwaltung Krems

Die Zahl der Donaubestattungen steigt seit 2012 – auf allerdings noch niedrigem Niveau – langsam aber stetig an. Für die Hinterbliebenen hat die Bestattung Krems mit dem Donaudenkmal einen Erinnerungsort auf dem Friedhof geschaffen. Hier besteht auch die Möglichkeit, die Namen der Verstorbenen einzugravieren.

Die Kosten gliedern sich wie folgt:
Verabschiedung auf einer Fähre (bis zu sechs Angehörige): 1620 Euro
Verabschiedung auf einem Schiff (bis zu 30 Personen): 1850 Euro
Trauerredner: 280 Euro
Streublumen für Wasser: 60 Euro
Bewilligung der Gemeinde Rossatz: 225 Euro

Quellen:
Gespräch mit der Leiterin der Bestattung Krems, Ingrid Walzer, 25. Mai und 2. Juni 2016, Krems 2016
Verena Vegh: Diplomarbeit "Naturbestattungen in Österreich", Universität Wien, Wien 2012
Norbert Fischer: Inszenierte Gedächtnislandschaften: Perspektiven neuer Bestattungs- und Erinnerungskultur im 21. Jahrhundert, Eine Studie im Auftrag von Aeternitas e.V., Königswinter 2011, http://www.aeternitas.de/inhalt/downloads/studie_bestattungskultur.pdf
Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Donau, 2016
Landesrecht Niederösterreich, Gesamte Rechtsvorschrift für NÖ Bestattungsgesetz 2007, https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=LrNO&Gesetzesnum-…, 2016

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