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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Exkursion nach Paris vom 26. bis zum 29. 9. 2019

Unter der Leitung von Reinhard Behrens begann am 26. 9. um 6:40 Uhr die viertägige Exkursion nach Paris für 11 Teilnehmer. Dank der guten Organisation führte uns der Leiter des Freundeskreises vom Père-Lachaise (APPL), Régis Dufour Forrestier, über die vier Friedhöfe: Passy, Montmartre, Montparnasse und Père-Lachaise.

Er bekundete übrigens großes Interesse daran, den Ohlsdorfer Friedhof und den FOF zu besuchen. Eventuell ergibt sich sogar zukünftig eine Partnerschaft. Mit viel Geduld beantwortete er unsere Fragen und zeigte uns die von uns ausgewählten Gräber.


Dr. Behrens im Gespräch mit Régis Dufour Forrestier (Foto: M. v. Sprekelsen)

Unsere Erkundungstour startete mit Passy, dem kleinsten (1,7 ha) und teuersten Friedhof von Paris. Er wurde 1820 eröffnet und hat als einziger Friedhof der Stadt eine geheizte Trauerhalle. Unter den 2.600 Gräbern sind viele französische Aristokraten, berühmte Künstler, Industrielle und Politiker zu finden (z.B. C. Debussy, Fernandel und D. Costes). Wir fanden es ungewöhnlich, dass auf dem Friedhof nur einige Kastanienbäume wachsen und ansonsten keine Vegetation zu finden ist. Selbst auf den Gräbern sind meist nur Plastik- oder Textilblumen abgelegt. Am zweiten Tag besuchten wir den 11 ha großen und im Norden von Paris gelegenen Cimetière de Montmartre (Eröffnung 1825). In einem ehemaligen Kalksteinbruch angelegt wird dieser auch als kleines Abbild vom Friedhof Père-Lachaise bezeichnet. Dort ist Platz für 20.000 Gräber. Außergewöhnlich ist, dass über den Friedhof eine Brücke mit einer mehrspurigen Straße führt. Er ist etwas grüner als Passy, da an wenigen Stellen Rasen wächst und einige Bäume stehen. Hier liegen viele Künstler und Wissenschaftler (z.B. Dalida, Heinrich Heine, J. Offenbach, A. Dumas fils u. H. Berlioz) begraben. Wir hatten Glück am dritten Tag, den im Süden gelegenen Friedhof Montparnasse vor der Beisetzung Jacques Chiracs erkunden zu können (einen Tag später wäre dieser für Besichtigungen gesperrt gewesen; wir standen vor seinem Grab, der Name war schon am Morgen eingraviert worden). Mit seinen 19 ha ist Montparnasse der zweitgrößte Friedhof von Paris (35.000 Gräber). Eröffnet wurde er 1824. Auf ihm befinden sich 1.200 Bäume. Beeindruckend war das Grab für den Assistenten von Niki de Saint Phalle mit einer Skulptur von ihr. Berühmte Gräber, die wir gesehen haben, sind z.B. die von S. Gainsbourg, J.P. Sartre mit Simone de Beauvoir, A. Citroen oder J. Demy.
Anschließend besuchten wir das Pantheon, einen mächtigen Kuppelbau, welcher ursprünglich 1744 als Kirche geplant wurde und seit 1791 als letzte Ruhestätte für die "großen Franzosen des Zeitalters der Freiheit" dient – wie z.B. Voltaire, Rousseau, Victor Hugo, Marie Curie.


Auf dem Friedhof Père Lachaise (Foto: M. v. Sprekelsen)

Absolutes Highlight war jedoch die Besichtigung des Friedhofs Père-Lachaise. Dieser ist der größte Friedhof mit 70.000 Gräbern aus zumeist Marmor und Granit. Eröffnet wurde er 1804. In der parkähnlichen Anlage gibt es lange, breite Straßen von denen kleine Wege abgehen. Über 5.000 Bäume stehen auf dem Gelände. Darunter ein 100-jähriger Ahorn mit 12 Metern Höhe sowie eine indische Kastanie mit einem Durchmesser von 3,45 Metern. Leider konnten wir nur einen Bruchteil des 44 ha umfassenden Friedhofs erkunden. Im Nieselregen besuchten wir u.a. die Gräber von M. Callas, Rossini, F. Chopin, V. Bellini, E. Piaf, J. Morrison u. O. Wilde. Ergreifend für uns alle waren die Denkmäler für die in den Konzentrationslagern von Oranienburg-Sachsenhausen, Auschwitz, Natzweiler-Struthof, Buchenwald-Dora, Dachau, Bergen-Belsen, Neuengamme, Ravensbrück, Mauthausen und Flossenbürg Gestorbenen. Régis Dufour Forrestier war sichtlich bewegt, als er uns zu den jeweiligen Denkmälern führte, und sagte zum Schluss, wie schön er es fand, dass wir uns diese Route gewünscht hatten.


Besuch von Sacré Coeur (Foto: R. Behrens)

Die Exkursion war insgesamt körperlich anspruchsvoll, was nicht alle Teilnehmer vorher bedacht hatten. Am späten Sonntagabend kamen wir erschöpft, aber glücklich, am Hamburg Airport an. Dort wurde sich herzlich vom Ehepaar Behrens verabschiedet. Es war eine rundum gelungene und perfekt geplante Reise.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Kunst in Hamburg (November 2019).
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