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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

ITA - Institut für Trauerarbeit

"Gesegnet sind, die Trauer tragen. - Wenn die Toten sich ausruhen vom Totsein, dann stehen sie auf und singen." Dieser Satz findet sich in einer alten und weisen Trauerbegleitung.

"Die Verstorbenen sind nicht so weit weg, dass sie nicht zum Singen kommen könnten. Zwischen Tod und Leben gibt es eine schmerzliche Lücke, aber keine eiserne Tür, die nur in eine Richtung zu durchschreiten wäre. Beide Welten sind durchlässig. Lebende und Verstorbene können gemeinsam ihre Stimmen erheben und da sein. Doch wer vermag diesen Zusammenklang zu hören? Die Trauernden auf dieser Erde haben "Organe", mit denen sie hören, was kein Ohr sonst zu hören vermag. Sie haben Augen, mit denen sie wahrnehmen, was kein Auge je gesehen. Gesegnet sind die Trauernden, denn diese Erde braucht sie."

Diesen Text entwarf Wolfgang Teichert, Direktor der Evangelischen Akademie Nordelbien, Pastor und Leiter des Instituts für Trauerarbeit (ITA) als Leitgedanken für die Arbeit unseres Instituts.

Es mag auf den ersten Blick paradox erscheinen, dass die Erde die Trauernden brauchen soll, wo doch - das wird niemand ernsthaft bestreiten wollen - gerade Trauernde unseres besonderen Mitgefühls und unseres Beistands bedürfen.

Der zweite Blick auf den Text enthüllt uns seine besondere Botschaft: Trauernde sind in ihren Schmerzen um den Verlust eines geliebten Menschens jener Abwehr entkleidet, die uns gewöhnlich im Alltag allen möglichen Beschäftigungen nachgehen und das, was im Innern und in der Tiefe unserer Seele geschieht, nicht wahrnehmen lässt.

Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, werden wir im tiefsten Inneren unserer Seele verletzt und erleiden Schmerzen, die nahezu unerträglich sind.

Zuerst versuchen wir, diese Schmerzen irgendwie zu überleben, bis wir uns traue(r)n, mit ihnen zu leben.

Trauern ist ein Leben in der Seelentiefe und Trauernde konfrontieren ihre Mitmenschen mit der Existenz dieser Tiefe. Sich auf diese Seelentiefe einzulassen, ist in unserer modernen Welt nicht besonders populär.

Wo ist der Raum und die Zeit, sich nach innen zu wenden, auf die Stimme unserer Seele zu hören, uns zu fragen: Wer bin ich? "Woher komme ich? Wohin gehe ich?" Trauernde Menschen verkörpern diese Fragen und geraten damit nicht selten in eine Isolation in unserer Gesellschaft. Oft müssen sie sich in der Berufswelt größte Mühe geben, ihre Trauer zu verbergen.

Das Institut für Trauerarbeit ITA hat es sich zur Aufgabe gemacht, Trauernden Räume der Begegnung und der Gestaltung ihrer Trauer zu geben, wie das in den Trauerseminaren für Verwaiste Eltern und Geschwister in Bad Segeberg geschieht.

Es sind aber auch die fortlaufenden Gruppen für Menschen, die ihren Partner oder ihre Partnerin verloren haben, in denen Trauernde ihren Ort der Begegnung finden, an dem sie sein dürfen wie sie gerade fühlen - traurig, wütend, verzweifelt, aufbrausend, still, resigniert ... - und wo sie sich angenommen und getragen fühlen.

In Sprechstunden für Familien, in denen ein Elternteil verstorben ist, finden die Betroffenen Beratung und Unterstützung.

Trauernde Menschen zu begleiten, verlangt zu allererst Authentizität und die Bereitschaft, Leid nicht "wegmachen" zu wollen, sondern mit auszuhalten. Auch das Wissen um und das Vertrauen in die seelischen Kräfte und die ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit sollten Menschen auszeichnen, die Trauernde begleiten.

Das ITA bietet in einer zweijährigen berufsbegleitenden Ausbildung zum Trauerbegleiter bzw. zur Trauerbegleiterin neben der Wissens- und Methodenvermittlung ein besonderes Curriculum an, in dem diese Kompetenzen erworben werden können. Daneben gibt es vielfältige methoden- oder berufsgruppenorientierte Fortbildungsangebote für Menschen, die beruflich mit Trauernden zu tun haben.

Zu den weiteren Aufgaben des ITA gehören: Themen wie Leiden und Sterben, Tod und Leben, Verlust und Trauer in der Gesellschaft bewusst zu machen und zu bearbeiten. Wissenschaftliche Erkenntnisse zu sammeln und Forschungsergebnisse umzusetzen, sowie fachliche Standards in der Trauerarbeit fortzuentwickeln unter Einbeziehung von Erhebungen aus der Praxis. Für Kooperationsveranstaltungen mit sozialen Einrichtungen, unterschiedlichen Institutionen, Verbänden und Berufsgruppen zur Verfügung zu stehen, sowie Fachberatung auf Anfrage anzubieten.

Das ITA hat seinen Sitz in Hamburg. Es arbeitet parteiunabhängig und überkonfessionell auf dem Hintergrund langjähriger Erfahrung als multiprofessionelles Team in internationalen Zusammenhängen.

Weitere Informationen:
Institut für Trauerarbeit
Evangelische Akademie Nordelbien
Esplanade 15, 20354 Hamburg
Tel 040-355056-33 Fax 040-355056-51

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Zukunft der Friedhöfe (Februar 2002).
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