Die Wiener*innen haben eine bemerkenswert offene und oft humorvolle Einstellung zum Thema Tod. Diese besondere Beziehung zeigt sich in der Kultur und den Traditionen der Stadt, wo der Tod nicht nur als Ende, sondern auch als Teil des Lebens betrachtet wird. Diese Offenheit spiegelt sich auch in der Kunst und Literatur wider, wo der Tod oft mit einem Augenzwinkern behandelt wird.
Dazu kommt, dass Friedhofsflächen von vielen Wiener*innen als Naherholungsorte genutzt werden. Sie dienen zum Spazierengehen, Joggen, Radfahren oder einfach zum Verweilen im Grünen. Auch für die Tier- und Pflanzenwelt stellen sie einen wichtigen Lebensraum dar.

Ein großer Teil der vorhandenen Friedhöfe in Wien wird durch die Friedhöfe Wien GmbH betreut. Insgesamt handelt es sich dabei um 46 Friedhöfe mit einer Gesamtgröße von rund 500 Hektar (ca. 1,2 % der Wiener Stadtfläche) und rund 550.000 Grabstellen. Das Unternehmen Friedhöfe Wien bietet dabei neben der Vorhaltung und Pflege der Gräber zahlreiche weitere Dienstleistungen an, darunter Gärtnerei- und Steinmetzarbeiten, sowie ein digitales Grabmanagement („Digitales Grab“), das es ermöglicht, Grabstellen online zu verwalten und Erinnerungen zu gestalten. (Mehr dazu: https://digitalesgrab.
friedhoefewien.at)


Dabei sieht das Unternehmen die Friedhöfe aber nicht nur als Begräbnisstätten, sondern auch als Orte der Vielfalt, Kultur und Begegnung. Der Friedhof ist ein Ort der Trauer, aber auch ein Raum des Lebens und darf als solcher genutzt werden. Dass kulturelle Veranstaltungen auf Friedhofsflächen sehr positiv angenommen werden, wird begrüßt. Einige werden regelmäßig durchgeführt.
Dazu gehört das inzwischen schon legendäre Open-Air-Konzert "Nachklang". Es begann 2007 als kleine Vorstellung der "Vereinigung der Friedhofssänger" und hat sich zu einer festen Größe in Wien entwickelt. Veranstaltet von Friedhöfe Wien und der Bestattung Wien, findet das Konzert alle zwei Jahre vor der Karl-Borromäus-Kirche auf dem Wiener Zentralfriedhof statt und zieht mittlerweile tausende Besucher*innen an. Der bisherige Höhepunkt war der Auftritt von Wolfgang Ambros (Sänger des Liedes "Es lebe der Zentralfriedhof") im Jahr 2021.
Die "Musikalischen Friedhofsgeschichten" sind ein besinnlich-musikalischer Rundgang durch ausgewählte Friedhöfe Wiens. Dabei werden kurzweilige Geschichten über bedeutende Persönlichkeiten wie Johann und Josef Schrammel, Christine Nöstlinger und andere erzählt. Begleitet wird der Rundgang von lebendiger Schrammelmusik, die ihre Ursprünge in den Wiener Stadtteilen Hernals und Dornbach hat.
Der Spaziergang wird von Peter Havlicek und Margit Ulm organisiert und durchgeführt (nähere Infos: https://www.peterhavlicek.at/mfg).
Kurz vor Allerheiligen findet in Kooperation mit der Bestattung Wien das Halloweenfest für Kinder in der Aufbahrungshalle 2 am Wiener Zentralfriedhof statt. Vor Ort gibt es mehrere Stationen mit Rätseln und Spielen. Für einen vollen Stempelpass gibt es im Anschluss ein Goodie-Bag.
Außerdem wird der Bummelzug aus dem Wiener Prater für einen Tag ausgeliehen. Er ermöglicht den Besucher*innen eine ganz besondere Führung über den Wiener Zentralfriedhof. Während der Tour werden interessante Geschichten über die Ehrengräber und spannende Anekdoten über verstorbene Berühmtheiten zum Besten gegeben.
Besondere Veranstaltungen im Rahmen von "150 Jahre Wiener Zentralfriedhof"
Im Jahr 2024 feierte der Wiener Zentralfriedhof sein 150-jähriges Bestehen. Dieses bedeutende Jubiläum wurde mit einem vielfältigen Programm zelebriert, das die reiche Geschichte und kulturelle Bedeutung dieses einzigartigen Ortes würdigte. Der Wiener Zentralfriedhof, der flächenmäßig zweitgrößte Friedhof Europas ist die letzte Ruhestätte vieler berühmter Persönlichkeiten wie Beethoven, Schubert, Falco
und Udo Jürgens.

Dabei wollte man den Wiener Zentralfriedhof anlässlich seines Jubiläums einerseits besondere Ehre zukommen lassen und andererseits all seine Facetten zeigen: Er ist ein Ort der Kultur, ein Lebensraum für Tier und Mensch und ein Ort der Begegnung. Diese Faktoren spiegeln sich auch in der Programmgestaltung wider. Dabei wurden für das Jubiläumsjahr bestehende Projekte und Initiativen verstärkt in den Fokus gerückt und mit bestehenden Kooperationspartnern Veranstaltungsangebote geschaffen.
Das Jubiläumsprogramm umfasste eine Reihe von Veranstaltungen und Workshops, die von historischen Führungen bis hin zu künstlerischen Darbietungen reichten. (Einen Überblick über die Events gibt es hier: https://www.friedhoefewien.at/jubilaeumsjahr-2024).

Einige Highlights waren:
• Yoga und Qigong am Friedhof in Kooperation mit der Volkshochschule Simmering
• Nachtführungen am Wiener Zentralfriedhof in Kooperation mit Fremdenführerin Gabi Saeidi
• "Friedhofssessions": Freiluftkonzerte mit Wiener Liedermacher*innen Lisa Schmid, Ernst Molden, Felix Kramer und Nino aus Wien -> größte Veranstaltungen mit insgesamt rund 2000 Besucher*innen an drei Terminen
• Malen & Basteln: kreative Workshops wie das Malen eines Porträts von Falco, Urban Sketching von Gebäuden am Friedhof
• Workshops zum Thema Urban Gardening mit dem Kooperationspartner Ackerhelden
• Workshops zum Thema Tier- und Pflanzenwelt am Friedhof in Kooperation mit dem Forschungsprojekt "Biodiversität am Friedhof"
• Tag des offenen Bienenstocks: Besuch der Friedhofsbienen in Kooperation mit den Imker*innen, die die Bienenstöcke am Wiener Zentralfriedhof betreuen
• "Jubiläumspfad": Outdoor-Ausstellung, Zeitreise durch vergangene Epochen: https://www.friedhoefewien.at/jubilaeumspfad
• Ressourcenflohmarkt: Kabarett mit nachhaltiger Wirkung
• Tango Argentino: Tanzworkshop am Friedhof


Bei der Auswahl der Veranstaltungen wurden Partner*innen aus bereits bestehenden Kooperationen ins Boot geholt. Ihnen wurde die Möglichkeit gegeben, Veranstaltungen vorzuschlagen und entsprechend ihrer Rahmenbedingungen durchzuführen. Dadurch konnte eine Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungen angeboten werden.
Weil bei der Friedhöfe Wien GmbH nur zwei Personen für die gesamte Unternehmenskommunikation zuständig sind, war es durchaus eine Herausforderung mit geringen Ressourcen ein vielfältiges Programm auf die Beine zu stellen, das unterschiedliche Zielgruppen anspricht. Die Umsetzung der Veranstaltungen konnte nur durch die zahlreiche Unterstützung von Kolleg*innen aus verschiedensten Abteilungen der Friedhöfe Wien ermöglicht werden. Rückmeldungen von Presse und Teilnehmer*innen waren durchwegs positiv.
Mittlerweile melden sich Kulturschaffe selbstständig mit Projekt- und Veranstaltungsideen. Dabei ist bei der thematischen Auswahl der Programmpunkte die Verbindung zum Friedhof besonders wichtig. Außerdem wird stets auf eine pietätvolle Umsetzung geachtet. Allerdings war das umfassende Programm im Jubiläumsjahr eine Ausnahme. In regulären Jahren ist nicht so viel Programm geplant.
Gleichzeitig waren vor allem die Friedhofssessions aufgrund der Größenordnung organisatorisch eine Herausforderung für die Friedhöfe Wien GmbH. Ein Friedhof weist naturgemäß keine Infrastruktur auf, die man für die Veranstaltung von Konzerten braucht - sämtliche Technik, WC-Anlagen, Gastronomiestände, Bestuhlung etc. musste von externen Partnern angeliefert werden. Das Wetter war ein großer Risikofaktor. Es ist zum Glück bei allen drei Terminen trocken geblieben, beim zweiten
Termin Anfang August war es aber sehr knapp, diese Session hätte fast abgebrochen werden müssen.
Da insgesamt nur ein geringes Budget zur Verfügung stand, konnten nicht alle Events im gleichen Maße beworben werden. Erfolgreich waren vor allem die Veranstaltungen, die von sich aus ein großes Medieninteresse generiert haben - vor allem die Friedhofssessions waren sehr beliebt. Auch die kleineren Veranstaltungen wurden gut angenommen, bei manchen Teilnehmerzahlen war aber noch Luft nach oben.
Die Öffentlichkeit wurde durch verschiedene Kanäle informiert: Es gab einerseits professionelle Presseaussendungen, dazu dann die Ankündigung auf den Webseiten der Friedhöfe Wien und der Kooperationspartner*innen, sowie auf den entsprechenden Social Media Kanälen. Außerdem gab es einen Newsletter mit zusätzlichen Angeboten, wie z.B. Ticketverlosungen, und Aushänge, Flyer, Plakate auf den Friedhofsflächen. Dazu kam dann die Mediale Berichterstattung (z. B. brachte der Österreichische Rundfunk in "ORF Wien Heute" einen Bericht über die erste Friedhofssession https://wien.orf.at/stories/3263680/ ). Für die Bewerbung wurde keinerlei Mediabudget verwendet.