Der Bahá'í-Glaube
Der Bahá'í-Glaube ist eine monotheistische Religion, die im 19. Jahrhundert von Bahá'u'lláh (1817-1892, "Herrlichkeit Gottes", abgeleitet vom Arabischen Bahá = Herrlichkeit und lláh = Gott) in Persien (dem heutigen Iran) gegründet wurde. Es betont die spirituelle Einheit der gesamten Menschheit. Zu den wichtigsten Lehren des Bahá'í-Glaubens gehören die Einheit Gottes, die Einheit der Religion und die Einheit der Menschheit.
Bahá'í glauben, dass es nur einen Gott gibt, der die Quelle aller Schöpfung ist, und dass alle großen Religionen aus derselben göttlichen Quelle stammen. Sie sind überzeugt davon, dass Gott sich durch eine Reihe göttlicher Boten offenbart hat (darunter Abraham, Moses, Jesus, Muhammad), von denen jeder eine große Weltreligion gegründet hat, und dass Bahá'u'lláh der jüngste dieser Boten ist.
Jeder bringt Lehren mit, die auf die Bedürfnisse der Zeit eingehen. Bahá'í betonen auch die Bedeutung von Gerechtigkeit, Weltfrieden und der Beseitigung von Vorurteilen sowie Rassen-, Kultur- und Nationalgrenzen. Alle Menschen sind gleich geschaffen und sollten vereint sein.
Baha‘i-Gräberfeld auf dem Friedhof Ohlsdorf
Der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg umfasst ausgewiesene Bereiche für verschiedene religiöse und kulturelle Gruppen, darunter auch die Baha'i-Gemeinschaft. Ein kleines Gräberfeld der Baha'i-Gemeinschaft liegt hinter der Kapelle 13 in Grablage Bo 72. Dieser Bereich ist für die Bestattung von Bahá'í-Anhängern vorgesehen und folgt den spezifischen Bestattungsbräuchen und -praktiken des Bahá'í-Glaubens. Im Folgenden werden einige wesentliche Aspekte der Bahá'í-Bestattungen beschrieben.
Grabgestaltung
Die Gräber sind schlicht gestaltet. Aufwendige Monumente oder prunkvolle Grabstätten sind unüblich und nicht erwünscht. Einfachheit und Bescheidenheit sind grundlegende Prinzipien des Baha'i-Glaubens - der Fokus liegt auf dem geistigen und spirituellen Leben. Bahá'í-Bestattungen sind darauf ausgerichtet, den Glauben an ein Leben nach dem Tod und die spirituelle Reise der Seele zu verdeutlichen. Ein wesentliches Symbol auf Baha'i-Gräbern ist der neunzackige Stern, der die Vollkommenheit und die Einheit der Religion darstellt. Der Stern ist ein zentrales Symbol im Baha'i-Glauben. Ein weiteres Symbol auf einem Baha'i-Grabstein ist ein kalligraphisches Ringsymbol.
Übereinander werden drei Stufen durch einen vertikalen Bügel miteinander verbunden. Diese drei Stufen symbolisieren Gott, die Religionsstifter und die Menschheit. Der Bügel symbolisiert die Offenbarung. Es können auch Verse aus den Bahá'í-Schriften eingraviert sein. "O du der Gütigsten der Gütigen!" - diese beispielhafte Phrase reflektiert die spirituelle Ausrichtung und die Demut vor der göttlichen Güte. Grabsteine oder Grabsteine enthalten oft den größten Namen ("Yá") Bahá'u'l-Abhá, was so viel bedeutet wie "O Herrlichkeit des Allherrlichen". Die Gräber enthalten aber auch oft grundlegende Informationen zu den Verstorbenen, wie z. B. Name, Geburts- und Sterbedatum.
Grabausrichtung
Der Kopf des Verstorbenen zeigt in Richtung Qiblih, dem Bahá‘í-Heiligtum in Akkon (Israel), das als spirituelles Zentrum der Baha‘i-Gemeinde gilt.
Bestattungsrituale
Es gibt spezielle Gebetstexte, die für die Beerdigung und für das Grab verwendet werden, darunter das "Gebet für die Verstorbenen", das von Baha'u'llah, dem Gründer des Baha'i-Glaubens, offenbart wurde.
Bestattungspraktiken
Der Leichnam wird normalerweise in einen Sarg gelegt und nicht verbrannt. Die Einäscherung im Bahá‘í-Glauben ist nämlich nicht erwünscht. Die Bahá‘í-Gemeinde hat keine speziellen Vorschriften für die Art des Sarges, jedoch sollte dieser bescheiden und schlicht gestaltet sein.
Bestattungsort
Bahá'í-Gläubige sollen in der Nähe ihres Sterbeortes beigesetzt werden. Das Gesetz der Bahá'í besagt, dass der Leichnam nicht weiter als eine Stunde vom Ort des Todes entfernt transportiert werden darf, und betont die Bedeutung der Bestattung vor Ort. Diese Praktiken sollen die Baha'i-Lehren widerspiegeln: "Ich lehre die Würde des menschlichen Körpers und die Einheit der Menschheit."