In der Mitte der 1960er Jahre war ich einmal bei einer Feuerbestattung im Krematorium Ohlsdorf unter den Trauernden. Am Ende der Feier wurde der Verstorbene im Sarg heruntergelassen.
Damit war die Feier beendet. Ende 1970 kam ich dann als junger "Udl" (Polizeibeamter) zum Polizeirevier 48. Es war seinerzeit flächenmäßig das zweitgrößte Revier in Hamburg. Zu unserem Bereich gehörte u.a. der gesamte Ohlsdorfer Friedhof.
An einem Vormittag fuhr ich mit meinem "Bärenführer" (erfahrener älterer Beamter) Streife im Bereich Ohlsdorf. Plötzlich fragte mich mein Kollege, ob ich mir schon einmal das Krematorium näher angesehen habe. Als ich verneinte, bog er vor der U-Bahnbrücke Fuhlsbüttler Straße nach rechts ab und fuhr auf den Hinterhof des Krematoriums. Hier standen einige Leichenwagen und in einer Ecke des Hofes waren verwelkte Trauerkränze und Blumen aufgetürmt.
Wir betraten gleich darauf den Verbrennungsraum, in dem die Mitarbeiter gerade Frühstückspause hatten. Sie saßen auf den Särgen, die zur Verbrennung anstanden, und aßen ihr mitgebrachtes Pausenbrot. Einen Pausenraum gab es damals nicht, und die Mitarbeiter fanden dies Verhalten ganz normal.
Ein Vorarbeiter begrüßte uns, um uns den Arbeitsablauf zu erläutern. Nachdem die Särge nach der Trauerfeier herunterkamen, wurden sie registriert. Dann öffnete er eine Feuerklappe, in die die Särge der Reihe nach zur Verbrennung hineingeschoben wurden. Uns schlug heiße Luft ins Gesicht. Wir konnten nur hell lodernde Flammen sehen, deren Spitzen wir nicht mehr sehen konnten. Der Vorarbeiter erklärte uns, dass im Inneren nun alles verbrannt sei. Danach führte er uns eine Etage tiefer und zeigte uns den weiteren Verlauf. Der heiße Ofen wurde mit einem Schieber gesäubert. Die Asche fiel nach der Verbrennung in einen Behälter, wo mögliche Metallteile aus der Asche gezogen wurden. Die restliche Asche wurde gesiebt und dann in eine Urne mit Aufschrift gefüllt.
Diese beindruckende Führung im sonst nicht zugänglichen Teil des Krematoriums hat mich sehr berührt, und ich werde diese nie vergessen.