Der Alte Friedhof der Landeshauptstadt Schwerin beging in diesem Jahr sein 150. Jubiläum. Georg Adolph Demmler und Theodor Klett sind die Schöpfer dieses ältesten Landschaftsfriedhofs Norddeutschlands. Zu Recht wurde das Jubiläum in diesem Sommer von der Stadt Schwerin mit einer Vielzahl von Veranstaltungen gefeiert, denn diese Anlage ist einzigartig in ihrer Gestaltung. Zwei Höhepunkte in dieser Reihe waren die Ausstellung "150 Jahre Alter Friedhof 1863–2013" und die gleichnamige Festveranstaltung am 28.7.2013. In der Trauerkapelle, von Theodor Krüger errichtet, wurde die Ausstellung "Symbole – Zeichen vom Ich" gezeigt.
Der im Februar 2010 gegründete Förderverein Alter Friedhof Schwerin e.V. aber hatte sich für dieses Jubiläum etwas Besonderes vorgenommen: Der Verein, mit inzwischen 50 Mitgliedern, sammelte Geld und Leistung, um die Grabstätte der Familie Clewe renovieren zu lassen. Sie zählt zu den imposantesten Anlagen auf dem Friedhof. Die Architektenfamilie hat in zwei Generationen das Gesicht der Stadt Schwerin mitgeprägt. So entwarf und baute Ludwig Clewe sen. das heutige Café Prag, das wohl jeder Schweriner kennt, oder das Optima-Haus in der Wismarschen Straße. Clewe sen. gründete 1870 ein Baugeschäft, in dem zehn Mitarbeiter ihre Arbeit fanden. Innerhalb weniger Jahre übernahm das Unternehmen Aufträge in ganz Mecklenburg. Ludwig Clewe setzte sich für die Gründung der Handwerkskammer ein und blieb von seiner Wahl im Jahre 1900 bis zu seinem Tod ihr Präsident. Der Geheime Kommissionsrat Clewe war Vorsteher der Städtischen Ersparnisanstalt Schwerin und im Verein für Kleinkinderschulen aktiv. Nach seinem Tod 1912 übernahm sein Sohn, der Architekt Ludwig Clewe jun. die Firma und expandierte weiter. Das Bauunternehmen setzte als erste Baufirma Stahlbeton in Mecklenburg ein. Bei etwa 200 Gebäuden in Schwerin war das Unternehmen beteiligt, als Architekturbüro, als Bauunternehmen oder als Teilgewerk, speziell für Betonarbeiten. Auch ingenieurtechnische Bauwerke, wie die Brücke am Bürgermeister-Bade-Platz in Schwerin, wurden von der Firma errichtet. Zweigniederlassungen entstanden im Hamburg und Stettin. So sind die Oberzolldirektion auf den Hakenterrassen in Stettin und das Kanalamt in Kiel von Clewe jun. gebaut worden. Mit Beginn des ersten Weltkrieges entstanden Militär- und Industriebauten wie die Schweriner Fokker-Werke unter seiner Leitung. Die Liste lässt sich noch weiterführen.
- Restaurierungsarbeiten an der Grabanlage Clewe. Foto: L. Dettmann
Die Grabanlage Clewe ist wie viele Bauten der Architektenfamilie in Stahlbetonbauweise ausgeführt worden. Sie ist ein architektonisches Zeugnis des ersten Viertels des 20. Jahrhunderts und architektonisch einmalig auf dem Alten Friedhof. Dies war einer der Gründe, dass sich der Verein die Rekonstruktion der stark verwitterten Anlage in diesem Jahr zum Ziel gesetzt hatte. Da die Anlage unter Denkmalschutz steht, musste der Verein sehr sensibel an die Rekonstruktion gehen. So wurde zunächst ein Baugutachten erarbeitet und die Konsistenz des Betons, der um 1920 verwendet wurde, bestimmt. Dieser Beton wurde von der Bauhütte Neumühle, die sich auf die Rekonstruktion denkmalgeschützter Bauten spezialisiert, für die Baluster und die fehlenden Teile der Inschrift verwendet. Ein Schwerpunkt der Arbeit war die Suche nach "Balusterpaten". Die 1920 in Beton ausgeführte Grabumrahmung war durch die Oxidation der Moniereisen fast vollständig beschädigt. Durch Korrosion waren von den 28 Balustern lediglich nur noch zwei erhaltenswert. Die neuangefertigten Baluster sind jetzt mit rostfreiem Stahl armiert.
- Restaurierte Grabanlage Clewe auf dem Alten Friedhof Schwerin. Foto: L. Dettmann
Durch Faltblattwerbung und Beiträge des Vereins in der Lokalpresse konnten private Sponsoren und Firmen gewonnen werden. Der Efeu, der zum Teil in die Betonteile der Grabanlage eingewachsen war, musste entfernt werden. Um die einzelnen Betonsegmente des Steines wieder standsicher zu machen, wurde die gesamte Anlage durch die Baufirma Bunsen und den Steinmetzbetrieb Uwe Lange auseinandergenommen, wieder zusammengesetzt und neu verfugt. Zuvor wurde der Betonstein von Auszubildenden des BTZ der Handwerkskammer gereinigt. Die Arbeiten fanden vom März bis Ende August 2013 statt. An dieser Stelle können nicht alle privaten Unterstützer und Firmen genannt werden. Ihre Namen werden auf einer Tafel neben der Anlage aufgeführt. Am 8.9.2013, im Rahmen der Veranstaltungen zum "Tag der Ruhe" auf dem Alten Friedhof, übergab der Verein die Anlage an die Stadt Schwerin. Zahlreiche Förderer waren anwesend. Der NDR begleitete die Arbeiten und sendete einen Kurzfilm.