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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Emil Nolde, ein berühmter Maler mit einem ungewöhnlichen Grab

Mein Vater fotografiert gerne Gräber von bekannten Persönlichkeiten.

Die Bilder werden dann bei seinem Freund in ein Internetportal* eingestellt und da kann man dann auch sehr Lehrreiches aus dem Lebenslauf der Menschen entnehmen. Ich habe da auch schon öfter nachgeschaut, z.B. bei berühmten Sängern wie Falco. Ein Foto vom Grab des Malers Nolde hatte mein Vater noch nicht, deshalb durfte ich mit ihm im Sommer 2006 dorthin, nach Seebüll an der dänischen Grenze, wo der Maler gewohnt hat. Das ist heute ein Museum.

Wir wussten nur zwei Dinge: das Grab befindet sich im Garten des Hauses und fragten uns, ob man da wohl einfach Einlass findet und auch, ob man das Grab dann auch fotografieren darf. Und das zweite: Das Grab ist nur zweimal im Jahr geöffnet, zum Geburtstag und zum Todestag. Und das sind folgende Daten: geboren wurde Nolde am 7.8.1867 in Nolde bei Tondern und gestorben ist er am 13.4.1956, also recht alt, in Seebüll. Weil nun 2006 der 50. Todestag von Nolde war, hatte man eine Ausstellung organisiert. Und vermutlich deshalb war auch das Grab auf.

Nolde-Grab
Außenansicht der Grabstätte Emil Nolde in Seebüll (Foto: Harmsen)

Das ist ganz geheimnisvoll. Es ist ein Erdhügel im Garten, und da kommt man nicht ran, weil eine Kette davor ist. Weil wir gesehen haben, dass die Türen unter dem Erdhügel offen waren, bin ich dann da mal vorsichtig hingegangen und habe schnell aus einem Graben fotografiert. Mein Vater hat dann im Museum gefragt, ob man auch das Innere des Grabes, wo ein Stein liegt, fotografieren dürfte. Das wurde erlaubt. Also habe ich dann den Stein fotografiert.

Mich hat dieses Grab in einer wunderschönen Umgebung mit Blumen sehr beeindruckt. Deshalb habe ich danach in den Büchern gelesen, die mein Vater über Nolde hat. Und dabei dann auch gelernt, dass der Schriftsteller Siegfried Lenz im Roman "Die Deutschstunde" über Nolde geschrieben hat. Eigentlich wird man ja auf Friedhöfen beerdigt, aber es gibt wenige Menschen, die eine Genehmigung haben, auf ihrem Privatgrundstück beerdigt zu werden. Bei Emil Nolde ist das gut so, weil dann die ganzen Museumsbesucher auch gleich an das Grab können und nicht erst zum Friedhof müssen. So haben sie beides zusammen, sie freuen sich an den Bildern und erinnern sich am Grab an den großen Künstler.

* Der Autor ist 11 Jahre alt, das Internetportal ist zu finden unter www.knerger.de

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Kapellen in Ohlsdorf Orte des Abschieds (August 2007).
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