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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Neues aus dem Alten Krematorium: "Invest in Future"-Award

Die Baumaßnahmen am ehemaligen Krematorium in der Alsterdorfer Straße, in der die Flachsland Zukunftsschule bereits im Jahr 2009 ein besonderes Zuhause gefunden hat, wurden erfolgreich abgeschlossen. "Der Neubau soll gleichsam in den Altbau hereinwachsen", betonte der mit dem Bauvorhaben betraute Architekt Ulrich Wehde im Jahr 2008 kurz vor Beginn der Baumaßnahmen. 2007 hatte der Kulturinvestor Klausmartin Kretschmer das Ensemble der vhw (Vereinigte Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft) abgekauft und setzte sich mit Betreibern einer in freier Trägerschaft betriebenen Kindertagesstätte mit Grundschule und bilingualer-reformpädagogischer Ausrichtung in Verbindung: dem Verein Kinderwelt, der in Hamburg mittlerweile16 überwiegend bilinguale Kindertagesstätten mit rund 1000 Betreuungsplätzen betreibt.

Hinter dem historischen Gebäude, einem in den Jahren1890/91 entstandenen achteckigen Backsteinbau mit einer 13 Meter hohen Kuppel, unterschiedlichen Dachformen und einem 25 m hohen minarettartigen Schornstein wurden zur Alster hin zwei halbkreisförmige Neubauten geschaffen, in denen die Unterrichtsräume bzw. "Teamräume" für die 120 Schüler der Primarschule der Klassen 1 bis 4 eingerichtet sind. Im Untergeschoss haben Forscherwerkstätten, ein Musikatelier, Bewegungsräume und eine Bibliothek ihren Platz. Eine Glasüberdachung verbindet Alt- und Neubau miteinander, so dass die Sichtachse auf das historische Gebäude erhalten bleibt und viel Licht die Räume erhellt. Auf der Seite zur Alsterdorfer Straße hin befindet sich die einstöckige Kita für die 60 zu betreuenden Kinder. Die hier errichtete historische Balustrade sowie die Steintreppe wurden von den Hamburger Steinmetzen Alfred Karbenk und Söhne mit großer Sensibilität nachempfunden und wieder aufgebaut. Kita und Schule sind durch einen imposanten Kuppelsaal miteinander verbunden. Hier befindet sich eine Caféteria.

Das Besondere an dieser Bildungseinrichtung sind nicht nur der Ort und seine Geschichte; auch das Bildungskonzept ist ein Besonderes. Es ist reformpädagogischer Natur, soll heißen: Hier wird eine Schulpädagogik praktiziert, bei der Aspekte der zum Teil rund 100 Jahre alten Reformpädagogik (Freinet-, Reggio-, Gestaltpädagogik, demokratische Schulbewegung) mit neueren Erkenntnissen der Hirn- und Lernforschung verbunden werden. Klassenzimmer gibt es hier nicht, dafür Team- und Erfahrungsräume. Die Kinder absolvieren fächerübergreifende Projektarbeiten, die auch altersübergreifend stattfinden können. Sie sollen von Beginn an ihren Fähigkeiten entsprechend gefördert werden. Der fließende Übergang vom Elementar- in den Primarbereich, der eine durchgängige Pädagogik verfolgt, stellt hierbei eine einmalige Ausrichtung dar.

Das Konzept der Flachsland Zukunftsschule wurde im Herbst 2010 honoriert: Für das Bildungsangebot eines ganzheitlichen Angebots, das Kindern zwischen einem und zehn Jahren eine durchgängige Bildungsbiografie ermöglicht, erhielt die Institution den mit 5.000 Euro dotierten ersten Preis des jährlich von der Konzepte für Kindertagesstätten verliehenen "Invest in Future"-Award. Die Begründung der siebenköpfigen Jury lautet: "Die Pädagogik der Flachsland Zukunftsschulen ist von unten her gedacht und aufgebaut: Aus der Kita-Pädagogik entwickelt sich die Schulpädagogik in stimmiger Weise. Das hat die Jury besonders beeindruckt. Einen solchen Ansatz gab es bei keinem der anderen Bewerber. (...) Die räumliche Unterbringung des Elementar- und des Primarbereichs unter einem Dach sowie ein fließender Übergang von einem Bereich in den anderen und die enge Zusammenarbeit der pädagogischen Fachkräfte getragen von gemeinsamen Teambesprechungen lassen die Kluft entfallen, die sich in anderen Konstellationen zwischen Kindertagesstätte und Grundschule für die Kinder auftut. (...)".1
Kontakt zur Autorin: [email protected]

1 http://www.flachsland-hamburg.de/index.php?id=129

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Vom Krematorium zum Bestattungsforum (November 2011).
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