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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Grußschrift an den Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof zum 125-jährigen Bestehen des Friedhofs Ohlsdorf

Autor/in: Alfred Karbenk
Ausgabe Nr. 77/78, II/III, 2002 - Juni 2002

Der Ohlsdorfer Friedhof feiert in diesem Jahr seinen 125sten Geburtstag. Ich möchte, in meiner Funktion als Obermeister der Hamburger Steinmetz- und Steinbildhauer-Innung und als Gründungsmitglied des Förderkreises, gern auf die Bedeutung meiner Innung mit seinen Mitgliedern für unseren schönen Parkfriedhof hinweisen.

In den 125 Jahren, seit der Eröffnung des Friedhofes, ist im Wandel der Zeit ein Kulturdenkmal erschaffen worden, welches auf nationaler wie auch internationaler Ebene seine Anerkennung findet. Hierbei stehen die Grabdenkmäler in ihrer Gestaltung jeweils für ihre Entstehungszeit. Die einzelnen Steinmetzen und Bildhauer haben Grabmal-Gestaltung von durchschnittlicher bis hervorragender Weise geschaffen. Es sind bisweilen kunsthandwerkliche Spitzenleistungen zu sehen, welche die jeweiligen Bildhauermeister in langfristigen Verhandlungen mit ihren Auftraggebern und in bedingungslosem Arbeitseinsatz erstellt haben. Einige Denkmäler sind in Kooperation mit freien Künstlern und Architekten entstanden. Auch gibt es viele durchschnittliche Grabsteine, auch mal misslungene, welche aber von der Auftragslage abhängig gefordert waren.

Noch heute ist die Handarbeit überwiegendes Element der handwerklichen Bearbeitung der Grabdenkmäler. Allgemein kann man heute ein symbiotisches Bild der Denkmäler mit der gärtnerischen Gestaltung des Friedhofes sehen. Das milieubegleitende Bild der Fuhlsbüttler Straße mit seinen vielen direkt nebeneinander liegenden Steinmetz- und Gärtner-Betrieben ist den Hamburger Bürgern ebenso bekannt wie der Friedhof selbst. Es gehört zusammen. Dies soll sich fortsetzen. Deshalb war unsere Innung immer zur Zusammenarbeit mit der Friedhofs-Verwaltung bereit. Es war nicht immer leicht. So kann anhand der bestehenden Grabsteine leicht festgestellt werden, wann der Steinmetz mit dem Kunden frei gestalten konnte und wann sich dirigistische Maß- und Formenvorgabe seitens der Verwaltung durchsetzte. Durch unser beherztes Engagement für das gestaltende Handwerk und unseren Beruf wurde hier eine Weiterentwicklung in Gang gesetzt. Dieser Prozess muss noch fortgeführt werden.

Unsere größte Sorge um die Bestattungskultur und somit den Friedhof und seine gebundenen Betriebe, ist die Zunahme der anonymen Bestattungen. Die anonyme Bestattung ist im Grunde subventioniert. Die Anzahl gibt somit nicht in dem Maße den gesellschaftlichen Trend wieder. Dabei ist die Wirkung ökonomisch und kulturell negativ. Die neuen Ansätze, wie die Erhaltung wertvoller Denkmäler durch die Grabpatenschaften und die individuelle Grabmalgestaltung, unterstützen und fördern wir. Wir danken hierbei dem großen Einsatz des Förderkreises.

Die Leistungsfähigkeit von vielen unserer Mitgliedsbetriebe ist hierfür vorhanden und sollte noch mehr genutzt werden. Die Hamburger Steinmetz- und Steinbildhauer-Innung blickt mit Stolz auf die Bedeutung des Ohlsdorfer Friedhofes für die Freie und Hansestadt Hamburg. Unser Ziel ist es, weiterhin für die Friedhofskultur unseren Beitrag zu leisten. Zur Jubiläumsfeier ist meine Idee aufgegriffen worden, eine Ausstellung zu präsentieren, welche Grabmäler im Laufe und Wandel der Zeit von 1892 bis 2002 zeigt. Hierüber freue ich mich ganz besonders.

Die Steinmetz- und Steinbildhauer-lnnung Hamburg wünscht dem Friedhof alles Gute zum 125-jährigen Geburtstag. Glück Auf.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft 125 Jahre Friedhof Ohlsdorf - wie geht es weiter? (Juni 2002).
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