Das Besondere an den über 150 Steinen und Stelen aus der Seefahrerzeit Amrums sind die in Stein gemeißelten Lebensläufe ("sprechende Steine").
In erstaunlicher Ausführlichkeit wird hier über Schicksale, Walfang, Robbenschlag und Handelsfahrten, Heirat, Familien und Tod der Verstorbenen berichtet. Die maritim mit Schiffen oder mit Sinnbildern und biblischen Motiven gezierten Stelen wurden zwischen 1678 und 1858 überwiegend aus Wesersandstein gearbeitet. Auffallend sind die Detailgenauigkeit und die Vielfalt der barocken Darstellungen, die sich nur die reichen Insulaner leisten konnten. Die weniger Betuchten erhielten eine mit Pfahl befestigte Grabfliese aus Sandstein, wenn nicht ein vergängliches Holzkreuz.
Die historischen Grabsteine des Kirchhofs waren schon sehr früh in den Blickpunkt der Denkmalpflege gerückt. Nach den früheren preußischen, bis 1958 geltenden Regelungen, standen sie wohl auch schon unter Denkmalschutz. Denn nach der Publikation des Baupflegers und Fotografen Theodor Möller 1928, der seinen Nachlass dem Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein vermachte, wurden die seinerzeit schon als wertvoll erachteten Steine mit „A 1 – 91“ nummeriert, und im Inventar der Kunstdenkmäler des Kreises Südtondern 1939 bewertet und beschrieben, mit dem Zusatz "die Steine stehen unter Denkmalschutz".
Weil die alten Grabstätten längst eingeebnet und neu belegt sind, wurden die bislang wahllos aneinander gereihten Steine nach genealogischen und museums-pädagogischen Gesichtspunkten neu geordnet. Von Flechten, Algen und Moosen gesäubert (Dipl.-Rest. Malaika Krohn), fand das steinerne Gedächtnis der Insel in einem platzartigen Eingangsbereich und einer schmalen, auf einen Aussichtspunkt (Stahlkubus) ausgerichteten Erweiterung des Friedhofs nach Norden eine würdige Neuaufstellung, vor allem ein Verdienst des Architekten Frank Hansen, der zusammen mit seiner Frau, Pastorin F. Heinecke, das Projekt von Beginn an leitete und einen Ideenwettbewerb unter Landschaftsarchitekten anregte. Es waren die überzeugenden Skizzen von Landschaftsarchitekt Dipl.-Ing. Holger Muhs zur "Allee der Steine", die unter Verwendung von heimischen Pflanzen und traditionellen Materialien zur Ausführung gelangten und nun zum Besuch einladen.